Professor Axel Marx und Familie schenken SPK bedeutende Werke des Künstlers Joseph Beuys aus der Sammlung Erich Marx

Die Familie des vor zwei Jahren verstorbenen bekannten Berliner Sammlers Erich Marx hat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz den gesamten Bestand an Werken des Künstlers Joseph Beuys aus der Sammlung Marx geschenkt. Professor Axel Marx, Sohn des Verstorbenen, hatte diesen Schritt bereits im September 2021 auf einer Gedenkfeier für Erich Marx im Hamburger Bahnhof angekündigt. Nunmehr wurde der Schenkungsvertrag auch dort unterzeichnet. Es handelt sich um so bedeutende Werke wie „The secret block für a secret person in Ireland“, „STELLE, 2. Fassung“, „Energiestab“, „Straßenbahnhaltestelle, 2. Fassung“, „Ohne Titel (Tafel)“, „Ohne Titel (ART = KAPITAL), „Ohne Titel (Neutralisiertes Kapital“) und die grandiose Rauminstallation „Das Kapital Raum 1970-1977“, die zum Teil derzeit im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zu sehen sind und künftig überwiegend im Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum gezeigt werden sollen. Die übrigen Werke der Sammlung Marx verbleiben weiterhin als Leihgaben in den Berliner Museen.

„Meinem Vater lag die Kunststadt Berlin und deren Kulturszene sehr am Herzen. Seit nunmehr vierzig Jahren gibt es Verbindungen zur Nationalgalerie, die immer wieder zu Leihgaben geführt haben. Wir wissen, wie sehr Erich Marx als Kunstmäzen und guter persönlicher Freund in dieser Stadt vermisst wird. Wir als seine Familie wollen sein Werk und seine Verbundenheit mit Berlin fortsetzen und wenden nunmehr den Beuys-Bestand der SPK dauerhaft zu. Beuys war ein großartiger Künstler, den eine enge Freundschaft mit unserem Vater verband. Die Nationalgalerie ist jetzt wie kein anderes Museum in der Lage, die Werkschritte und geistigen Konzepte dieses großen Künstlers anhand von zentralen Skulpturen und Zeichnungen in einer umfassenden Weise zu zeigen“, sagte Axel Marx.

Gleichzeitig, so Axel Marx weiter, bekenne sich die Familie zum Kunst-standort Berlin. „Ich setze großes menschliches Vertrauen in Herrn Professor Parzinger und die neuen Verantwortlichen im Hamburger Bahnhof und der neuen Nationalgalerie.“

SPK-Präsident Hermann Parzinger sprach von einer „überwältigenden Geste der Familie Marx“: „Es ist bewegend zu sehen, dass die Familie von Erich Marx auch über seinen Tod hinaus der SPK und der Nationalgalerie so innig verbunden bleibt. Ich bin sicher, dass das in seinem Sinne gewesen wäre. Ich danke Axel Marx sehr, dass die Familie die überaus großzügige Schenkung der Beuys-Werke möglich gemacht hat. Uns bedeutet das sehr viel und den vielen Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhabern in Berlin wie national und international auch. Die Sammlung Marx gehört untrennbar zu Berlin und wir freuen uns, sie prominent auch im neuen Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum präsentieren zu können.“

Till Fellrath, Direktor Hamburger Bahnhof- Museum für Gegenwart – Berlin: „Die Sammlung Marx ist untrennbar mit der Gründung des Hamburger Bahnhofs als Museum der Gegenwart der Nationalgalerie verbunden. Seit der Eröffnung sind die raumgreifenden Werke von Beuys eine weltweit bekannte Konstante der Sammlungspräsentation. Die historische Schenkung ist für den Hamburger Bahnhof und das gesamte Team eine Anerkennung der langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Sammlung Marx. Sie ist ebenfalls eine Stärkung des Standorts des Hamburger Bahnhofs als Nationalgalerie der Gegenwart in Berlin mit dem einzigartigen Komplex aus historischem Bahnhofsgebäude mit der Kleihueshalle, und den Rieckhallen. Wir danken der Familie Marx für Ihre außergewöhnlich große Geste und Ihr Vertrauen, das uns ein Auftrag ist, diese epochalen Werke der deutschen Nachkriegsgeschichte auch künftigen Generationen zu vermitteln und zugänglich zu machen.“

Klaus Biesenbach, Direktor Neue Nationalgalerie: „Die Schenkung „Das Kapital Raum. 1970-1977“ bildet räumlich und konzeptionell das Fundament des Museums des 20. Jahrhunderts im Sinne von Beuys sozialer Plastik. Dass wir Beuys Appell in dieser Form an die Gesellschaft herantragen können, dafür sind wir der Familie Marx unendlich dankbar. Die großformatige Installation kann nicht allein als Objekt verstanden werden, sondern ist auch ein nachhaltig künstlerischer und gesellschaftlicher Auftrag an den Neubau. Beuys steht also wortwörtlich an der Basis des Museums des 20. Jahrhunderts als dringender Handlungsappel der sozialen und ökologischen Verantwortung und wirkt bereits jetzt in die Form- und Funktionsfindung des neuen Museums.“

Zur Sammlung Marx:

Erich Marx (1921-2020) konzentrierte sich beim Aufbau seiner Sammlung auf wenige Künstler, deren Werke ihn besonders faszinierten: Andy Warhol, Cy Twombly und Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Robert Rauschenberg, Roy Liechtenstein und einige weitere. Sie sind mit beeindruckenden Werkgruppen und Schlüsselwerken vertreten, die ihre jeweilige künstlerische Entwicklung nachvollziehbar machen. Schon früh formulierte Erich Marx den Anspruch, dass seine Sammlung auch dem Anspruch eines Museums standhalten sollte. Seine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst wurde erstmals 1982 in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie öffentlich gezeigt. Um dieser Sammlung in Berlin einen Ort zu geben, wurde der Hamburger Bahnhof zum Museum für Gegenwart ausgebaut. Über 20 Jahre war sie dort im Kontext der Werke der Nationalgalerie, später auch der Friedrich Cristian Flick Collection zu sehen. Mit der Eröffnung des Museums des 20. Jahrhunderts am Kulturforum soll sie in wenigen Jahren dorthin umziehen und ihren Platz in einem neuen Kontext finden.

Vor allem zu Joseph Beuys pflegte Erich Marx Zeit seines Sammlerlebens eine besondere Beziehung. Die Installation „Straßenbahnhaltestelle. A monument to the future“ auf der Biennale von Venedig beeindruckte ihn tief. Nicht zuletzt über Heiner Bastian, Beuys‘ Vertrauten und Erich Marx‘ langjährigen Berater, entwickelte sich in den folgenden Jahren eine enge Verbundenheit von dem Geschäftsmann und Sammler mit dem Ausnahmekünstler. Marx unterstützte Beuys auch bei der Realisierung einiger Werke, etwa bei der Entstehung von „Unschlitt“ für die Skulptur Projekte Münster 1977 oder das Projekt „7.000 Eichen“ für die documenta 7 in Kassel. Den 2015 gemeinsam mit seinem Sohn Axel Marx vollzogenen Erwerb des Werkes „Das Kapital Raum 1970–1977“ betrachtete Erich Marx als abschließenden Höhepunkt seiner Sammlertätigkeit.     

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