„The Impact of Climate Risks on Social Inequality“ – Untersuchung zum Einfluss von Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels auf Menschen in unterschiedlichen sozialen Verhältnissen

Laut jüngstem IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change)-Bericht muss sich in den kommenden Jahrzehnten die Welt an den Klimawandel besser anpassen und nicht nur weniger CO2-Emissionen produzieren. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung, die die globale Durchschnittstemperatur um 1,1°C über das vorindustrielle Niveau erhöht hat, sind gemäß dem Weltverband der Meteorologen unumkehrbar. Die Emissionen der Vergangenheit werden künftige Naturkatastrophen verstärken und Extremereignisse verursachen. Daher besteht eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts darin, effiziente Wege zur Anpassung an den Klimawandel zu finden.

Ungleichheiten auch innerhalb von Ländern verschärfen das Problem

Die Folgen der Klimarisiken werden überproportional von armen Ländern getragen. Dies ist unter anderem auf ihre Anfälligkeit gegenüber dem Klimawandel, die stark mit ihrem Entwicklungsstand zusammenhängt, zurückzuführen. Eine hohe, globale CO2-Steuer, die pauschal auf ärmere Länder umverteilt wird, scheint nicht die Lösung zu sein. Denn problematisch ist nicht nur die ungleiche Verteilung der Lasten des Klimawandels zwischen verschiedenen Ländern, sondern auch die intraregionale Ungleichheit, also die ungleiche Verteilung zwischen den Einkommensgruppen innerhalb einer Region. Ein monetärer Transfer, der dies nicht berücksichtigt, kann unter Umständen die sozialen Unterschiede sogar noch verschärfen.

Eine nationale CO2-Steuer ist regressiv, da der relative Anteil der Ausgaben am Umfang der Steuer für Haushalte mit niedrigem Einkommen höher ist als für solche mit beträchtlichem Einkommen. Um den regressiven Charakter umzukehren, könnten Einnahmen aus der CO2-Steuer umverteilt werden. Die Steuereinnahmen werden den Haushalten entweder gleichmäßig (pauschale Umverteilung), auf der Grundlage sozioökonomischer Faktoren (maßgeschneidertes System) oder wegen ihrer Armut (soziale Abfederung) zugewiesen.

Soziale Transfers können Umweltnutzen schmälern

Pauschale Transfers, auch bekannt als grüne Schecks, scheinen sozial optimal zu sein. Vor allem deren Einfachheit erlaubt es, Geld direkt an einkommensschwache Haushalte, die am meisten von der Steuerlast betroffen sind, zu übermitteln. Das System der sozialen Abfederung gilt nur für Haushalte, deren verfügbares Einkommen unter der nationalen Armutsgrenze liegt. Ein maßgeschneidertes Umverteilungsprogramm versucht, sozioökonomische Merkmale zu erfassen, um die am stärksten gefährdeten Haushalte zu bestimmen. Zu diesem Zweck werden Haushalte mit denselben sozioökonomischen Merkmalen auf Grundlage der Energie- und Verkehrsabhängigkeit ermittelt.

Während jedes Programm oder System dazu beiträgt, die anfängliche Steuerlast zu verringern, führt die soziale Abfederung zu einer drastischen Verringerung der Ungleichheit zwischen den Einkommensgruppen. Das maßgeschneiderte System ist dagegen besser geeignet, die Unterschiede innerhalb derselben Einkommensgruppe auszugleichen.

Sozialtransfers können die steuerliche Belastung mindern oder sogar umkehren, aber gleichzeitig den ursprünglichen Umweltnutzen erheblich schmälern, wenn aufgrund der verbesserten finanziellen Situation durch die Haushalte zusätzliche Ausgaben für CO2-reiche Waren und Dienstleistungen getätigt werden. Die pauschale Umverteilung ist die schlechteste Regelung, um die Vorteile der CO2-Steuer zu wahren. Bei den beiden anderen Systemen ist insgesamt zwar auch ein positiver, aber nur leichter Anstieg der Emissionen zu verzeichnen. 

Emissionen und Einkommen am Beispiel Frankreichs

Eine wichtige Frage bei der Untersuchung der sozialen Ungleichheit und des CO2-Fußabdrucks ist der Zusammenhang zwischen Emissionen und Einkommen. Im Durchschnitt emittieren die Haushalte in der höchsten Einkommensgruppe in Frankreich zum Beispiel 2,6-mal mehr als die Haushalte in der niedrigsten. Die Haushaltsmittel, die für Nahrung, marktbestimmte Dienstleistungen, Energie und Mieten aufgewendet werden, scheinen in einem negativen Verhältnis zum Einkommen zu stehen. Mit steigenden Einkünften nimmt der Anteil dieser Produkte am Haushaltsbudget tendenziell ab. Umgekehrt scheinen die Ausgaben für Industrieerzeugnisse, Kultur und Unterhaltung sowie Immobilien positiv mit dem Einkommen zusammenzuhängen. 

Unabhängig vom Lebensstandard beeinflussen verschiedene soziodemografische und sozioökonomische Merkmale den CO2-Fußabdruck der Haushalte. So emittieren ländliche Haushalte in Frankreich etwa 11 t CO2e (e = Äquivalent) für Energie und Mobilität, während Haushalte im Pariser Ballungsraum etwa 7 t CO2e ausstoßen. Dieser Effekt beruht größtenteils auf den Emissionen, die durch die häusliche Energieversorgung und den Verkehr entstehen. Auch die Anzahl der Kinder im Haushalt beeinflusst den CO2-Fußabdruck durch höhere Emissionen aus Lebensmitteln und Verkehr. Mit zunehmendem Alter des Haushaltsvorstands steigen die Emissionen, reduzieren sich aber jenseits von 65 Jahren wieder, weil weniger Auto gefahren wird.

Die Konsequenz daraus

Derzeit zwingt die Dringlichkeit die Praktiker und auch die Investmentbranche dazu, den ökologischen Vorteilen der Energiewende Vorrang einzuräumen, während die damit verbundenen sozialen Kosten unterschätzt werden. Eine Zukunft mit wachsender oder gleichbleibender Ungleichheit innerhalb oder zwischen den Regionen wird die notwendigen Änderungen erschweren, da die Öffentlichkeit die Maßnahmen nicht akzeptieren dürfte. Die französischen Gelbwesten-Proteste im Jahr 2018 veranschaulichen das Problem der Einführung einer hohen CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe ohne ausreichende Berücksichtigung der sozialen Unterschiede. Alle Marktteilnehmer sollten dem also Rechnung tragen.

Quelleninformationen und weitere Informationen finden Sie im Thematic Paper "Impact climate risks social inequality" und im Amundi Research Center.

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