- Neu: breit aufgestellte Asset Manager im Vorteil gegenüber Spezialisten
- Nachhaltigkeit als Hygienefaktor: Große und mittlere Asset Manager vs. kleine und Private Markets Asset Manager
- Aufwand und Kosten limitierender Faktor für Teilnahme an NZAM-Initiative
Das schwierige Jahr 2022 ist beendet, 2023 wird besser, davon ist Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Consulting, überzeugt. Aktien und Anleihen verloren vergangenes Jahr gleichermaßen stark – eine historische Rarität. Dramatische Einbußen verzeichneten europäische Staatsanleihen, und globale Staatsanleihen lagen auf Verliereraugenhöhe mit dem globalen Aktienmarkt. Angesichts der Verwerfungen in den großen Anlageklassen zog es börsennotierte Asset-Management-Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2022 ganz weit nach unten. Die absolut wie relativ positive Entwicklung im zweiten Halbjahr hat ein Stück verlorenes Terrain seither zurückgewinnen lassen.
Im Gegensatz zu den Jahren zuvor lagen im vierten Quartal 2022 die großen, breit aufgestellten, mehrheitlich international operierenden Asset Manager mit deutlich doppelstelligen Kursgewinnen vorne, allen voran die europäischen Anbieter wie abrdn, Amundi, Anima, Azimut, DWS und Jupiter, gefolgt von den US-Größen Blackrock, Franklin Templeton und Invesco. Im Gesamtjahr schnitten mit EFG International (+38,65 %) und Silvercrest (+20,39 %) zwei Wealth Manager am besten ab. „Beide Gruppen – divers aufgestellte Asset Manager sowie Wealth Manager – zeichnet aus, dass ihre Erträge von einem Anlageklassen-Mix abhängen. Daher puffern sie ihr Kapitalmarktrisiko ab und können die für 2023 erwartete wechselhafte Großwetterlage besser verkraften als so mancher Anlageklassenspezialist“, prognostiziert der Experte. Interessant: Unter den börsennotierten Asset-Management-Unternehmen hat sich keines allein auf Anleihen spezialisiert. „Expertise haben fast alle breit aufgestellten Asset Manager nicht mehr nur in den traditionellen Anlageklassen, sondern mittlerweile auch im Alternatives-Bereich, insbesondere in den Privatmärkten, aufgebaut und/oder eingekauft – von ESG ganz zu schweigen – und sind daher bestens gerüstet, von jeder positiven Überraschung 2023 zu profitieren“, so Klimek.
Hygienefaktor Nachhaltigkeit
Fast 300 Asset Manager haben sich mittlerweile der vor zwei Jahren ins Leben gerufenen „Net Zero Asset Managers“-Initiative[1] (NZAM) angeschlossen. Zusammen repräsentieren sie rund 66 Billionen US-Dollar an Assets under Management (AuM) und damit mehr als die Hälfte der gesamten AuM der Branche weltweit (per 31. Dezember 2021: 112 Billionen US-Dollar, Quelle: BCG).
Zu den NZAM-Unterzeichnern zählen 23 börsennotierte Asset Manager. Mit Ausnahme der erst im Dezember 2022 an die Börse gegangenen Brookfield Asset Management hat sich kein einziger börsennotierter Private-Markets-Spezialist der NZAM-Initiative angeschlossen. „Relativ wenig Zuspruch erfährt die Initiative bis dato auch aus dem Bereich der kleinen Asset-Management-Unternehmen, dagegen aber relativ starken Zuspruch aus dem Bereich der mittelgroßen und großen Unternehmen“, konstatiert Klimek. In Zahlen ausgedrückt: 50 % aller börsennotierten Asset Manager mit einer Marktkapitalisierung von mindestens 5 Milliarden Euro sind NZAM-Unterzeichner. Im Bereich von 1 bis 5 Milliarden Euro Marktkapitalisierung sind es immerhin noch 25 %, wohingegen sich im zahlenmäßig größten Bereich von weniger als 1 Milliarde Euro Marktkapitalisierung nur noch 15 % NZAM-Unterzeichner finden lassen. „Vor diesem Hintergrund stellt sich die NZAM-Initiative doch eher als eine konzertierte Aktion einer kompakten, aber PR-wirkmächtigen Gruppe traditioneller, größerer Asset Manager dar“, so Klimek. Und weiter: „Die Wahrheit über die Motivation der NZAM-Unterzeichner liegt vermutlich irgendwo zwischen einem genuinen ökologischen Anliegen und einem marketinggetriebenen, kommerziellen Rational.“
Die aktive Teilnahme an der NZAM-Initiative geht mit nicht zu unterschätzendem Aufwand einher. Das könnte das Fehlen kleinerer Unternehmen erklären. So hat sich die britische Impax Asset Management NZAM angeschlossen, die deutsche Ökoworld hingegen nicht. ESG war 2022 kein kompetitiv relevantes Alleinstellungsmerkmal mehr. So trieben Anleger zwar im Vorfeld von SFDR und EU-Taxonomie die Aktien von Ökoworld und Impax eine Zeit lang in luftige Höhen: 2020 rangierte Ökoworld auf Platz 4 aller Titel im Dolphinvest Asset Managers Barometer und Impax auf Platz 8. 2021 verbesserte sich Ökoworld sogar auf Platz 1 und Impax auf Platz 4. „2022 erlebten die beiden jedoch den jähen Absturz ans andere Ende des Universums: Ökoworld war mit minus 60,14 % absolutes Schlusslicht im aktuell 100 Titel umfassenden Dolphinvest Global Asset Managers Barometer, und Impax taumelte als Viertletzter mit einem Minus von 52,13 % über die Jahresend-Ziellinie“, berichtet der Experte.
Klimek abschließend: „Allerdings kann ein Investment in Aktien börsennotierter Asset-Management-Unternehmen oder in einen auf diese Unternehmen spezialisierten Fonds in positiven Aktienjahren und auf Dauer zu einer signifikanten Outperformance des breiten Aktienmarktes führen, da sich diese durch ein hohes Beta auszeichnen.“
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[1] NZAM hat sich im Einklang mit den globalen Bemühungen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, dem Ziel verschrieben, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 oder früher auf null zu reduzieren und Investitionen zu unterstützen, die auf null Emissionen bis 2050 oder früher ausgerichtet sind. Die NZAM-Unterzeichner verpflichten sich, über ihre Anlagepolitik bezüglich fossiler Brennstoffe zu informieren und den Anteil der AuM, der im Einklang mit Netto-Null verwaltet werden soll, sowie Zwischenziele hinsichtlich des Beitrags zur CO2-Reduktion festzulegen und zu veröffentlichen.
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