„Der Ukraine-Krieg hat massive Auswirkungen auch auf Europa und Deutschland. Wirtschaft und Konsumenten wurden gleichermaßen verunsichert und die sichere Energieversorgung hat einen neuen Stellenwert für die Menschen bekommen“, rekapitulierte der Präsident des Zentralverbandes Gartenbau, Jürgen Mertz, das vergangene Jahr bei der Eröffnungspressekonferenz der IPM am 23. Januar 2023 in Essen.
Nach dem Wegfall der Infektionsschutzmaßnahmen Anfang 2022 verlagerte sich der Fokus der Kunden auf Freizeitaktivitäten wie Gastronomiebesuche und Urlaube. Mitte des Jahres rückte der Ukraine-Krieg mit Energiekostensteigerungen und Inflation den Fokus erneut auf die eigenen vier Wände. Neben der spürbaren Kaufzurückhaltung mussten sich die Gartenbaubetriebe im vergangenen Jahr mit deutlichen Preissteigerungen bei Betriebsmitteln und großen Unsicherheiten in der Energieversorgung auseinandersetzen.
Täglich neue Preissteigerungen bei allen Betriebsmitteln und die Unsicherheiten in der Energieversorgung ließen die Stimmung im energieintensiven Zierpflanzenbau kurz vor Saisonstart im März kippen. Eine solide Planung für die kommenden Monate war kaum möglich. Der ZVG-Geschäftsklimaindex** stürzte im Mai, mitten in der Saison, mit 82 Punkten auf ein noch nie dagewesenes tiefes Niveau und der Sinkflug setzte sich weiter fort mit einem Rekordtiefwert von 74 Punkten im September. Die Stimmung blieb auch zum Jahresabschluss verhalten, wenn auch mit leichter Tendenz zur Besserung nach Beschluss der Strom- und Gaspreisbremsen. Letztendlich fiel der Absatz aber in der Summe besser als zwischendurch befürchtet aus. Wir bewegen uns jetzt in etwa wieder auf dem Niveau von 2019.
Während Gartenpflanzen aufgrund der während der Pandemie fertiggestellten Gartenprojekte und des Hitzesommers nicht profitieren konnten, verbesserten Zimmerpflanzen und Schnittblumen ihr Ergebnis mit dem Neueinsetzen des Cocooning-Effekts.
Gartenpflanzen konnten ihr Ergebnis aus 2019 nicht ganz halten und kamen im Jahr 2022 nur auf ein Marktvolumen von 4,3 Mrd. Euro (zu Einzelhandelspreisen). Verglichen mit 2021 entspricht das einem Minus von 13%, im Vor-Pandemievergleich schrumpft das Minus auf weniger als 1%. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gartenpflanzen sanken 2022 auf rund 52 Euro.
Im Vorjahresvergleich zeigten sich die Märkte 2022 im Minus: Gehölze um 11%, Beet- & Balkonpflanzen um 14%, Stauden um 16%, Kräuter um 17% und Blumenzwiebeln um 5%. Damit konnten lediglich Stauden und Blumenzwiebeln ihr Vor-Pandemieergebnis übertreffen. Für Stauden gab jeder Einwohner Deutschlands 2022 rechnerisch 7 Euro aus, für Blumenzwiebeln 3 Euro.
Beet- & Balkonpflanzen blieben im vergangenen Jahr 1% unter dem Niveau von 2019 und erreichten so ein Marktvolumen von etwa 1,8 Mrd. Euro (zu Einzelhandelspreisen). Gehölze blieben um 3% unter dem Vorpandemieergebnis, Kräuter um 4%. Das entspricht Pro-Kopf-Ausgaben von 22 Euro für Beet- & Balkonpflanzen, 17 Euro für Gehölze und 3 Euro für Kräuter.
Die durch die Pandemie am stärksten gepushten grünen Zimmerpflanzen konnten einen Teil der Dynamik mit ins Jahr 2022 retten. Sie verzeichneten im Vorjahresvergleich ein Minus von 7%, womit sie ihr Ergebnis aus dem Jahr 2019 aber um 14% toppen konnten. Der Markt für grüne Zimmerpflanzen erreichte im Jahr 2022 knapp 0,6 Mrd. Euro, das entspricht Pro-Kopf-Ausgaben von 7 Euro. Blühende Zimmerpflanzen setzten ihre langsame Talfahrt hingegen fort und blieben mit einem Volumen von rund 1 Mrd. Euro um 3% unter ihrem Vorpandemieergebnis. Die Pro-Kopf-Ausgaben lagen bei knapp 12 Euro.
Auf den Schnittblumenmarkt wirkten sich die kriegsbedingten Logistikprobleme mit dem zeitweisen fast brachliegenden Überseehandel zusätzlich negativ aus. Die erreichten 3,1 Mrd. Euro lagen 12% unter dem Vorjahresergebnis. Es waren zeitweise kaum Schnittblumen aus afrikanischen Ländern verfügbar. Der Handel schwenkte auf Arten um, die in Deutschland oder den Nachbarländern produziert werden. Sowohl die stark fokussierten Tulpen als auch die anderen (saisonalen) Arten wurden dem Zeitgeist entsprechend häufig als deutsche oder regionale Ware angeboten. Die Pro-Kopf-Ausgaben sanken auf rund 37 Euro.
„Ich bin aber weiterhin überzeugt, dass gerade in Krisensituationen Blumen und Pflanzen ein wichtiges Gut sind, die dem Verbraucher Sicherheit, Geborgenheit und Freude vermitteln“, betonte Mertz abschließend und blickt „vorsichtig optimistisch“ in die kommende Saison.
*Schätzung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) auf Basis der ersten drei Quartale 2022 im Auftrag des ZVG
**ZVG-Geschäftsklimaumfrage, Basisjahr 2014
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