1. Mai: GEW NRW fordert Trendwende

Am Tag der Arbeit forderte die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Ayla Çelik, einen Aufbruch und mutige Investitionen in das Bildungssystem. Der bauliche Investitionsstau in Nordrhein-Westfalen betrage alleine 10 Milliarden Euro. „Das Bildungssystem wurde an allen Enden kaputtgespart: Putz fällt von der Decke, Waschbecken tropfen und Toiletten sind zum Teil nicht begehbar. Ich kann euch von Kindern berichten, die während der Schule nicht auf die Toilette gehen und bis zum Unterrichtsschluss einhalten! Wo sind wir denn gelandet, dass unser Bildungssystem so desolat ist?“, empörte sich Çelik, selbst langjährige Lehrerin und Rektorin, bei ihrer Rede in Gelsenkirchen.

Verärgert zeigte sich die Vorsitzende der GEW NRW über Forderungen, es bräuchte „mehr Bock auf Arbeit“. Çelik: „Um es mal ganz deutlich zu sagen: Nicht die Arbeitsmoral muss sich ändern, sondern ändern muss sich endlich der Berg an unbezahlten Überstunden.“ Lehrkräfte, die bis zur völligen Überlastung und unter widrigen Bedingungen arbeiten müssten, könnten solche Sprüche nicht nachvollziehen. Für die Bekämpfung des Lehrkräftemangels, der Gelsenkirchen auch extrem hart treffe, müsse der Beruf attraktiver werden. Das Handlungskonzept von Ministerin Feller, das beispielsweise restriktiveres Vorgehen bei Teilzeitanträgen vorsieht, nannte Çelik deshalb „kontraproduktiv“. Die Ministerin sei damit völlig auf dem Holzweg. „Solche Maßnahmen setzen gerade in einer Zeit, in der dringend Nachwuchs gebraucht wird, die Attraktivität des Berufes herab. Der Schaden, der dadurch entsteht, steht in keinem Verhältnis zum Mehrwert“.

Besonders prangerte die Gewerkschafterin die grassierende Kinderarmut an: „Armut heißt oft: Nicht mitspielen zu können, außen vor zu bleiben. Es heißt oft auch, kein anständiges Frühstück vor der Schule oder kein Internet oder Tablet für die Schulaufgaben zu haben. Oder andersrum gesagt: Armut baut häufig unüberwindbare Hürden und ist auch ein Synonym für Bildungsarmut. Denn Kinderarmut ist bitter und folgenschwer. Kinderarmut bedeutet nicht nur Mangel und Ausgrenzung im Hier und Jetzt – Armut raubt den Kindern vor allem Zukunfts- und Entwicklungschancen!“ Deshalb warb die Gewerkschafterin mit Verve für die Kindergrundsicherung. „Die Überwindung von Kinderarmut kostet Geld, ja das ist so. Aber noch mehr Geld wird es uns kosten, wenn wir zusehen, wie so viele Kinder ihrer Zukunftschancen beraubt werden. Eine jährliche Schulabbrecherquote von 6,2 Prozent dürfen wir uns nicht leisten. Das kann und darf kann so nicht bleiben! Wir erwarten ganz klar: Die Kindergrundsicherung muss kommen!“
 

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