Lokaltherapie chronischer Wunden – Novellierung der S3-Leitlinie

In einer Woche startet der 5. Nürnberger Wundkongress – der "Wundkongress des Südens". Ein Forum, sich über Trends in der Wundbehandlung, Neues aus der Forschung und spezielles Know-how zu informieren und auszutauschen. Die 1. Hauptsitzung beschäftigt sich mit dem Thema "Leitlinien & Evidenz in der Wundtherapie" mit Bezug auf die neue Leitlinie 2022.

Leitlinien sind systematisch entwickelte, wissenschaftlich begründete und praxisorientierte Entscheidungshilfen über die angemessene ärztliche Vorgehensweise bei typischen gesundheitlichen Problemen. Also welche Behandlungsmöglichkeiten sind sinnvoll? Und wer hilft bei der Versorgung? Bei Wunden ist das gesicherte, auf wissenschaftlichen Studien basierende Wissen nicht so ausgeprägt wie in anderen medizinischen Bereichen. Zur Lokaltherapie steht ein breites Portfolio an Möglichkeiten zur Verfügung.

Bereits 2012 wurden die Verfahren der Lokaltherapie chronischer Wunden durch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V methodisch stringent und unter Einbezug der maßgeblich an der Wundversorgung beteiligten Berufsgruppen aufgearbeitet. Die existierende und in Novellierung befindliche S3-Leitlinie ist auf der Basis umfassender Schlüsselfragen zu den gängigen Wundreinigungsmethoden, Wundauflagen und physikalischen Verfahren im Rahmen von drei Konferenzen unter AWMF-Moderation überarbeitet wurden. Ein extrem aufwändiger Prozess, der durch Corona noch besonders erschwert wurde. Bis zum 10. Dezember besteht noch die Möglichkeit im Rahmen einer öffentlichen Konsultation diese Leitlinie zu kommentieren.

Prof. Dr. med. Andreas Maier-Hasselmann ist Koautor und Mitglied im Redaktionsteam der AWMF-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundtherapie: "Leitlinien sollen eine medizinische Betreuung nach einem wissenschaftlichen Standard ermöglichen." Aus der umfassenden Analyse von 4998 systematischen Referenzen zur Wundbehandlung mit Identifizierung von 26 systematischen Übersichtsarbeiten und 38 kontrollierten Interventionsstudien resultieren 2012 nur 37 konsentierte Expertenempfehlungen.

"Wegen des sorgfältigen Evaluationsprozesses und der Bemühungen um einen breiten Konsens bei der Erstellung ist es leicht vorstellbar, welche intellektuelle, logistische und vielleicht auch nervliche Anstrengung die Erstellung einer S3-Leitlinie bedeutet", sagt Prof. Maier-Hasselmann. Die Verfügbarkeit methodisch guter Studien mit hochwertiger Evidenz sei mangelhaft. Keine Studie, so Maier-Hasselmann zusammenfassend, habe seit 2012 einen wirklich bahnbrechenden Durchbruch erzielt. Den behandelnden Ärzten und Ärztinnen stehen meist nur nationale und internationale Konsensus-Empfehlungen und Positionspapiere zur Verfügung.

"Ziel der überarbeiteten Leitlinie war ein stärkerer Praxisbezug", erklärt Maier-Hasselmann, Chefarzt an der Klinik für Gefäßchirurgie in München. Über die Fachdisziplinen hinweg sollte eine einheitliche Sprache gefunden werden, die Bedeutung der Kausaltherapie, also die Behandlung der Grunderkrankung herauszustreichen. Maier-Hasselmann: "Der Patient und seine Krankheit stehen im Mittelpunkt. Für mich ist die Leitlinie ein wissenschaftliches Statement dafür, die Arbeit derer, die die Patienten versorgen, besser zu honorieren. Regelmäßige und engmaschige Arbeit von Menschen am Menschen bringt Heilung, vielleicht mehr als hochkomplexe Wundauflagen."

Die Aufbereitung des Themas auf dem WUKO 2022:

Leitlinien & Evidenz in der Wundtherapie (mit Bezug auf neue LL 2022)
Donnerstag, 01.12. 2022 von 10:15 – 11:45 Uhr

. Evidenz-GBA-Choosing wisely: Wo stehen wir in der Wundversorgung? Eine Bestandsaufnahme
. Was ist evident in der Wundbehandlung? – Update der S3-Leitline
. Prävention von Wundinfektionen – der Neue Hygieneleitfaden der ICW

Das komplette Tagungsprogramm online oder als PDF-Download.

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