Die passende Schere auswählen
Gartenscheren lassen sich grundsätzlich in zwei verschiedene Scherentypen unterteilen: Amboss- und Bypass-Scheren. Bei Amboss-Gartenscheren trifft eine keilförmige Klinge auf einen stumpfe Fläche, den so genannten Amboss. „Amboss-Gartenscheren ermöglichen eine gute Kraftübertragung, was beim Einsatz weniger Kraftaufwand sowie eine geringere Belastung für das Handgelenk bedeutet“, sagt Siegl. Amboss-Gartenscheren eignen sich vor allem für das Schneiden von dickeren Ästen und harten Gehölzen. Gärtner:innen müssen allerdings mit Quetschungen am Trieb, ausgefransten Rändern beim Schneiden von weichem Holz und einer weniger exakten Schnittführung rechnen. Grundsätzlich können alle Zweige geschnitten werden, die noch zwischen die Klingen passen. „Nutzer:innen sollten das aber nicht ausreizen, da die Klingen und die Mechanik der Schere stark belastet werden. Bei Billigware kann es bei Überlastung vorkommen, dass sich Griffe oder Gelenke an der Schere verbiegen oder an Verbindungsstellen sogar brechen. Verletzungen sind hierbei nicht ausgeschlossen“, sagt Siegl. Reicht eine gängige Gartenschere für den einhändigen Gebrauch nicht mehr aus, kommt eine Astschere mit längeren Griffen zum Einsatz. Der längere Hebel und die Nutzung mit beiden Händen ermöglichen es, auch dickere Äste zu durchtrennen.
Für einen präziseren und schonenderen Schnitt, etwa bei empfindlichem Schnittgut wie Rosen, Sträuchern oder Stauden, eignen sich Bypass-Gartenscheren. Diese Scherenart besitzt zwei Klingen, die aneinander vorbei gleiten und so für eine gleichmäßige Schnittstelle sorgen. „Bypass-Scheren erfordern einen höheren Kraftaufwand, wodurch das Handgelenk bei der Nutzung schneller ermüden kann“, sagt Siegl. Hier sollten Hobbygärtner:innen auf ihre Körpersignale achten und gelegentliche Pausen beim Gärtnern einlegen.
Prüfzeichen beim Kauf berücksichtigen
Um sicherzustellen, dass eine Gartenschere gemäß den geltenden EU-Richtlinien hergestellt wurde, sollten Verbraucher:innen beim Kauf auf eine entsprechende CE-Kennzeichnung achten. Genauere Orientierung bieten das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit, das in Kombination mit dem Siegel einer Prüforganisation auf den Produkten zu finden ist. Gartenscheren mit diesem Prüfzeichen wurden von unabhängigen Stellen wie den TÜV auf Sicherheit, Funktionalität, Qualität und Schadstoffe geprüft und gewährleisten die Einhaltung von Richtlinien wie der DIN-Norm 7335 für Gartenkleingeräte. Für zusätzliche Sicherheit sollten Verbraucher:innen laut Siegl folgende Hinweise beachten:
- Verarbeitung: Gartenscheren sollten keine scharfen Ecken, Kanten oder Grate aufweisen. Diese können trotz ordnungsgemäßer Nutzungen zu Schnittverletzungen führen.
- Verriegelung: Zwangsöffnende Gartenscheren sollten in geschlossenem Zustand verriegelt werden können. Die Verriegelung sollte sich auch bei einem Aufprall auf den Boden nicht öffnen, damit Vebraucher:innen beim Aufheben nicht unbeabsichtigt in die Klingen greifen.
- Beschaffenheit der Griffe: Um beim Stutzen der Pflanzen nicht abzurutschen, sollten Griffe oder Hebel aus einem rutschfesten Material gefertigt sein. Aufgesetzte Griffe oder Griffhülsen sollten sich zudem nicht verdrehen. Achtung: Billige Gartenscheren können zulässige Grenzwerte von gesundheitsschädlichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) überschreiten. Wer Gartenhandschuhe trägt, beim Kauf auf das GS-Zeichen achtet und im Fachhandel einkauft, kann das Risiko auf Minimum reduzieren.
- Funktionalität: Die Bauteile von Gartenscheren sollten sich auch bei häufiger Nutzung nicht lockern und ohne Seitenspiel öffnen und schließen lassen. Daher sollten sie beispielsweise mit Stoppmuttern ausgestattet sein.
- Griffabstand: Auch im geschlossenen, unbelasteten Zustand sollte die Gartenschere einen ausreichenden Griffabstand bieten. Weiterhin ist es wichtig, dass die Wahl der Schere entsprechend der Handgröße erfolgt. Einige Hersteller bieten Gartenscheren in verschiedenen Größen an. Gelegentlich lässt sich die Griffweite manuell einstellen. Speziell angefertigte Scheren, etwa für Linkshänder:innen, erleichtern die Schnittarbeit im Garten. Grundsätzlich sollten Verbraucher:innen Gartenscheren vor dem Kauf in die Hand nehmen, um so eine für die eigenen Bedürfnisse optimale Handhabung sicherzustellen.
Pflegehinweise und Gebrauchsanweisung beachten
Gartenscheren sind Gebrauchsgegenstände, die sich mit der Zeit abnutzen. „Um die Sicherheit einer Schere zu garantieren, sollten die Klingen regelmäßig nachgeschärft werden“, sagt André Siegl. Dafür die Klingen mit einem Schraubendreher ausbauen und anschließend reinigen. Für das Schleifen eignet sich ein Schleifstein mit grob- und feinkörniger Seite. Vor dem Schliff sollte dieser in Wasser gelegt werden, bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen. Für den ersten Schliff der Klingen wird die grobe Seite des Schleifsteins verwendet. Einfach die Klinge in einem 45 Grad Winkel auf den Stein drücken und mit einer leichten Drehbewegung nach vorne schieben. Für den Feinschliff wird der Vorgang auf der feinkörnigen Seite des Schleifsteins wiederholt. „Um Verletzungen etwa durch Abrutschen zu vermeiden, sollten Gärtner:innen immer vom Körper weg schärfen“, sagt Siegl. Wenn Innen- und Außenseiten der Klingen geschärft sind, kann die Schere wieder zusammengebaut werden. Zusätzlich sollten die Gelenke nach dem Schliff geölt werden, damit die Gartenschere leichtgängig bleibt.
Neben dem Nachschärfen gehört das Beseitigen von Schmutz und Pflanzenresten nach jedem Einsatz zu den wichtigsten Pflegemaßnahmen. „Eine saubere Gartenschere hält nicht nur länger, sondern verhindert auch die Übertragung von Krankheiten an den Pflanzen“, sagt Siegl. „Wer kranke, zum Beispiel von Mehltau befallene Pflanzen beschnitten hat, sollte die Klingen auch desinfizieren.“ Gute Scheren können bei starker Verschmutzung zum Reinigen und Einölen auseinandergebaut werden. Hobbygärtner:innen sollten darauf achten, dass einer Gartenschere immer eine Gebrauchsanleitung mit Hinweisen zur Schneidleistung, Pflege und Wartung beiliegt und diese zu Beginn gründlich lesen.
Grundsätzlich sollten bei Schneidearbeiten immer feste Gartenhandschuhe getragen werden, die das Risiko einer Schnittverletzung und einer möglichen Tetanus-Infektion minimieren. Siehe hierzu auch die Tipps des TÜV-Verbands zu Gartenhandschuhen: www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/schmerzfreie-gartenarbeit-dank-schutzhandschuhen
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