GEW fordert einen Dialog für Fachkräfteentwicklung im Bildungsbereich

Scheinbar hat Hamburg keinen Mangel an schulischen Lehrkräften. Es gibt konstant ausreichend Bewerber*innen. Auch die Schulleitungsstellen sind statistisch gesehen aktuell gut besetzt. Es gibt aber konkrete Vakanzen in verschiedenen Teilbereichen, wie z. B. an Grundschulen in schwierigeren sozialen Lagen. Auch wenn der Lehrkräftemangel in Hamburg noch nicht so offensichtlich ist wie in vielen anderen Bundesländern: Er ist auch für Hamburg in Sicht.

Außer bei den Lehrkräften gibt es aber auch Vakanzen bei weiteren schulischen Fachkräften wie dem Pädagogisch-Therapeutischen Fachpersonal und in anderen Bildungsbereichen wie den Kindertagesstätten.

„Einerseits bereitet sich Hamburg auf den drohenden Mangel an schulischen Lehrkräften vor und hat die Ausbildungsplätze für das Referendariat an Schulen ausgebaut. Mehr Studienplätze müssen folgen. Andererseits generiert die Schulbehörde aktuell Arbeitszeit und Belastungen durch Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und eine faktische Erhöhung der Arbeitszeit in verschiedenen Bereichen“, kritisiert Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg.

Diese Verschlechterungen und Erhöhungen werden u. a. durch folgende Maßnahmen hervorgerufen:

  • die Reduzierung des Fachfaktors für Vertretungsunterricht auf eine Wochenarbeitszeitstunde/WAZ,
  • ein Angriff auf die Erleichterungen für ältere Kolleg*innen;
  • ein unzureichender Arbeits- und Gesundheitsschutz, der sich u. a. in der aktuell 2-jährigen Wartezeit für Schulen auf die Durchführung der gesetzlich vorgegebenen Gefährdungsbeurteilungen zeigt;
  • Vertretungsunterricht statt Zeit für Abiturkorrekturen, sowie
  • immer mehr Aufgaben ohne zeitliche Entlastung durch eine offizielle Anpassung der Lehrerarbeitszeitverordnung.

„Gleichzeitig wird das pädagogisch-therapeutische Fachpersonal immer häufiger für die Unterrichtsvertretung eingesetzt, wobei sich die Grenze zwischen Betreuung und Unterricht mehr und mehr auflöst und diese Vertretung nicht einmal richtig dokumentiert, geschweige denn angemessen mit Arbeitszeit hinterlegt wird. Dies ist auch in Hinsicht der eigentlichen Aufgaben des Pädagogisch-Therapeutischen Fachpersonales problematisch und bedarf einer Regelung, die dann auch umgesetzt wird!“, so Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg.

 "All dies führt zu großen Belastungen der Kolleginnen und Kollegen, die gezwungen sind, oft auch ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Viele finanzieren das Hamburger Schulsystem, indem sie ihre Arbeitszeit auf eigene Kosten verkürzen. Sie wechseln zu Teilzeit, damit sie ihre Arbeit schaffen können. Als Gewerkschaft sagen wir: Es muss in Hamburg möglich sein, eine Vollzeitstelle als Lehrkraft auch ohne Gesundheitsgefährdung auszufüllen!", kritisiert Yvonne Heimbüchel, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg. 

„Diese faktische Mehrbelastung wird von der GEW bekämpft. Doch es kann noch schlimmer kommen: In anderen Bundesländern gibt es schon Arbeitszeiterhöhungen und Einschränkungen von Teilzeitmöglichkeiten! Um dem Lehrkräftemangel zu begegnen, dürfen die Arbeitsbelastung nicht noch mehr erhöht und die Arbeitsbedingungen nicht noch weiter verschlechtert und werden – in Gegenteil: Sie müssen verbessert werden! Die GEW fordert daher die Schulbehörde  auf, mit ihr einen Dialog für eine nachhaltige Fachkräfteentwicklung im Bildungsbereich einzugehen mit dem Ziel, gute Maßnahmen im Konsens zu entwickeln“, so Quiring abschließend.

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