Im Saarland sind deutlich mehr Menschen von der koronaren Herzkrankheit (KHK) betroffen als im bundesweiten Durchschnitt: Mit einer Krankheitshäufigkeit von 10,3 Prozent in der Bevölkerung ab 30 Jahren liegt das Saarland deutlich über dem bundesweiten Durchschnittswert von 8,3 Prozent. Das zeigt der aktuelle „Gesundheitsatlas Koronare Herzkrankheit“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), den die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland im Vorfeld des Weltherztages am 29. September veröffentlicht hat.
Der Gesundheitsatlas stellt die regionalen Unterschiede im Saarland bis auf die Ebene der Landkreise dar. Der niedrigste Anteil an Patientinnen und Patienten mit einer KHK findet sich mit 9,2 Prozent im Saarpfalzkreis. Allerdings liegt auch dieser Wert über dem Durchschnitt vergleichbarer Großstädte und über dem Bundesdurchschnitt. Am stärksten betroffen ist der Landkreis Saarlouis: Dort ist bei 11,3 Prozent der Menschen eine Koronare Herzkrankheit diagnostiziert worden.
Insgesamt 73.200 Menschen im Saarland an einer KHK erkrankt
In Deutschland leben 4,9 Mio. Menschen mit KHK. Dabei betrifft die koronare Herzkrankheit überwiegend Menschen im höheren Alter. Insgesamt waren im Saarland im Auswertungsjahr 2020 rund 73.200 Menschen über 30 Jahren an einer KHK erkrankt. Die Krankheitshäufigkeit steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Die höchsten Werte werden im Saarland in der Altersgruppe ab 90 Jahren erreicht: Bei den Männern sind 45,5 Prozent und bei den Frauen 31,3 Prozent dieser Altersgruppe von KHK betroffen. Grundsätzlich wird deutlich, dass Männer in jeder Altersgruppe häufiger erkranken als Frauen. Die Krankheitshäufigkeit im Saarland liegt in allen Altersgruppen, besonders bei Männern, deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
„Dass Männer häufiger an KHK erkranken, ist neben biologischen Faktoren auch durch den höheren Raucheranteil zu erklären. Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung einer KHK, und in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war der Raucheranteil unter den Männern immer deutlich höher als unter den Frauen“, erklärt Christiane Firk, Bevollmächtige des Vorstandes der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse. Der Zusammenhang zwischen KHK und Rauchen spiegelt sich auch in der regionalen Auswertung des Gesundheitsatlas wider: In Regionen mit besonders vielen Raucherinnen und liegt der Anteil der KHK-Patientinnen und -Patienten bei 9,3 Prozent, in Regionen mit wenigen Rauchenden dagegen bei nur 7,4 Prozent. Dieser Unterschied bleibt auch bestehen, wenn in einem „fairen“ Vergleich unterschiedliche Alters- und Geschlechtsstrukturen berücksichtigt werden. „Analysen des Gesundheitsatlas bestätigen zudem, dass materiell und sozial benachteiligte Menschen häufiger von einer KHK betroffen sind als Menschen mit einem hohen sozialen Status“, so Firk weiter.
Zusammenhang zwischen KHK und Bluthochdruck
Auch der Zusammenhang zwischen KHK und Bluthochdruck spiegelt sich in den regionalen Auswertungen wider. So lag der KHK-Patientenanteil in den deutschen Regionen mit den wenigsten Bluthochdruck-Patientinnen und -Patienten bei 6,7 Prozent, in Regionen mit besonders vielen Hypertonie-Erkrankten dagegen bei 11,2 Prozent. In fast allen Kreisen ist eine überdurchschnittliche Hypertonie-Häufigkeit zu verzeichnen – und damit auch ein besonders hoher Anteil von KHK-Patientinnen und -Patienten. Außerdem zeigt der Gesundheitsatlas einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Diabetes mellitus Typ 2 und koronarer Herzkrankheit.
Strukturierte Behandlung für eine bessere Kontrolle der Erkrankung
Die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland engagiert sich seit Jahren für eine bessere und strukturierte medizinische Versorgung ihrer Versicherten mit koronarer Herzkrankheit. „Heilen lässt sich eine Koronare Herzkrankheit nicht. Mit der richtigen Behandlung können Betroffene jedoch gut mit solchen Herzkrankheiten leben. Auch lebensbedrohliche Folgeerkrankungen wie Herzinfarkte lassen sich vermeiden. Unser Behandlungsprogramm AOK-Curaplan Koronare Herzkrankheit hilft dabei. Das Ziel von AOK-Curaplan KHK ist es, durch eine strukturierte und langfristige Behandlung das Risiko für erstmalige oder wiederholte
Herzinfarkte zu senken. Darüber hinaus sollen krankheitsbedingte Beschwerden reduziert werden. Auch ein gesunder Lebensstil steht im Fokus des AOK-Behandlungsprogramms. Bei der Behandlung von KHK-Betroffenen spielt die aktive Mitwirkung der Patientinnen und Patienten eine zentrale Rolle. Damit Betroffene wissen, wie sie ihre persönliche Situation verbessern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können, unterstützt die AOK sie im Rahmen von AOK-Curaplan mit zusätzlichen Angeboten“, erläutert Firk. So ist „AOK-Curaplan“ für KHK-Patientinnen und -patienten seit fast 20 Jahren ein fester Bestandteil der Versorgung. Aktuell sind rund 40.00 Versicherte der Gesundheitskasse (davon 9.000 Saarländische) in dieses Programm eingeschrieben.
Zum Hintergrund:
Was ist KHK?
Die koronare Herzkrankheit ist eine Erkrankung mit bundesweit vielen Betroffenen. Die Krankheitshäufigkeit steigt mit dem Alter deutlich an, Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Krankheit verläuft chronisch und ist sehr oft tödlich – weltweit ist sie die häufigste Todesursache. In Deutschland starben im Jahr 2020 mehr als 120.000 Menschen an den Folgen der koronaren Herzkrankheit. Das entsprach 12 Prozent aller 990.000 Todesfälle. Die Erkrankung ist durch atherosklerotische Ablagerungen, die zu einer Verengung der Herzkranzgefäße (Koronargefäße) mit der Folge eines verringerten Blutflusses, gekennzeichnet. Daraus resultiert ein Mussverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und -angebot im Herzmuskel. Herzinfarkte sind ein einschneidendes Erlebnis für die Betroffenen und Angina-pectoris-Anfälle verringern die Lebensqualität. Langfristig wird das Herz bei der koronaren Herzkrankheit geschädigt, sodass in der Folge Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder ein plötzlicher Herztod auftreten können.
KHK-Betroffene gehören zu der Risikogruppe, für die ein vollständiger Impfschutz gegen Covid-19 sehr empfehlenswert ist. Das Risiko schwerer Verläufe ist bei dieser Gruppe hoch. So ist das Risiko für eine Krankenhausaufnahme erhöht.
Innovatives Verfahren ermöglicht Aussagen auf lokaler Ebene
Für den Gesundheitsatlas ist ein Hochrechnungsverfahren zum Einsatz gekommen, das für diesen Zweck vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt worden ist. Es erlaubt auf Basis der Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten zuverlässige Aussagen zu Krankheitshäufigkeiten in der gesamten Wohnbevölkerung Deutschlands bis auf die lokale Ebene. Unterschiede zwischen den AOK-Versicherten und der Gesamtbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Krankheitshäufigkeit werden dabei durch ein innovatives statistisches Verfahren herausgerechnet. Ziel der Analysen des Gesundheitsatlas ist es, den Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitzustellen. In die Analyse einbezogen wurden Personen ab 30 Jahren mit einer ärztlich dokumentierten KHK-Diagnose oder einem für die KHK spezifischen Eingriff an den Herzkranzgefäßen.
Zum Gesundheitsatlas:
Gesundheitsatlas_Saarland.pdf (gesundheitsatlas-deutschland.de)
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