Antje Bauer analysiert: „Die Ergebnisse unserer Umfrage machen deutlich, wie sehr das Gastgewerbe in einem Teufelskreis steckt. Personalmangel führt zu verringerten Angeboten und Öffnungszeiten, was zu weiteren Umsatzrückgängen führt. Dem gegenüber stehen enorm gestiegene Ausgaben für Energie- und Lebensmittel. Inflationsbedingt schränken die Gäste ihren Konsum deutlich ein. Die Branche kann diese Zwickmühle kaum verlassen.“ Das belege auch ein Blick auf die Angaben zur finanziellen Ausstattung der Betriebe, sagt Bauer: Die aktuelle Finanzlage sei geprägt von Eigenkapitalrückgängen (das sagen 57 Prozent der Befragten) und Liquiditätsengpässen (32 Prozent). Mehr als drei Viertel der Unternehmen gehen von Preissteigerungen aus, knapp die Hälfte sieht keinerlei Spielraum für Investitionen. Reiseveranstalter und -vermittler müssen ebenfalls auf Eigenkapitalreserven zurückgreifen, um die schlechte Geschäftslage zu kompensieren. 87 Prozent rechnen mit Preissteigerungen. Susanne Eva Dörrwand: „Das Reisen wird teurer, von daher bleibt abzuwarten, wie gut die höheren Preise bei den Kunden umzusetzen sind und sich die positiven Erwartungen an die Sommersaison erfüllen.“
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Das Beherbergungsgewerbe schätzt seine Geschäftslage in der abgelaufenen Sommersaison per Saldo negativ ein. Lediglich 17 Prozent aller befragten Hoteliers verzeichnen gute Geschäfte. 39 Prozent der Beherbergungsunternehmen melden einen Gästerückgang und 57 Prozent einen damit einhergehenden Umsatzrückgang über alle Gästegruppen hinweg. Die aktuelle Finanzlage ist geprägt von Eigenkapitalrückgang (57 Prozent), Liquiditätsengpässen (34 Prozent) sowie eine hohe Fremdkapitalbelastung (13 Prozent). Wirtschaftliche Risiken sehen die Befragten in den hohen Energiekosten (84 Prozent), den steigenden Lebensmittel- und Rohstoffkosten (73 Prozent), jeweils rund die Hälfte der Hoteliers im Fachkräftemangel, in den hohen Arbeitskosten und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wirtschaftspolitisch kritisiert die Branche die Unsicherheit von staatlichen Beschränkungen in Folge der Pandemie und die hohe Bürokratie- beziehungsweise Steuerlast. Zudem verschärfen der Ukraine-Krieg und die hohe Inflation das unternehmerische Risiko.
Die Hälfte der befragten Gastronomen blickt auf eine schlechte Geschäftslage in der vorangegangenen Saison zurück, die ebenfalls zu hohen Umsatzverlusten geführt hat. Per Saldo positiv blickt die Gastronomie verhalten optimistisch in die Sommersaison und hofft über Preissteigerungen (85 Prozent) und sinkende Investitionen eine gute Geschäftslage zu erreichen. Die aktuelle Finanzlage führt bei über der Hälfte der gastgewerblichen Unternehmen zu Eigenkapitalverlusten und bei knapp einem Drittel zu Liquiditätsengpässen. Zudem belasteten hohe Fremdkapitalkosten (14 Prozent) oder ein erschwerter Zugang zu Fremdkapital (13 Prozent) die Branche. Das Hauptrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Befragten in den hohen Lebensmittel- und Rohstoffpreisen (95 Prozent). Zudem werden die steigenden Energiepreise, Fachkräftemangel (58 Prozent) und hohe Arbeitskosten (57 Prozent) als Risiken eingestuft. 85 Prozent der Gastronomen rechnen mit Preissteigerungen, 21 Prozent werden weniger und knapp die Hälfte werden gar nicht investieren, da der finanzielle Rahmen hierfür nicht vorhanden ist. 70 Prozent der Befragten versuchen ihren Mitarbeiterbestand zu halten, 13 Prozent melden abnehmende Beschäftigungszahlen, was zu eingeschränkten Angeboten führt.
Eine schlechte Vorsaison haben die sachsen-anhaltischen Reisebüros und -veranstalter hinter sich. Die Hälfte von ihnen meldet eine schlechte Geschäftslage. Der Buchungsrückgang über alle Segmente hinweg liegt bei insgesamt 47 Prozent. Hohe Verluste sind bei den Reisen von außerhalb Sachsen-Anhalts (67 Prozent) sowie bei Geschäftsreisen (65 Prozent) zu verzeichnen. Mit einer besseren Sommersaison rechnen 45 Prozent der Unternehmer, diese wird jedoch von steigenden Preisen begleitet (87 Prozent). Die aktuelle Finanzlage ist durch Eigenkapitalrückgang (41 Prozent) und Liquiditätsengpässe (29 Prozent) geprägt. Wirtschaftliche Risiken für die Entwicklung des eigenen Unternehmens sehen die Befragten in den hohen Energie- und Rohstoffpreisen (61 Prozent) und in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (56 Prozent). Unsicherheiten in Bezug auf die weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg, die Pandemieentwicklung und potenziell erneute Beschränkungen, die steigende Inflation, aber auch zu hohe Steuerlasten bereiten der Branche große Sorgen.
Hintergrund:
Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt die Interessen von rund 100.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft führt Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, erarbeitet fachliche Stellungnahmen und vertritt das Gesamtinteresse der Unternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Die ausführlichen Ergebnisse dieser LAG-Umfrage stehen auf den Internetseiten der IHKn unter www.ihk.de/halle und www.ihk.de/magdeburg zum Download bereit.
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