Die Tendenz bei den Neuabschlüssen von Ausbildungsverhältnissen ist den Handwerksbetrieben im Kammerbezirk nach wie vor erfreulich. Dennoch sind in den Betrieben der fünf Landkreise des Kammerbezirks zahlreiche Lehrstellen im letzten Jahr unbesetzt geblieben. „So waren im Herbst 2022 noch 556 freie Lehrstellen für das aktuelle Jahr eingetragen, die zum großen Teil nicht mehr besetzt werden konnten. In unserer Lehrstellenbörse befinden sich momentan 1.220 Lehrstellen im Angebot. Das zeigt, dass die Betriebe ihr Angebot auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten keineswegs zurückfahren, sondern beibehalten. Die Ausbildungsbereitschaft ist hoch und die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Doch nahezu unverändert ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage“, berichtet Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen. Die Gründe dafür sind vielfältig: immer weniger Schulabgängerinnen und -abgänger, der Trend zu höheren Schulabschlüssen und Studium und die immer noch nicht befriedigende Wertschätzung der beruflichen Bildungswege durch Teile der Gesellschaft.
Alle Landkreise, außer Freudenstadt, konnten ein Plus verzeichnen. Im Kreis Tübingen beträgt das Plus 1,9 Prozent, im Kreis Reutlingen sind es 2,0 Prozent, im Kreis Sigmaringen 5,7 Prozent, im Zollernalbkreis 6,5 Prozent, lediglich der Kreis Freudenstadt weist ein Minus von 11 Prozent auf. „Schwankungen sowohl bei Neuabschlüssen, als auch im Gesamtbestand von Ausbildungsverhältnissen sind im Handwerk nicht unüblich. Die Ursache ist in der Betriebsstruktur zu finden. Kleine Betriebe, die durchgehend einen Ausbildungsplatz besetzen, tauchen nur alle drei bis vier Jahre in der Statistik auf, obwohl sie regelmäßig ausbilden“, erklärt Eisert.
Insgesamt werden 4.312 künftige Fachkräfte ausgebildet. Für den Landkreis Reutlingen verzeichnet die Kammer 1.352 Auszubildende, für den Landkreis Zollernalb 841 und für den Landkreis Tübingen 928 Verträge. Die Betriebe im Kreis Sigmaringen bilden 677 Auszubildende aus, ihre Kollegen im Kreis Freudenstadt 514 Auszubildende.
Mit 1.976 Auszubildenden werden derzeit in den Metall- und Elektrobetrieben die meisten jungen Menschen ausgebildet. Es folgen die Bau- und Ausbaubetriebe mit 923 Auszubildenden und die Betriebe der Gesundheits- und Körperpflege mit 387 Auszubildenden. 252 Auszubildende verzeichnet das Holzgewerbe, das Nahrungsmittelhandwerk beschäftigt 187 Auszubildende. Die Betriebe der Gruppe Glas, Papier, Keramik bilden 91 künftige Fachkräfte aus, die Gruppe Bekleidung, Textil, Leder 24 Auszubildende. Im kaufmännischen Bereich sowie in Reha-Berufen werden 472 junge Menschen ausgebildet.
Leichte Veränderungen gab es bei der Liste der beliebtesten Ausbildungsberufe. Den Spitzenplatz nimmt nach wie vor der/die Kraftfahrzeugmechatroniker*in ein, der 12,3 Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (218 Auszubildende) beisteuert. Auf dem zweiten Platz liegt in diesem Jahr der/die Elektroniker*in mit 9,6 Prozent (169 Auszubildende). An dritter Stelle folgt der/die Anlagenmechaniker*in für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik mit 8,3 Prozent der Neuverträge (147 Auszubildende).
Der Anteil von Jugendlichen mit Abitur und Fachhochschulreife beträgt 17 Prozent der Neuverträge (1,7 Prozentpunkte weniger als 2021). Deutlich mehr Jugendliche mit Mittlerem Bildungsabschluss fanden den Weg ins Handwerk. Ihr Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent (von 43,3 auf 45 Prozent) gestiegen. Dementsprechend sank der Anteil der jungen Menschen, die mit einem Hauptschulabschluss in die Ausbildung gestartet sind, um 1,4 Prozent, auf 32 Prozent.
Um das Angebot an Ausbildungsstellen stets aktuell zu halten, werden die Betriebe im Kammerbezirk der Handwerkskammer dreimal im Jahr angefragt. Die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze für die Jahre 2023 und 2024 sind unter www.hwk-reutlingen.de/… abrufbar.
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