Bayerische Sparkassen stehen trotz Zeiten- und Zinswende aufrecht im Wind

Mit Blick auf das bevorstehende Jahresende stellen die Kreditinstitute erste Hochrechnungen zu den Geschäftsergebnissen 2022 an. Auch die bayerischen Sparkassen ziehen Bilanz über den Geschäftserfolg im auslaufenden Jahr und stellen vorläufige Prognosen zum Jahresergebnis an. Mit der Zinswende waren sie 2022 schnell veränderlichen Bedingungen ausgesetzt, die sich deutlich in der Ergebnisentwicklung wiederspiegeln werden. Der Präsident des Sparkassenverbands Bayern, Prof. Dr. Ulrich Reuter zieht ein erstes Resümee: „Der Zinsanstieg war von den Sparkassen lange erhofft und gefordert worden. Doch er kam jetzt schneller und mit größerer Wucht als erwartet. Als Zinsschock sorgt er erst einmal für vorübergehend negative Folgen in der Profitabilität der Sparkassen. Eine große, aber tragbare Belastung sind dabei die Bewertungsergebnisse für die eigenen Wertpapierbestände.“

Das operative Geschäft der bayerischen Sparkassen hat sich im Jahr 2022 sowohl im Einlagen- als auch im Kreditbereich insgesamt wieder positiv entwickelt. Sparkassen sind gerade in Zeiten der Ungewissheit Anlaufstelle und Vertrauenspartner für die Menschen und Unternehmen in den Regionen. Mit den Folgen des Ukraine-Kriegs, die Energiekrise, die Inflation und die abrupte Zinswende durch die EZB sind die Sparkassen und ihre Kunden jetzt einer neuen Situation ausgesetzt. Reuter: „Die Welt hat sich für Kreditinstitute rapide verändert. Vor genau einem Jahr hatten wir Negativzinsen, die den Zinsüberschuss erodierten. Durch die so nur schwer nachvollziehbare Politik der EZB – zunächst zu langes Beobachten der steigenden Inflationsrate, dann massives Gegensteuern – haben wir jetzt plötzlich ein Zinsniveau, das erste Steigerungen dieser Überschüsse erlaubt, auch wenn wir oft in lang laufenden Verträgen gebunden sind. Zinsbedingte Abschreibungen auf unsere festverzinslichen Wertpapierbestände schlagen aber für das Jahr 2022 hart ins Kontor.“ Die Sparkassen halten diese Papiere in der Regel bis zur Endfälligkeit, wodurch eine Rückzahlung der Papiere zum Nominalbetrag aus heutiger Sicht unterstellt werden kann. Über die Laufzeit gleichen sich zinsinduzierte Schwankungen im Kurswert wieder aus. Doch die Sparkassen müssen die Mittel für zwischenzeitliche Buchverluste, die als drohende Belastungen gesehen werden, bereithalten. Reuter: „Für die bayerischen Sparkassen zeigt sich gerade, wie richtig und wichtig es war, Erträge zu thesaurieren und das Eigenkapital aufzubauen, das jetzt benötigt wird.“

Das Jahr 2023 birgt weitere große Herausforderungen für die bayerischen Sparkassen. In der rezessiven Phase müssen sie mit negativen Auswirkungen auf den Mittelstand rechnen, das Risiko von vermehrten Kreditausfällen steigt. Damit muss auch die Kreditrisikovorsorge der Sparkassen ansteigen. Gleichzeitig muss sich die generelle Zinsentwicklung zunehmend auch auf die Einlagenseite auswirken, Kunden erwarten wieder eine Verzinsung für ihre Guthaben. Aufgrund der langen Zinsbindung vieler bestehender Darlehen können aber auf der anderen Seite die Erträge der Sparkassen erst sukzessive wieder gesteigert werden. Mit dieser in Deutschland üblichen langen Zinsbindung übernehmen die Kreditinstitute das Risiko einer Zinsänderung während der Kreditlaufzeit, Kreditnehmer können so verlässlich kalkulieren. Die Konsequenzen der schnellen Zinsänderung müssen jetzt aber die Kreditinstitute abpuffern. Weil der Unterschied zwischen lang- und kurzfristigen Zinsen deutlich rückläufig ist, werden außerdem die Rentabilitätserwartungen der bayerischen Sparkassen trotz höherem Zinsniveau auch im Neugeschäft deutlich gedämpft.

Reuter fasst zusammen: „Für uns wäre es besser gewesen, wenn die Zinswende früher eingeleitet und in kleineren Schritten vollzogen worden wäre. Dennoch wird der Zinsanstieg – trotz kurzfristiger negativer Effekte – mittelfristig die Ertragsaussichten der Sparkassen stärken, da ihr Geschäftsmodell mit Zinsen wieder eine solide Grundlage bekommt und die Fristentransformation möglich macht. Die Sparkassen werden auf dieser Basis ihrem öffentlichen Auftrag, die Entwicklung der regionalen Wirtschaft durch Kreditausreichung nachhaltig zu unterstützen, wieder gestärkt nachkommen können.“

Über Sparkassenverband Bayern

Der Sparkassenverband Bayern ist zentraler Dienstleister für die 61 bayerischen Sparkassen und deren Träger. Mit einer addierten Bilanzsumme von rund 254 Milliarden Euro betreiben die bayerischen Sparkassen in allen Teilen des Freistaats Bayern Finanzdienstleistungsgeschäfte mit Schwerpunkt Privatkunden und gewerblicher Mittelstand. Bayernweit sind bei den Sparkassen 34.695 Angestellte beschäftigt, davon 2.451 Auszubildende und Trainees (Stand 31.12.2021).

Der Sparkassenverband Bayern vertritt die gemeinsamen Interessen der Sparkassen und ihrer Träger in der Öffentlichkeit. Er unterstützt und berät sie in Rechts- und Steuerfragen und steuert die Entwicklung neuer Produkte, bayerischen Sparkassen. Er koordiniert die Aktivitäten im Verbund innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe, bietet ein umfangreiches Aus- und Fortbildungsprogramm und übernimmt Verantwortung für die Wirtschaft und Gesellschaft in den Regionen Bayerns.

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