Der Textgenerator ChatGPT basiert auf künstlicher Intelligenz und schreibt zu jedem beliebigen Thema einen Beitrag – angefangen bei Liebesbriefen und -gedichten über Hausarbeiten bis zu SEO-Texten und journalistischen Hintergrundberichten. „Wir haben gerade das Börsenlexikon auf unserer Internetseite stockstreet.de überarbeitet, als wir von ChatGPT gehört haben“, sagt Detlef Ditschkowski, Geschäftsführer des Börsenbrief Verlags Stockstreet GmbH. Schnell war klar, dass der KI-Kollege diese Aufgabe übernehmen und 400 ausgewählte Fachbegriffe erklären soll. Allerdings war genauso schnell klar, dass die Texte vor Veröffentlichung dem kritischen Blick der Redakteure standhalten müssen. „Wir möchten unseren Lesern schließlich keine falschen Informationen präsentieren“, ergänzt Ditschkowski. Unter jedem der 400 Einträge steht nun ein Kommentar der Redakteure. Manchmal ist es eines knappes „Korrekt“ oder ein fehlerhafter Aspekt wird verständlich richtiggestellt. „Wirklich überrascht und gleichermaßen erschrocken waren wir nach der Auswertung über die hohe Fehlerquote von ChatGPT“, sagt der Geschäftsführer. 30 Prozent der Einträge waren falsch, manche nur stellenweise, andere sogar komplett. „Unsere Redakteure haben natürlich die korrekte Erklärung in den jeweiligen Kommentar geschrieben.“ Neben wenigen Rechtschreibfehlern macht der Textgenerator jedoch auch Übersetzungsfehler. „Im Englischen spricht man beispielsweise von einem investment vehicle. ChatGPT hat den Begriff fälschlicherweise als Investment-Fahrzeug übersetzt, dabei heißt es richtig Anlageform“, berichtet der Geschäftsführer amüsiert.
Eines ist bei diesem KI-Test klargeworden: Ohne Expertenwissen kann man mit einem Textgenerator – zumindest zurzeit – keine seriösen redaktionellen Dienstleistungen erbringen. Oftmals waren es Spitzfindigkeiten, über die die Experten gestolpert sind. Kleine Fehler mit möglicherweise fataler Wirkung. Denn wer nur ein bisschen Ahnung von der Börse hat, erkennt die Fallstricke nicht, die sich hier verbergen. „Know-how und viel Erfahrung sind in unserer Branche unerlässlich, um Charts lesen und Börsen- und Marktanalysen erstellen zu können“, weiß Ditschkowski. „Unsere Redakteure hingegen sind echte Trader und Börsen-Profis, die können das.“ Doch wer weiß, möglicherweise wird die künstliche Intelligenz dazulernen und in Zukunft eine deutlich geringere Fehlerquote aufweisen. Aber wird es irgendwann möglich sein, solchen Texten ohne die Überarbeitung von Experten zu vertrauen?
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