„Wir machen uns ernsthafte Sorgen um die Zukunft unserer Unternehmen und die Zukunft des Industriestandorts Deutschland. Wir brauchen nachhaltige Rahmenbedingungen, eine verlässliche Politik und vor allem Planungssicherheit“, stellt Gustav Deiters, Sprecher des VGMS-Präsidiums, bei der Begrüßung von Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen auf der Jahresversammlung des Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS in Lübeck fest.
„Viele Unternehmen haben Lösungen gefunden, mit dem Energiethema umzugehen. Das alles überschattende Thema ist bleibt der Fachkräftemangel: Wenn wir alle Themen gelöst haben, aber keine Menschen haben, stehen wir vor großen Problemen!“, erklärt Claus Ruhe Madsen in seinem Statement. Die weitere Diskussion mit den Unternehmerinnen und Unternehmern zeigt sehr deutlich, dass die alles erstickende Bürokratie dringend abgebaut werden muss, um Platz für Innovationen, Investitionen wie auch zur Integration von Arbeitskräften zu schaffen. „Nicht mehr Förderprogramme sind entscheidend zur Lösung von Problemen sondern Zuversicht. Wir müssen deutlich pragmatischer und deutlich schneller werden. Wir brauchen neue, zeitgemäße Standards, auch daran müssen wir arbeiten“, antwortet Madsen auf die geäußerten Sorgen der Branche.
Michael Gutting, stellvertretender Sprecher des VGMS-Präsidiums, berichtet aus der betrieblichen Praxis: „Wir ersticken in Bürokratie. Zu den unzähligen Audits kommen immer neue Dokumentationspflichten: Arbeitszeitgesetz, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder Nachhaltigkeitskriterien und vieles mehr. Wir wollen produzieren, um die Menschen in Deutschland mit Lebensmitteln zu versorgen und nicht dokumentieren – davon wird keiner satt!“ Jürgen Englert, Mitglied des VGMS-Vorstands, ergänzt: „Dringend benötigte Arbeitskräfte wie Kraftfahrer oder Produktionshelfer sitzen ohne Arbeitserlaubnis in Flüchtlingsunterkünften und warten monatelang auf einen Deutschkurs. Wir wollen einstellen und dürfen nicht.“
Madsen, der sich als großer Freund pragmatischer Lösungen outet, fordert die Unternehmer auf, ihm konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau zu übermitteln: „Schreiben Sie mir auf, was sie stört und was aus ihrer Sicht wegfallen muss. Ich werde das in die Runde der Wirtschaftsminister der Länder mitnehmen und immer wieder diskutieren“. Auch zum Thema Integration hat er gute Vorschläge – „learning on the job“ – wie seine persönliche Lebensgeschichte zeigt.
Im VGMS sind 575 Unternehmen organisiert, von mittelständischen, familiengeführten Unternehmen bis hin zu großen internationalen Konzernen. In den Betrieben werden rund 15 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Rohstoffe verarbeitet, unter anderem Weizen, Roggen, Hafer, Hartweizen, Mais, Reis und Stärkekartoffeln. Die Unternehmen sind wichtige Partner der Landwirtschaft sowie von Lebensmittelhandwerk, Industrie und Handel. Die Produktpalette reicht von Mehl über Haferflocken, Frühstückscerealien, Nudeln und Reis bis zu nativen und modifizierten Stärken sowie Stärkeverzuckerungsprodukten. In Deutschland und darüber hinaus versorgen die Unternehmen Tag für Tag Millionen Menschen mit hochwertigen, sicheren und zugleich preiswerten Lebensmitteln. Daneben stellen sie Produkte für die chemisch-technische und pharmazeutische Industrie sowie Einzelfuttermittel für die Tierernährung her.
Mit ihren rund 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwirtschaften die im VGMS zusammengeschlossenen Branchen einen Umsatz von etwa siebeneinhalb Milliarden Euro, mit ihren Produkten sind sie weltweit erfolgreich. Der VGMS vertritt ihre wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen gegenüber deutschen und europäischen Institutionen.
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