Praxishilfe zum Umgang mit erneuerbaren Energien im Denkmalbestand vorgestellt

Das Denkmalschutzamt hat einen Leitfaden für den Einsatz von erneuerbaren Energien im Denkmalbestand erarbeitet. Die Praxishilfe soll bei der denkmalverträglichen Planung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien und deren Genehmigung helfen. Eine der ersten Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach eines denkmalgeschützten Gebäudes wurde mit dem Altonaer Museum realisiert.

Der Einsatz von erneuerbaren Energien leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, welcher essenziell für den Erhalt von Natur- und Kulturerbe ist. Auch das Denkmalschutzamt ermöglicht den Einsatz von erneuerbaren Energien im Denkmalbestand. Mit der Praxishilfe zeigt das Denkmalschutzamt, wie der Einsatz von erneuerbaren Energien im Denkmalkontext möglich ist und gibt Hilfestellung bei der Planung und Antragstellung.

Der Leitfaden differenziert zwischen Regelfällen, die meist auf kurzem Wege genehmigt werden können, und komplexeren Fällen, bei denen zusammen mit dem Denkmalschutzamt denkmalverträgliche Lösungen gesucht werden müssen. Ein leicht zu genehmigender Regelfall liegt zum Beispiel vor, wenn die Anlage auf einem Flachdach installiert wird, vom öffentlichen Raum nicht einsehbar ist und für die Installation nicht oder nur unwesentlich in die Denkmalsubstanz eingegriffen wird.

Details finden sich unter www.hamburg.de/praxishilfe-denkmalpflege in der Praxishilfe. Es ist geplant, diese laufend zu aktualisieren. In den kommenden Monaten soll sie um die Themen Heizsysteme (Wärmepumpen etc.) und Dach-/Fassadenbegrünung ergänzt werden.

Bereits seit 2011 betreibt Hamburg Energie Solar eine mit über 6.700 Quadratmetern Modulfläche große PV-Anlage auf dem denkmalgeschützten Kaischuppen 50-52 im Hamburger Hafen. Als eine der ersten komplexeren PV-Anlagen auf einem Denkmal wurde jetzt zusammen mit der Sprinkenhof und Hamburg Energie Solar eine Photovoltaik-Anlage im Altonaer Museum fertiggestellt. Auf einem der Dächer des Museums sind auf 215 Quadratmetern Kollektorfläche 118 Module mit einer Leistung von 43,66 Kilowattpeak angebracht. Sie können jährlich etwa 40.000 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen. Damit lassen sich etwa 18.500 Kilogramm CO2-Emissionen einsparen. Die finalen Inbetriebnahmearbeiten erfolgen in den kommenden Wochen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die Energiewende ist von überragendem öffentlichen Interesse. Mit der Erarbeitung des Leitfadens gibt das Denkmalschutzamt eine wichtige Hilfestellung, um den Einsatz erneuerbarer Energien auch auf Denkmälern zu ermöglichen. Die Praxishilfe veranschaulicht, wie Photovoltaikanlagen denkmalverträglich eingesetzt und die Antragsverfahren im Regelfall deutlich vereinfacht werden können. Auch in komplexen Fällen helfen die Kolleginnen und Kollegen des Denkmalschutzamtes, Lösungen zu finden oder zeigen weitere Wege auf, wie ein Denkmal einen Beitrag zu mehr Kilmaschutz leisten kann. Hamburg zählt mehr als 12.300 Kulturdenkmäler, die das Stadtbild prägen und für die Geschichte der Stadt sprechen. Sie haben damit eine außerordentlich wertvolle Rolle in der Stadt und sind schützenswert. Wir wollen Klimaschutz und Denkmalschutz verbinden, auch um unsere Kulturgüter noch lange zu erhalten.“

Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Der vorliegende Leitfaden zeigt, dass Denkmalschutz und Photovoltaik kein Widerspruch sein muss. Wir nutzen damit einen weiteren Baustein, Sonnenenergie auf möglichst vielen Dächern Hamburgs einzufangen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und damit die Energiewende ist eine zentrale politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufgabe in Hamburg, in ganz Deutschland. Wir müssen zügig handeln, denn der Klimawandel lässt kein Zögern und Hadern zu. In einem dichtbesiedelten Stadtstaat wie Hamburg ist der Ausbau von Photovoltaik, insbesondere auf Dächern, ein großes Pfund zur Erreichung unserer Klimaziele. Und wir müssen dabei alle Potentiale heben. Es ist gut, dass es nun auch Handlungsrichtlinien für denkmalgeschützte Bauten gibt.“

Prof. Dr. Anja Dauschek, Direktorin Altonaer Museum: „Der Fokus auf nachhaltiges und betriebsökologisches Handeln und Wirken ist längst zu einer der wesentlichen Aufgaben in der Museumsarbeit geworden. Mit dem bundesweit einmaligen Pilotprojekt ‚Elf zu Null – Hamburger Museen handeln‘ haben sich die Hamburger Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten bereits im vergangenen Jahr zu einer gemeinsamen Initiative zusammengefunden. Ich freue mich sehr, dass wir mit der frisch installierten Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Altonaer Museums einen ersten großen Beitrag zu dieser Initiative leisten können. Die 215 Quadratmeter umfassende Anlage ermöglicht es dem Museum, zukünftig bis zu 13 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Für diesen erfolgreichen Meilenstein nachhaltigen Wirtschaftens möchte ich allen beteiligten Unterstützern herzlich danken, vor allem der Behörde für Kultur und Medien, der Sprinkenhof GmbH, dem Denkmalschutzamt und Hamburg Energie Solar.“

Jan Zunke, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH: „Um der Verantwortung gerecht zu werden und den Vorgaben des Hamburger Klimaschutzgesetzes nachzukommen, hat Sprinkenhof mit der Installation von PV-Anlagen bei Dachsanierungen mit geeigneten Dachflächen den folgerichtigen Schritt gemacht, um auch diese Dachflächen energetisch nutzen zu können. Gerade die Installation von PV-Anlagen im Denkmalbestand ist mit komplexen Anforderungen verbunden, daher sind wir sehr froh, dass es geklappt hat und richten unseren Dank an dieser Stelle an den Denkmalschutz, der uns damit ein gutes Signal für weitere Vorhaben gibt. Darüber hinaus bedanken wir uns bei unserem Projektpartner Hamburg Energie Solar und freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit.“

Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke GmbH: „Generell bedarf jedes Dach im Bestand einer Einzelfallprüfung, inwieweit eine Photovoltaikanlage technisch wie wirtschaftlich realisierbar ist. Die Anlage auf dem Altonaer Museum war dennoch auch für unser Tochterunternehmen Hamburg Energie Solar ein Sonderfall. Denn im Gegensatz zur Standard-Aufdachanlage mussten wir bei dieser dachintegrierten Photovoltaikanlage für die Planung und Installation mit dem Dachhandwerk noch intensiver kooperieren. Wir freuen uns daher ganz besonders, dass wir in enger Zusammenarbeit mit allen Akteuren und dem Handwerk auch im denkmalpflegerischen Kontext eine Ökostromlösung möglich machen konnten, die Vorbild für viele andere denkmalgeschützte Gebäude sein kann. Der lokal erzeugte Sonnenstrom wird in Zukunft zu über 90 Prozent direkt im Museum Altona verbraucht. Das Beispiel ist ein Beweis dafür, dass Erneuerbare Energien und Denkmalschutz zusammenpassen, wenn alle Hand in Hand arbeiten.“

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