Zum Schwerpunkt gibt es wie immer ein ausführliches Schwerpunkteditorial, in dem Andrea Knaut und Stefan Ullrich in die Beiträge einführen. Nach einem fiktiven Dialog zur – misslungenen – Erstellung des Editorials durch Bots – wobei ELIZA selbstverständlich nicht fehlen darf – stellen sie fest: „Das Vermächtnis Joseph Weizenbaums prägt Generationen von Informatiker:innen. Sein Hauptwerk Computer Power and Human Reason – from Judgement to Calculation sollte für alle Menschen, die IT-Systeme entwerfen, herstellen, betreiben oder verwenden, Pflichtlektüre sein. Es ist aufschlussreich in zweierlei Hinsicht: Zum einen sind die theoretischen Grundlagen der Informatik und der zugrundeliegenden Berechenbarkeitstheorie gleich zum Einstieg gut verständlich erläutert. Zum anderen reihen sich in den Folgekapiteln die wichtigsten Argumente einer Fundamentalkritik eines sich durch Informatik von menschlichem Urteilsvermögen hin zur Berechnung verschiebenden gesellschaftlichen Wertekanons.“
Die Verbundenheit des FIfF mit Joseph Weizenbaum zeigt sich darin, dass wir ihm alle Preise, die wir in unterschiedlichen Zusammenhängen vergeben, gewidmet haben: den Weizenbaum-Studienpreis für herausragende Qualifikationsarbeiten im Themenbereich Informatik und Gesellschaft und die Weizenbaum-Medaille für überragende Verdienste um dieses Fach als Lebenswerk. In diesem Jahr haben wir den Weizenbaum-Preis für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung geschaffen und dem politischen Gefangenen und herausragenden Journalisten Julian Assange für seine kreative Techniknutzung, seine Verdienste und seinen Mut verliehen. Nach wie vor ist er im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh inhaftiert und mit Auslieferung an die USA und dort mit einer absurd hohen Strafe bedroht – für engagierten Journalismus, der zum „Verrat“ umgedeutet wird. Einen kurzen Bericht zur Preisverleihung verdanken wir netzpolitik.org; unsere Laudatio und die Dankesrede von Stella Assange, die den Preis entgegennahm,folgen in der kommenden Ausgabe, gemeinsam mit demausführlichen Schwerpunkt zur FIfF-Konferenz 2022.
In mehreren aktuellen Stellungnahmen, teilweise gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen, beziehen wir Position: Zum überwachungspolitischen Zombie Vorratsdatenspeicherung, der gerade von der Bundesinnen- und Heimatministerin Faeser aus dem Grab geholt wird, zur weiteren Steigerung der Überwachung durch die Chatkontrolle, zur unzureichenden Sicherheit des Datentransparenzverfahrens mit zentraler Speicherung von sensiblen Gesundheitsdaten und zur Klage gegen die Videoüberwachung mit schwenkbaren Zoom-Kameras bei einer Demonstration im Berliner Grunewald.
Unserem Beiratsmitglied Klaus Fuchs-Kittowski wurde von der Gesellschaft für Kybernetik, Informations- und Systemtheorie (GfK) der Wiener-Schmidt-Preis verliehen, den in diesem Jahr auch Horst Völz erhält. Anlässlich der Preisübergabe haben Wolfgang Hofkirchner und Hans-Jörg Kreowski am 13. Oktober 2022 ein Plenum der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin zum Thema Der wissenschaftliche Paradigmenwechsel zur Bewältigung der globalen Herausforderungen organisiert. Wir gratulieren herzlich zur Preisverleihung und drucken in dieser Ausgabe das Manuskript seiner Rede anlässlich der Verleihung ab, in der er insbesondere betont, dass das Leben in Frieden das erste Menschenrecht ist: Ohne Frieden ist alles andere ein Nichts!
Aktuelle Texte in Kooperation mit netzpolitik.org und unsere Kolumnen Cyberpeace und Faire Computer runden die Ausgabe ab. Der SchlussFIfF in diesem Heft verweist auf unsere technikgestützte Kampagne zur Umgehung der Internet-Zensur (nicht nur) in Russland und im Iran: snowflake.fiff.de. Der politischen Kabarettsendung Die Anstalt danken wir für den unterstützenden Hinweis.
Das Forum Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF) ist ein Zusammenschluss von gut 700 Menschen, die sich kritisch mit den Auswirkungen des Einsatzes der Informatik und Informationstechnik auf die Gesellschaft auseinandersetzen. Unsere Mitglieder arbeiten
überwiegend in informatiknahen Berufen, vom IT-Systemelektroniker bis hin zur Professorin für Theoretische Informatik. Das FIfF wirkt seit 1984 in vielen technischen und nichttechnischen Bereichen der Gesellschaft auf einen gesellschaftlich reflektierten Einsatz von informationstechnischen Systemen zum Wohle der Gesellschaft hin. Zu unseren Aufgaben zählen wir die Öffentlichkeitsarbeit, sowie Beratung und das Erarbeiten fachlicher Studien. Zudem gibt das FIfF vierteljährlich die FIfF-Kommunikation – Zeitschrift für Informatik und Gesellschaft – heraus und … mehr lesen unter … www.fiff.de
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