Saarkonjunktur: Stimmungsaufhellung nicht in Sicht

Die Perspektiven für die Saarwirtschaft haben sich im Juli nicht verbessert. Das signalisieren die Meldungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Lage und zu den Erwartungen für die kommenden Monate. Insbesondere der Ukraine-Krieg und der drohende Gasmangel drücken erheblich auf die Stimmung der Saarwirtschaft. Hinzu kommen die fortbestehenden, teils gravierenden Lieferkettenprobleme in Industrie und Handel sowie Personalengpässe infolge der Corona-Pandemie in der Wirtschaft insgesamt. In der Dienstleistungswirtschaft hat sich das Stimmungsbild zwar weiter aufgehellt, doch angesichts der schwächeren Entwicklung in den Industriebereichen fiel der IHK-Lageindikator gegenüber dem Vormonat um 3,2 Punkte auf 32,6 Zähler. Nochmals verschlechtert haben sich auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate. So gab der IHK-Erwartungsindikator um 1,3 Punkte nach – der fünfte Rückgang in Folge. Mit einem Wert von minus 12,5 Zählern liegen die Erwartungen weiterhin tief im roten Bereich. Ursächlich hierfür ist der zunehmende Pessimismus in weiten Teilen der Industrie. „Rückenwind für die Saarwirtschaft ist gegenwärtig nicht in Sicht, weder konjunkturell noch strukturell. Im Gegenteil: Die Liste der Probleme wird immer länger. Neben den seit Monaten andauernden Belastungen auf der Angebotsseite droht wegen der jüngsten Preissteigerungen und des Zinsanstiegs nun auch noch ein empfindlicher Dämpfer auf der Nachfrageseite. Sollte zudem der Fall eintreten, dass keine hinreichende Gasversorgung für die energieintensive Saarindustrie sichergestellt werden kann, muss nach einem kraftlosen Sommer spätestens in den Wintermonaten mit einer Rezession gerechnet werden.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die Ergebnisse der Juli-Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten beteiligten.

Insgesamt bewerten derzeit 43 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut, 46 Prozent mit befriedigend und elf Prozent mit schlecht. Gut laufen die Geschäfte in der Stahlindustrie, im Maschinenbau, in der Elektroindustrie, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen sowie in der Bauwirtschaft. Überwiegend befriedigend ist die Lage im Fahrzeugbau, bei den Gießereien, im Ernährungsgewerbe, in der Gummi- und Kunststoffindustrie, im Stahlbau sowie in der Medizintechnik. Über alle Industriebranchen gerechnet sind die kumulierten Umsätze von Januar bis Mai dieses Jahres um 17,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen (Bund: +14,9 Prozent). „Dabei handelt es sich jedoch vorwiegend um Preisniveaueffekte, denen erhebliche Kostensteigerungen auf der Beschaffungsseite gegenüberstehen. Insofern ist die Verschlechterung der Lageeinschätzung in der Industrie trotz höherer Umsätze nicht verwunderlich“, so Thomé.

Im Dienstleistungsgewerbe berichten 90 Prozent der befragten Unternehmen über gute oder befriedigende Geschäfte. Gute bis sehr gute Geschäfte vermeldet allerdings nur noch die IT-Branche, die von der fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschafts- und Verwaltungsprozesse profitiert. Alle anderen Dienstleistungsbranchen bewerten ihre Geschäftslage überwiegend als befriedigend.

Energieeinsparung ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe

In den kommenden sechs Monaten bleiben die Aussichten für die Saarwirtschaft äußerst verhalten. Nur noch sieben Prozent der Betriebe rechnen mit besseren, 20 Prozent dagegen mit schlechteren Geschäften. Die verbleibenden 73 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus. „Insbesondere in der Industrie trübt sich der Konjunkturhimmel weiter ein. Angesichts der brisanten Gemengelage muss die Politik die Unternehmen rasch signifikant entlasten, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit Wachstum und Arbeitsplätze zu sichern. Mindestens ebenso wichtig ist aber auch, dass hinsichtlich der Engpässe auf dem Gasmarkt und einer nicht auszuschließenden Ausrufung der „Notfallstufe“ mit drohenden Rationierungen die Priorisierung der Mengenzuteilung und bestehende Schutzklauseln rasch neu definiert werden. Die erforderliche massive Energieeinsparung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht einseitig zulasten von Wirtschaft und Arbeitsplätzen gelöst werden darf“, so Thomé.

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