Seit Juli 2022 ist der Bluttest auf die Trisomien 13,18 und 21 Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien und wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. „Diese Untersuchung nehmen Schätzungen zufolge um die 90 Prozent der Schwangeren in Anspruch und wir wissen, dass im Schnitt neun von zehn der betroffenen Frauen und Paare sich bei einer Diagnose Trisomie 21 für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden“, sagt Noller. Das liege auch am gesellschaftlichen Druck, ein Kind mit Behinderung nicht zu bekommen. Die Diakonie Württemberg hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass der Bluttest selektiv wirkt. Eine medizinische Behandlung stehe bei einem positiven Testergebnis nicht zur Verfügung, sondern lediglich die Entscheidung, die Schwangerschaft fortzuführen oder abzubrechen.
„Wir müssen uns als Gesellschaft die Frage stellen, wie ernst wir Inklusion nehmen. Dazu gehören Akzeptanz und Unterstützung von Familien mit einem Kind mit Down-Syndrom“, sagt Oberkirchenrätin Annette Noller. Eine kassenfinanzierte vorgeburtliche Untersuchung stehe auch der Absicht der UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 entgegen. In Artikel 8 sei die Verpflichtung festgehalten, „in der gesamten Gesellschaft, einschließlich auf der Ebene der Familien, das Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen zu schärfen und die Achtung ihrer Rechte und ihrer Würde zu fördern“.
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.
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