Deutschland nimmt beim Wasserstoffhochlauf Fahrt auf

  • Zweite H2-Bilanz von E.ON zeigt: Energiekrise verleiht dem Wasserstoffhochlauf Tempo
  • Deutlicher Anstieg bei der geplanten Erzeugungskapazität für Wasserstoff
  • Notwendig ist jetzt die Umsetzung von konkreten Vorzeigeprojekten im industriellen Maßstab

Deutschland macht beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft Fortschritte. Das zeigt die zweite H2-Bilanz, die E.ON heute auf Basis von Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) veröffentlicht hat. Es fällt auf, dass inzwischen zahlreiche neue Projekte in Planung sind, die die inländische Elektrolysekapazität erhöhen würden. Zudem sind diese im Durchschnitt deutlich größer und dienen damit nicht mehr nur Test- und Forschungszwecken, sondern würden sich auch für die Produktion von Wasserstoff (H2) im industriellen Maßstab eignen.

Die bis 2030 geplante H2-Erzeugungsleistung ist von 5,6 Gigawatt im Juli 2022 auf 8,1 Gigawatt im Februar 2023 gestiegen. Das zeigt: Die Planungen zum Aufbau von Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff nehmen Fahrt auf und lassen das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 eine installierte Leistung von 10 Gigawatt zu erreichen, greifbarer erscheinen. Kehrseite der Medaille: Bei den meisten Projekten ist noch keine finale Investitionsentscheidung getroffen.

Die Steigerung der geplanten Elektrolysekapazität führt E.ON auch auf die Energiekrise zurück: Die Notwendigkeit, möglichst schnell unabhängiger von Erdgas zu werden und eine stärkere Diversifizierung der Energiequellen zu erreichen, habe vielen Anlagenbetreibern einen Anreiz gegeben, Wasserstoffprojekte zu planen.

Durch die erhöhte Elektrolysekapazität hat sich wiederum die erwartete Importlücke verkleinert: Lag diese bei der ersten Veröffentlichung der H2-Bilanz im November letzten Jahres noch bei 50,5 Terawattstunden, so rechnet E.ON, Stand heute, mit einer Lücke von 43,5 Terawattstunden bis 2030. Die Berechnung legt bis zu diesem Jahr einen Wasserstoffbedarf von 66 Terawattstunden zugrunde, ausgehend von der dena-Leitstudie „Aufbruch Klimaneutralität“.

Keinen greifbaren Fortschritt gab es hingegen beim Aufbau der Infrastruktur. Zwar haben sich die geplanten Wasserstoffleitungen innerhalb eines halben Jahres von 2273 auf 2813 Kilometer erhöht, aktuell sind aber immer noch lediglich 417 Kilometer reine Wasserstoffleitungen deutschlandweit in Betrieb.

E.ON-Vorstand Patrick Lammers: „Es ist erfreulich, dass die geplante Erzeugungskapazität für Wasserstoff in Deutschland gestiegen und die erwartete Importlücke kleiner geworden ist. Auf diese zunächst positive Entwicklung dürfen wir uns aber nicht verlassen. Die Planungen müssen sogar noch ehrgeiziger sein. Sonst können nicht realisierte Projekte oder Bauverzögerungen das Erreichen des 10-Gigawatt-Ziels schnell vereiteln. Darüber hinaus fehlt nach wie vor die Infrastruktur, mit der wir den Wasserstoff zu den Kunden transportieren können. Deutschland muss deshalb den eingeschlagenen Weg jetzt noch entschlossener und konsequenter verfolgen, um der entstehenden deutschen und europäischen Wasserstoffwirtschaft eine echte Chance auf dem Weltmarkt zu geben.“

Till Mansmann, Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung: „Grüner Wasserstoff ist das noch fehlende Puzzleteil für die Energiewende. Deshalb brauchen wir Forschung und Entwicklung und treiben Innovationen entschlossen voran. Wir brauchen Technologieoffenheit und Pragmatismus, um insbesondere Industrie und Mittelstand den Weg für die Transformation zu ebnen. Wir haben das Potenzial, Deutschland zu einer Wasserstoffrepublik zu machen. Diese Chance müssen wir nutzen.“

Dringenden Klärungsbedarf sieht E.ON beispielsweise noch bei den Rahmenbedingungen für den Betrieb von Wasserstoff-Netzen. Langwierige Diskussionen schüren Unsicherheit und bremsen so den Aufbau eines Wasserstoff-Netzes. Wichtig ist jetzt, dass kurzfristig ein belastbarer rechtlicher Rahmen geschaffen wird, der dafür sorgt, dass konkrete Investitionen getätigt werden können.

Auch die Förderkulisse in Deutschland und Europa muss nun schnell weiterentwickelt werden, um dem Markthochlauf von Wasserstoff abseits der USA eine realistische Chance zu geben. Dafür braucht es pragmatische Förderinstrumente, die einfach zugänglich und zügig verfügbar sind.

Ein erster Schritt ist getan: Die EU-Kommission hat im Februar die lang erwartete Definition veröffentlicht, wann Wasserstoff als „grün“ gilt. Diese enthält zwar sehr komplexe Anforderungen, die ab 2029 noch verschärft werden, bietet Investoren und Industrie aber zumindest eine notwendige Grundlage, um einen Wasserstoffmarkt in Europa zu entwickeln.

Über die H2-Bilanz

Die H2-Bilanz wird zweimal im Jahr veröffentlicht. Die wissenschaftliche, datenbasierte Herangehensweise soll einen Beitrag dazu leisten, dass an den richtigen Stellschrauben für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf gedreht wird. In die Analyse fließen die konkreten Projektvorhaben bis 2030 und Indikatoren wie die Erzeugungskapazität von grünem Wasserstoff, Importmengen, Infrastruktur und Kosten ein. Die Daten der H2-Bilanz und weitere Informationen finden Sie auf https://www.eon.com/de/wasserstoff/h2-bilanz.html.

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