„Wir kennen die Risiken für Mensch und Tier, wenn der Katastrophenschutz für Haus-, Nutz- und Wildtiere vernachlässigt wird. Deshalb setzt sich der IFAW dafür ein, die Schutzpläne zu erweitern“, kommentiert Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter des IFAW in Deutschland. „Die Verantwortung für den Tierschutz in Notfällen muss klar zugewiesen sein. Um dies zu erreichen, müssen wir die Vorbereitungsmaßnahmen von einer derzeit individuellen Aufgabe in funktionierende Systeme auf allen Regierungsebenen überführen und ausbauen.“
Weltweit nehmen Häufigkeit und Schwere von Katastrophen zu und verursachen massive Verwüstungen. In Europa wurden 2021 Belgien, Deutschland, die Niederlande, Spanien und Sizilien von schweren Überschwemmungen getroffen. Zudem wüteten in den Sommern 2021 und 2022 Hitzewellen sowie Waldbrände in Deutschland, Frankreich und Südeuropa. „Solche Katastrophen sind für Menschen und Tiere gleichermaßen verheerend und führen zu Lebensraumverlust, Verletzungen und Tod“, erklärt Dinkelmeyer. Allein von Juli 2020 bis Juli 2021 hat der IFAW trotz der Corona-Pandemie 51.499 Haustieren, 4.637 Nutztieren und 3.805 Wildtieren geholfen, die durch klimabedingte Katastrophen in Not geraten sind.
Untersuchungen der Europäischen Umweltagentur zeigen, dass klimabedingte Extremereignisse in den 27 EU-Mitgliedstaaten zwischen 1980 und 2020 über 138.000 Todesfälle und wirtschaftliche Verluste in Höhe von schätzungsweise 487 Milliarden Euro verursacht haben. Dies schließt den Verlust von Tieren mit ein, da diese derzeit als „wirtschaftliche Verluste“ definiert werden. Werden Tiere nicht in die Katastrophenpläne einbezogen, hat dies kulturelle, soziale, ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Auswirkungen.
Derzeit gibt es sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene lediglich Katastrophenschutzpläne zur Bewältigung und Milderung der Auswirkungen auf Menschen und ihr Eigentum. Dem aktuellen Report des IFAW zufolge könnten auch mehr Menschenleben gerettet werden, wenn Tiere in die Notfallpläne einbezogen würden. Denn, zum einen weigern sich Menschen oft, der Aufforderung zur Evakuierung nachzukommen, wenn sie ihre Haustiere nicht mitnehmen können, und gefährden damit nicht nur ihr eigenes Leben sondern auch das der Rettungskräfte. Zum anderen birgt auch das Vernachlässigen von Wildtieren in einem Katastrophenszenario Gefahren: Verletzte oder nach Nahrung und Schutz suchende Tiere können in besiedelte Gebiete eindringen und Zoonosen übertragen. Zudem kann die Verunreinigung des Trinkwassers durch Tierkadaver schnell zu erheblichen Problemen für die öffentliche Gesundheit führen.
Hintergrundinformationen
Der IFAW empfiehlt die Einbeziehung des Tierschutzes in das Katastrophenmanagement der Europäischen Union (EU) und in die EU-Finanzierung durch die folgenden Grundsätze:
- Verbesserung des Wissens über die Bedürfnisse von Tieren in Notsituationen sowie der Fähigkeiten von Regierungen, diese Probleme zu bewältigen und darauf zu reagieren.
- Bereitstellung von Ressourcen für einen integrierten Umgang mit dem Tierschutz in humanitären Notsituationen, sowohl für (a) EU-Mitgliedstaaten als auch (b) humanitäre Kriseneinsätze außerhalb der EU.
- Erhöhte Anerkennung und verbesserte Kommunikation der Notwendigkeit, Tiere zu schützen, wenn die Abhängigkeit zwischen Mensch und Tier groß ist.
- Klare Aufteilung der Verantwortung für den Tierschutz in Notsituationen.
- Integration des Tierschutzes in das Notfallmanagement.
- Optimierte Organisation des landwirtschaftlichen Sektors und der Kommunen mit Notfallplanern zur Verbesserung des Katastrophenmanagements.
Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) ist eine weltweit tätige gemeinnützige Organisation für die bessere Koexistenz von Tieren und Menschen. Wir sind in mehr als 40 Ländern der Welt und auf den Meeren im Einsatz. Wir retten und pflegen Tiere, wildern sie wieder aus und bewahren und schützen ihre natürlichen Lebensräume. Die Probleme, denen wir uns stellen, sind drängend und komplex. Um sie zu lösen, brauchen wir mutiges Handeln und kluges Denken. Wir arbeiten mit Gemeinden, Regierungen, anderen NGOs und Unternehmen zusammen. Gemeinsam finden wir neue und innovative Wege, damit sich alle Arten in ihrem Lebensraum entwickeln können. So geht’s: ifaw.org
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