Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele kommt auf Juist zusammen

Touristische Vertreter*innen von mehr als 15 Reisezielen aus ganz Deutschland sind vom 24. bis 25. Oktober auf der Insel Juist zusammengekommen, um sich über die Folgen des Klimawandels für die Branche sowie Strategien zur Bewältigung auszutauschen. Sie folgten damit einer gemeinsamen Einladung der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN) in Zusammenarbeit mit der Ostfriesischen Inseln GmbH und der Kurverwaltung Juist sowie der Geschäftsstelle der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele. Im Fokus standen vor allem die Ergebnisse des TMN-Projekts „Klimawandel anpacken – Anpassungsstrategien für den Tourismus in Niedersachsen“, Best-Practice-Beispiele örtlicher Akteur*innen sowie Updates aus der Netzwerkarbeit der Exzellenzinitiative.

„Ressourcenschonung, Sensibilisierung von Reisenden und Mitarbeitern sowie die Einbindung der lokalen Bevölkerung sind Aspekte eines nachhaltigen Tourismus, die engagierte Destinationen wie Juist bereits fördern und umsetzen“, erklärt Meike Zumbrock, Geschäftsführerin der TMN. „Um Nachhaltigkeit jedoch bundesweit zu forcieren und verbreiten, müssen solche Ideen als Erfolgsrezepte und Handlungsempfehlungen vorgestellt werden. Denn sie liefern die richtigen Impulse für weitere Destination und zeigen, welche Lösungsansätze sich bereits bewährt haben. Wir freuen uns daher sehr, dass wir diesen praxisbezogenen Austausch als Co-Gastgeber gemeinsam mit der Exzellenzinitiative in Niedersachsen initiieren konnten.“

Projekt: Anpassungsstrategien für den Tourismus in Niedersachsen

Als erstes Bundesland hat Niedersachsen im Rahmen des Projektes „Klimawandel anpacken“ flächendeckend die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus untersucht und Lösungsansätze für Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Fachlich begleitet wurde die TMN dabei unter anderem vom Institut für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT), vertreten durch Wolfgang Günther, der im Rahmen der Veranstaltung die Handlungsnotwendigkeiten durch den Klimawandel nochmals herausstellte, aber auch Handlungspotenziale aufzeigte.

Robert Wenzel, Qualitätsmanager Nachhaltigkeit der TMN, stellte anschließend die Projektergebnisse vor. Für die 15 niedersächsischen Reiseregionen wurde jeweils ein maßgeschneiderter Werkzeugkasten entwickelt, der regionsspezifische Strategien zur Klimaanpassung beinhaltet. Zu den Werkzeugen zählen Klima-Factsheets und Klimawirkungsketten, die es ermöglichen, zentrale Klimarisiken für die jeweilige Region sowie Ansatzpunkte für ganz konkrete Anpassungsmaßnahmen abzuleiten.

Das Projekt gehört zu den fünf Nominierten, die im Finale des Deutschen Tourismuspreises 2022 stehen.

Beispiele der örtlichen Tourismuspraxis

Wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Reiseland Niedersachsen und auf den Ostfriesischen Inseln gelebt wird, zeigten zahlreiche Einblicke in die örtliche Tourismuspraxis: So engagiert sich die Nationalverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer gemeinsam mit Nationalparkpartner*innen für eine nachhaltige Entwicklung in der Region, das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT lädt Einheimische und Tourist*innen ein, auf Entdeckungsreise zu gehen, um Fragestellungen zum Klimawandel in ihrem Umfeld zu erkunden, und die Kreativagentur curiopia möchte über einen „Klima-Stups“ Gäste auf Juist für den Klimawandel auf der Insel sensibilisieren. Aber auch auf den Nachbarinseln engagiert man sich für eine nachhaltige Entwicklung: Michael Recktenwald, erfahrener Gastronom und Hotelier sowie Inhaber der Langeooger Bio Genuss Manufaktur, gab abschließend Impulse zur klimafreundlichen Gestaltung einer Speisekarte.

Direkte Einblicke vor Ort in die Tourismuspraxis der Leistungsträger*innen gab es für die Teilnehmenden am zweiten Veranstaltungstag außerdem über Betriebsbesichtigungen im Hotel Achterdiek, Biohotel Haus AnNatur und dem Nationalpark-Haus Juist.

Netzwerkarbeit mit Fokus Klimawandel

Neben den Praxiseinblicken durch die Gastgeber*innen sollte auch die Netzwerkarbeit der Exzellenzinitiative im Zentrum stehen, die sich im gesamten Jahr 2022 dem Themenschwerpunkt „Tourismus im Klimawandel“ widmet. Der Fokus liegt aktuell auf einem gemeinsamen Pilotprojekt zur Treibhausgasbilanzierung des Tourismus, für das sich zehn Destinationen unter dem Dach der Initiative zusammengeschlossen haben und das Ziel verfolgen, eine individuelle datenbasierte Entscheidungsgrundlage für die Ableitung von Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen. Gemeinsam mit der vom Tourismusexperten Martin Balaš neu gegründeten Kreativagentur und Nachhaltigkeitsberatung reCET create.empower.transform ist die Gruppe dabei, den Bilanzierungsansatz der Bottom-Up Methode umzusetzen.

Christine Kintscher, Projektmanagerin von reCET, berichtete auf der Veranstaltung vom aktuellen Umsetzungsstand: Mittlerweile liegen die Daten von allen teilnehmenden Destinationen unterschiedlichster Ebenen vor und konkrete Ergebnisse zur Machbarkeit von THG-Bilanzierungen für Tourismusdestinationen werden im Frühjahr 2023 vorhanden sein. Der Schritt gilt als wichtiger Meilenstein zur Schaffung eines branchenweiten Standards für die THG-Inventarisierung.

Ulrike Bodieschek, Verantwortliche für Qualität und Nachhaltigkeit beim Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, ergänzte das Projektupdate durch eigene Erfahrungen in der Datenerhebung und der Verknüpfung mit der Marktforschung. Inga Meese, Geschäftsführerin Futouris, berichtete ergänzend vom Branchenprojekt „Klimabewusst reisen“ und wies auf Synergiepotenziale hin.

Cilia Mayer, Koordinatorin der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele: „Die erfolgreichen Beispiele von Juist und aus ganz Niedersachsen sind motivierend und zeigen einmal mehr, dass es sich lohnt, die Themen anzupacken. Die Bewältigung des Klimawandels ist eine große Aufgabe, aber unsere Partner-Destinationen haben sich auf den Weg gemacht. Als Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele können wir begleitend Hilfestellungen leisten, Pilotprojekte anbahnen, Austauschformate schaffen und damit die klimafreundliche Entwicklung des Tourismus in Deutschland gemeinsam forcieren.“

Über die Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele

Nach coronabedingter Pause im Jahr 2021 fand die Netzwerkveranstaltung der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele damit dieses Jahr wieder in Präsenz statt und kennzeichnete gleichzeitig die erste Netzwerkveranstaltung der Initiative nach Abschluss der LIFT-Förderphase. Der Aufbau der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele wurde bis September 2021 im Rahmen des Förderprogramms zur Leistungssteigerung & Innovationsförderung im Tourismus (LIFT) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und von der TourCert gGmbH initiiert.

Die Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele ist eine Partnerschaftsplattform von nachhaltigkeitsengagierten Destinationen des Deutschlandtourismus. Ziel der Initiative ist es, Kräfte und Ideen zu bündeln, sich auf Augenhöhe über Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit auszutauschen, um gemeinsam auf Arbeitsebene exzellente Lösungen zu entwickeln. Die Partner*innen der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele vernetzen sich, um Herausforderungen gemeinsam zu meistern, Best Practices und Lessons Learned auszutauschen, sowie gemeinsame Projekte voranzutreiben, welche die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus forcieren und verbreiten sollen.

Über TourCert

Die unabhängige Zertifizierungsorganisation TourCert gGmbH wurde 2009 gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ökologische, soziale und ökonomische Unternehmensverantwortung im Tourismus zu fördern. TourCert berät und begleitet Tourismusunternehmen und Destinationen bei der Umsetzung einer nachhaltigen und erfolgreichen Wirtschaftsweise und qualifiziert dahingehend mit Seminaren und Online-Trainings der TourCert Academy. Außerdem zertifiziert und verleiht das Unternehmen das TourCert Siegel für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung im Tourismus. Als Einstieg verleiht TourCert außerdem die Auszeichnung TourCert Check.

Der Kriterienkatalog des TourCert-Systems für Reiseveranstalter wurde offiziell vom Global Sustainable Tourism Council (GSTC) anerkannt und bildet die Basis der Zertifizierungs-systeme für Hotels, Destinationen und andere Unternehmen. Daneben beruhen alle Systeme auf den internationalen Qualitäts- und Umweltmanagementstandards nach ISO und EMAS sowie dem ISO-Leitfaden für Unternehmensverantwortung (ISO 26000).

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