Bundesarbeitskreis Lehrerbildung (bak) kritisiert SWK-Stellungnahme zum Lehrkräftemangel

Als Gremium der deutschen Kultusministerkonferenz berät die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) die Bundesländer bei der Gestaltung des Bildungswesens. Dies geschieht vor allen Dingen in Form von Stellungnahmen und Handlungsempfehlungen. Als aktuell drängendste Herausforderung, der das deutsche Schulwesen sich gegenübersieht, befasst sich die SWK naheliegenderweise auch mit dem Thema Lehrkräftemangel. Mit der „Empfehlung zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel“ nimmt die SWK hierzu Stellung und weist aus ihrer Sicht geeignete Wege aus der Krise.

„Die mit ihrer Stellungnahme vorgelegten Ratschläge müssen wir bedauerlicherweise als fantasielos, enttäuschend und insgesamt als eher kontraproduktiv charakterisieren“, erklärt Helmut Klaßen, Bundesvorsitzender des Bundesarbeitskreis Lehrerbildung e. V. „Wir gehen sogar davon aus, dass der SWK hier zu folgen, in den kommenden Jahren das Gegenteil von dem erreichen könnte, was man eigentlich mit allen Maßnahmen bezweckt.“

Die SWK-Stellungnahme umfasst sechs zentrale Empfehlungen zur Kompensation des Lehrkräftemangels, mit Bezug auf vorhandene qualifizierte Lehrkräfte:

  • Die Erschließung von Beschäftigungsreserven
  • Die Ausweitung ihres Potenzials
  • Entlastung und Unterstützung durch nicht umfassend qualifizierter Lehrkräfte
  • Eine Flexibilisierung ihres Einsatzes
  • Maßnahmen zur Gesundheitsförderung

Darüber hinaus empfiehlt die SWK eine Bestandsaufnahme, Bewertung und Weiterentwicklung von Modellen des Quer- und Seiteneinstiegs.

„Die vorgeschlagenen Maßnahmen zielen mehrheitlich darauf ab, dem akuten Lehrkräftemangel durch Mehrarbeit vorhandener Lehrkräfte zu begegnen“, fasst Klaßen zusammen. „Anstatt bereits überlastetem Lehrpersonal noch mehr Arbeit zuzumuten, sollte Energie darin investiert werden, Wege zu finden, zusätzliche Lehrkräfte sinnvoll und mit Anspruch zu qualifizieren.“

Zwar beinhaltet die SWK-Stellungnahme auch eine Auseinandersetzung mit dem Thema Seiten- und Quereinstieg, im Wesentlichen beschränkt sich die Kommission hier jedoch auf die Ankündigung der Erarbeitung eines separaten diesbezüglichen Gutachtens.

Als einziger bundesweiter Berufsverband von Ausbilder:innen in der 2. Phase der Lehrkräfteausbildung hat der Bundesarbeitskreis Lehrerbildung (bak) seinerseits bereits vor Jahren ein eigenes Positionspapier veröffentlicht. Mit der Überarbeitung der „Berliner Erklärung“ aus dem September 2022 betont der bak Lehrerbildung die Bedeutung der Lehrkräfteausbildung und gibt ebenfalls Empfehlungen, wie dem Lehrkräftemangel effektiv zu begegnen ist. Im Zentrum steht hierbei die Gewährleistung höchstmöglicher Qualität in der Lehrkräftebildung, durch Verbesserung der Bedingungen im Rahmen der zweiten Phase der Lehrerbildung.

„Selbst eine gut organisierte Mehrbelastung der vorhandenen Lehrkräfte bleibt eine Mehrbelastung“, weiß Klaßen. „Eine solche wird langfristig nicht dazu beitragen können, die Attraktivität des Lehrberufs zu verbessern, um damit dem Rückgang der Zahl an Lehramtsabsolvent:innen entgegenzuwirken.“

Mit der Forderung nach bundesweiten Investitionen in die zweite Phase der Lehrkräfteausbildung bezieht der bak Lehrerbildung auch Stellung für die nach seiner Meinung unverzichtbare zielführende Qualifizierung von Seiteneinsteiger:innen.

„Die Ausbilder:innen der zweiten Phase der Lehrkräftebildung bringen die inhaltlichen Ressourcen mit, um einen qualitativ hochwertigen Seiteneinstieg zu ermöglichen“, betont Klaßen. „Möglich wird dies aber nur, wenn ein entsprechender Rahmen hierfür geschaffen wird.“

In diesem Interesse fordert der bak Lehrerbildung vor allen Dingen ein bundesweit koordiniertes, einheitliches Vorgehen an Stelle von Alleingängen der Bundesländer. Die Initiative hierzu müsse mit einem deutlichen Signal vom Bund ausgehen und sich auf eine Verbesserung der Aus- und Fortbildung sowie der Arbeitsbedingungen im Bildungswesen insgesamt konzentrieren.

„In ihrem Gutachten zur Digitalisierung im Bildungssystem lieferte die SWK sinnvolle Empfehlungen für die Lehrkräftebildung“, erinnert sich Klaßen an das Gutachten aus dem September 2022 in dem die Kommission ebenfalls eine Stärkung der Lehrkräftebildung im Rahmen der Digitalisierung fordert. „Es ist bedauerlich, dass mit dem aktuellen Gutachten die Realität keine Berücksichtigung findet.“

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