Wachstum ohne Ressourcenverbrauch?

Für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft als regeneratives Wirtschaftssystem gilt es, Geschäftsmodelle auf die Nutzung, Leistung und Resultate eines Produktes zu fokussieren, nicht nur auf den einmaligen Verkauf. Somit werden Verbrauchsgüter zu Gebrauchsgütern, Ressourcenproduktivität steht im Zentrum. In der Praxis bedeutet dies, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sich auf Kundenbedürfnisse konzentrieren, den gesamten Produktlebenszyklus im Blick haben und dadurch auch Qualität, Reparaturfähigkeit und Recycling berücksichtigen. Im Kern kann dies ökonomischen und ökologischen Mehrwert kombinieren und für Systemspieler neue Möglichkeiten eröffnen.

Systemiq arbeitet als Denkfabrik und Berater für nachhaltigen Systemwandel mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Finanzwesen, Politik und Gesellschaft daran, Systeme nachhaltig zu verändern und teilt Erkenntnisse und Best Practices zur Organisation für Zirkularität. Im Gespräch mit Sophie Herrmann, Partnerin und Leiterin DACH und Dr. Manuel Braun, Direktor Zirkuläre Geschäftsmodelle:

Wie können Geschäftsmodelle für die Circular Economy optimiert werden?

Etwa durch Product-as-a-Service Modelle, die sich auf die Kundenleistung und -bindung fokussieren, das Produkteigentum aber beim Anbieter belassen. So entstehen Anreize zur Herstellung kreislauffähiger Produkte. Über Refurbishment- und Resale -Modelle können Hersteller hochqualitativer Produkte wie Fahrräder, IT-Equipment oder Möbel aktiv den Sekundärmarkt steuern und einen Wettbewerbsvorteil aufbauen. Im B2B Bereich werden z. B. Werkzeuge im Flottenmodel angeboten, Maschinen im Pay-per-Part Modell betrieben oder Turbinen nach Betriebsstunde abgerechnet.

Lineare Wertschöpfung fokussiert sich auf radikale Produktkostenoptimierung, zirkuläre Modelle erfordern Veränderung und Investitionen.

Mit der zunehmenden Industrialisierung von Reverse-Logistics, Recycling und Refurbishment werden zirkuläre Geschäftsmodelle langfristig vermutlich Kostenvorteile erreichen, insbesondere wenn man bei der Gesamtkostenperspektive Externalitäten wie CO2-Ausstoß oder Biodiversität berücksichtigt. Auch verändern sich bestehende Konsummuster weg von Besitz und Status hin zu mehr Flexibilität, sodass Leistungsmodelle gegenüber Verkaufsmodellen zukünftig bevorzugt werden. Zudem treibt die Digitalisierung und Regulatorik die Lieferketten- und Materialtransparenz zunehmend voran (Stichwort: Digitaler Produktpass), was die Wettbewerbsfähigkeit von zirkulärer Wertschöpfung steigert.

Eine große Herausforderung, die viel Mut und Umdenken bedarf.

Wer hier gewinnen will, muss ambitioniert vorgehen und aktiv den gesamten Produktlebenszyklus auch in Hinblick auf Produktdesign und operative Strukturen auf zirkuläre Modelle anpassen. Existierende Produkte nur im Mietmodell anzubieten, ist nicht genug. Die Pioniere gestalten zusammen mit dem Kunden ein neues Produkt-Service-Bündel. Sie zeigen auf, dass durch zirkuläre Modelle ein nachhaltiger Systembeitrag geleistet wird, ein echter Geschäftswert entsteht und Lieferketten-Resilienz gestärkt werden kann.

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