Großbaustelle bekommt revisionssichere Belegverwaltung

Bei Großbaustellen herrscht meist die Konstellation, dass mehrere Lieferanten und Abnehmer zusammenkommen. Dies macht es kompliziert die insgesamt auf die Baustelle geflossenen Mengen nachzuvollziehen und kontrollieren zu können. Lieferscheine werden manuell in Excellisten übertragen und an die Baufirma übermittelt, welche diese wiederrum in andere Excellisten überträgt. Dazu kommt die Herausforderung, bei Reklamationen den betreffenden Beleg für den relevanten Bauabschnitt am korrekten Datum herauszusuchen.

Es gibt jedoch erste Bauunternehmen, die es für eine Auftragserteilung zur Bedingung machen, dass sowohl dieser manuelle Prozess eliminiert, als auch eine neutrale Ablageposition für Lieferscheine geschaffen wird. Dadurch wird zudem vermieden, dass die Belege während der vierjährigen Aufbewahrung nur im System eines der Partner liegen, wobei alle anderen gar keine Zugriffsmöglichkeit haben, was immer wieder Konfliktpotential bietet. Der elektronische Datenaustausch schützt sämtliche Lieferscheindaten auch vor Manipulationen verschiedenster Art.

Ein solch revisionssicheres Belegportal ist Ende 2022 an den Start gegangen. In Thüringen entsteht derzeit eine 24 Kilometer lange Umgehungsstraße zwischen Mühlhausen und Bad Langensalza. Diese Baustelle, für die vom Bund 560 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, gilt als momentan größtes Straßenbauprojekt im Bundesland. Dazu wurde die LieferARGE B247 gegründet. Eine der beteiligten Firmen, die MBC Nordthüringen GmbH, wandte sich an ihren langjährigen Software- Partner mit der Bitte um Bereitstellung eines Belegportals. Die PRAXIS EDV- Betriebswirtschaft- und Software-Entwicklung AG hat daraufhin nicht nur eine Plattform zur Verfügung gestellt, welche die neutrale Einsicht aller Beteiligten ermöglicht, die eine entsprechende Berechtigung haben, sondern zusätzlich auch eine Mengenkoordination integriert.

Steffen Höhn, langjähriger Projektleiter bei PRAXIS, ist verantwortlich für die Planung, Umsetzung und Betreuung des Projekts Belegportal. Er erklärt hierzu: „Unternehmen der Liefergemeinschaft stellen allen an der Baustelle beteiligten Partnern der ARGE über das Belegportal Lieferscheine, Informationen zu Mengen, Belege, Statistiken und vieles mehr zur Einsichtnahme oder digitalem Abruf bereit. Die Lieferanten können jeweils die Lieferscheine der beteiligten Werke, inklusive PDF/A hochladen. Der Abnehmer kann sich diese anschließend direkt als Datensatz oder PDF herunterladen und zusätzlich in einer Excel-Übersicht auswerten. Zum Beleg werden Datenmengen (z.B. Qualität, Auslieferzeitpunkt, LKW, Werk, Lotsenpunkt und Abladeort etc.) erfasst und in einer übersichtlichen Darstellung angezeigt. Über eine Filterfunktion sind alle notwendigen Informationen auch noch nach Jahren nachvollziehbar und abrufbar. Alle Daten sind geschützt und dennoch haben die entsprechend Berechtigten jederzeit darauf Zugriff.“

„In diese Lösung ist über die Belegverwaltung hinaus auch eine Mengenkoordination integriert“, führt Steffen Höhn weiter aus. „Meist gibt es bei LieferARGEn bekanntlich eine Quotenvereinbarung. Bestellungen der Bauleiter laufen direkt in das Portal. Der Materialdisponent verteilt die benötigte Menge unter Berücksichtigung des Verteilungsverhältnisses sowie der Maximalmenge pro Lieferwerk. Durch diese Bestellkoordination über einen Verteilerschlüssel ist eine reibungslose Lieferung an alle Bauabschnitte jederzeit gewährleistet.“

Abschließend bemerkt Höhn: „Die Vorteile einer revisionssicheren Belegverwaltung mit Mengenkoordination liegen auf der Hand. Sie reichen vom verbesserten Informationsfluss zwischen Unternehmen, über Nachhaltigkeit durch digitale Belege, Datennachverfolgung und transparentem Gesamtüberblick der Baustellenabschnitte, bis hin zum Einsparen von Versand- und Arbeitszeitkosten. Als Upgrade- Lösung dieses zukunftsfähigen Standardsystems kann auch eine Übermittlung der Beleg- Datensätze direkt in die Eingangsrechnungsprüfung eingesetzt werden.“

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