Credendo beunruhigt wegen jüngster Entwicklungen in Haiti

Premierminister Henry trat sein Amt – ohne demokratische Wahlen – nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 an. Der Posten des Präsidenten ist immer noch unbesetzt, da die derzeitige Übergangsregierung Schwierigkeiten hat, Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu organisieren (das Parlament ist seit 2020 arbeitslos) aufgrund der politischen Instabilität Haitis, der wirtschaftlichen Probleme und der sich verschlechternden Sicherheitslage. Kriminelle Banden sind immer mächtiger geworden und ein Kampf um Macht und Territorium hat zu einer Zunahme von Bandengewalt und Erpressung geführt. Einige Banden haben effektiv die Kontrolle über lokale Gebiete der Hauptstadt, wichtige Straßen, Häfen, Institutionen und ein bedeutendes Tankterminal übernommen. Angesichts des politischen Vakuums und der Tatsache, dass bald keine demokratischen Wahlen stattfinden werden, befürchtet der Kreditversicherer Credendo eine weitere Expansion der Banden außerhalb der Hauptstadt.

Credendo stuft das Risiko politischer Gewalt derzeit in Kategorie 5/7 ein. Das Rating ist aber mit einem negativen Ausblick versehen vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse. Gleiches gilt für das kurzfristige politische Risikorating. Obwohl Haiti auf dem Papier eine relativ niedrige kurzfristige Auslandsverschuldung und ausreichende Devisenreserven genießt, könnten die hohe politische Instabilität, die zunehmende Macht von Banden und das Risiko von Naturkatastrophen zu Devisenknappheit führen. Das Geschäftsumfeldrisiko stuft Credendo aufgrund der sehr schwierigen Sicherheitslage in Kombination mit einer prognostizierten Rezession von 0,4 % und einer hohen Inflation in die schlechteste Kategorie G/G ein. Auch das mittel- bis langfristige politische Risikorating sieht der Kreditversicherer in der schlechtesten Kategorie 7/7.