Die Vorstandsbilanz des Vorsitzenden Dr. Wolfgang Wulz für das Jahr 2022 war geprägt vom verhaltenen Optimismus, die Einbrüche in der Coronapandemie zu überwinden und sogar den vorherigen Zustand zu übertreffen. Signale dafür sind nicht nur die weiter steigenden Mitgliederzahlen auf über 400, sondern auch die erfreuliche Entwicklung beim Sebastian-Blau-Preis für Film 2022 und bei den Veranstaltungen von „Mundart in der Schule“. Diese streben 2023, dank der gesteigerten medialen Unterstützung durch das Kultusministerium, auf die Rekordzahl von landesweit 80 Begegnungen zwischen unseren Künstler:innen und Schulklassen sowie Maxi-Gruppen in Kitas zu.
Auch die schwäbische Kleinkunst bei den Sebastian-Blau-Tagen, auf kooperierenden Bühnen und bei den Stammtischen fing wieder zu blühen an. Kurz vor dem Abschluss steht das technisch sehr schwierige Gamingprojekt „SOS-Streets of Stuttgart“, die schwäbische Synchronistation eines Animationsfilms für die Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen ist in der Planungsphase; denn die Bewahrung der Muttersprachen kann nur gelingen, wenn neue Zielgruppen über das Internet gewonnen werden. Der Tübinger Liedermacher Andreas Schoba wird dabei künftig den Vorstand ehrenamtlich unterstützen.
Mit einiger Hoffnung blickt der Verein auf die bevorstehende Gründung eines „Dachverbands für die Dialekte in Baden-Württemberg“, dem vom Land im nächsten Haushalt dauerhaft Mittel für eine Geschäftsstelle und für die Ausschreibung eines „Landespreises für Dialekt“ zur Verfügung gestellt werden.
Der Entlastung des Vorstands und des Schatzmeisters Vitus Miller, der nach mehrjährigem vorbildlichen Einsatz aus persönlichen Gründen mit Bedauern und Dankbarkeit verabschiedet wurde, folgten die Nachwahl von Horst Schuh und die Ehrungen der 30 Jubilare mit Urkunden und einem Jubiläumsbecher. Acht Mitglieder erhielten auf Grund ihrer außerordentlichen Verdienste für die Pflege der schwäbischen Mundart die lebenslange Ehrenmitgliedschaft samt graviertem Viertelesgläsle: Klaus-Dieter Reichert, Hanno Kluge, Titus Häussermann, Christel Werner, Wulf Wager, Hermann Walz, Roland Buggle und Inge Utess-Sulan. Ebenfalls zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden Eva Reisch, die bei Schwaben Bräu und in der Blaupreisjury über 20 Jahre lang den Verein mit Herzblut gefördert hat, und der in Rottweil beheimatete Prof. Dr. Werner Mezger, der als Ordinarius für europäische Ethnologie an der Universität Freiburg i.Br. die Dialekt- und Brauchtumspflege sowie seine schwäbische Heimat in ganz Europa als idealer Botschafter schwäbisch-württembergischer Kultur und Lebensart vertreten hat.
Fulminanter Höhepunkt der Jubiläumsversammlung war dann Werner Mezgers Vortrag zum Thema „Mundart als Kulturerbe“. Er erklärte auf hohem akademischem Niveau und zugleich mit allgemein verständlichen Beispielen den Kulturbegriff. Für die Zuhörerschaft besonders interessant waren die Ausführungen über die Möglichkeit, Dialekte und ihre künstlerischen Umsetzungen als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO anerkennen zu lassen, was allerdings ein umfangreiches Antragsverfahren voraussetzt.
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