Anfängerfehler vermeiden
Wer erstmals eine Radreise unternimmt, sollte einige Wochen vorher mit regelmäßigen kleineren Radtouren daheim die körperliche Fitness auf Vordermann bringen. Aber auch die Strecke sollte vorher gut geplant werden. Dazu gehört, sinnvolle Streckenabschnitte zu wählen und sich dabei nicht zu überschätzen. Wer sich zu viele Kilometer am Tag oder zu große Steigungen zumutet, verliert schnell die Lust am Radeln oder bekommt körperliche Probleme und bricht womöglich seine Reise vorzeitig ab. Wie beim Skifahren ist auch bei einer mehrtägigen Radreise oft der dritte Tag der schwierigste. Wenn der Körper aufgrund der ungewohnten Strapazen schwächelt, sollte man unbedingt einen Tag pausieren und den müden Knochen Ruhe gönnen.
Bei der Unterkunft sollten Radler darauf achten, dass sie Radler-freundlich ist. Dann sind in der Regel sichere Unterstellmöglichkeiten für die Drahtesel und Ladestationen für E-Bikes vorhanden und oft wird auch ein Reparaturservice angeboten.
Auch die Art der Strecke ist nicht unwichtig: Ungeübte Radler sollten sich nur auf ausgeschilderten Radrouten bewegen, wie z. B. auf den Radfernwegen vom europäischen Netzwerk EuroVelo , und keine eigenen Wege suchen. Wer mit einem E-Bike unterwegs ist, sollte zudem genau schauen, wo es entlang der Route Ladestationen gibt.
Die richtige Ausrüstung
Wer eine Radreise plant, benötigt zunächst einmal ein solides Rad, dessen Rahmen zur Körpergeometrie passt und stark genug ist, Gepäck zu transportieren. Darüber hinaus empfehlen die ARAG Experten den passenden Sattel, denn das Hinterteil wird neben den Beinen beim Radeln am ärgsten strapaziert. Das Vermessen der Sitzknochen beim Fachgeschäft kann helfen, einen komfortablen Sattel zu finden. Eine echte Radunterhose ohne Nähte sorgt ebenfalls für mehr Sitzkomfort. Ein Lenker mit mehreren Griffmöglichkeiten hilft, einseitige Belastungen von Schultern und Handgelenken zu umgehen. Auch Fahrradhandschuhe sind sinnvoll. Ein Fahrradhelm ist nach Auskunft der ARAG Experten zwar keine Pflicht, aber ebenfalls durchaus ratsam.
Wer mit Smartphone reist, kann auf Radtourenkarten verzichten und Navigations-Apps nutzen, mit denen man sich GPS-Daten der Strecke laden kann. Manche lassen sich sogar offline nutzen. Wer sich auch in puncto Strom unabhängig machen will, kann mit einem Nabendynamo während der Fahrt das Handy laden. Ansonsten raten die ARAG Experten zu einer Powerbank, mit der das Handy geladen werden kann.
Darüber hinaus sollten ein sicheres Fahrradschloss, ein Ersatzschlauch, Luftpumpe, Flickzeug, Öl für die strapazierte Kette und passendes Werkzeug nicht fehlen. Wenn der Platz in den Packtaschen, die seitlich am Gepäckträger befestigt sind, nicht reicht, bietet sich ein Fahrrad-Anhänger an.
Die richtige Kleidung
Ein typischer Anfängerfehler sind zu viele Kleidungsstücke. In der Regel genügt eine Reservegarnitur, sowie ein Satz regen- und winddichte Kleidung. Lieber zwischendurch waschen; das spart Volumen und Gewicht. Die Schuhe sollten vor allem eins sein: bequem. Daher raten die ARAG Experten hier zum Lieblingssportschuh, der bereits gut eingetragen ist. Gamaschen können bei Regen helfen, trockenen Fußes weiterzuradeln. Wasserfest sollten auch die Packtaschen sein. Wer mit Zelt, Schlafsack und Isomatte unterwegs ist, sollte auch diese in entsprechende wasserfeste Hüllen verstauen.
Alles aus einer Hand
Insbesondere für Anfänger kann es vorteilhaft sein, eine organisierte Radreise bei einem Spezialisten zu buchen. Dabei hat man die Wahl, mit oder ohne Reiseleiter, in der Gruppe oder individuell zu radeln. Es werden feste Routen festgelegt und Unterkünfte vorab gebucht. Bequeme Radler können sogar ihr Gepäck von Hotel zu Hotel transportieren lassen. Wer im weiter entfernten Ausland radeln will, kann sich über den Radreise-Spezialisten auch ein Fahrrad, Pedelec oder E-Bike bestellen und bequem mit dem Flugzeug anreisen.
Kleiner Tipp der ARAG Experten: Manche Anbieter sind sogar so flexibel, dass man die gewünschte Tour um einige Pausentage ausdehnen kann – etwa um eine schöne Stadt zu besichtigen. In der Regel startet ein Radtag direkt am Morgen und endet am späten Nachmittag oder frühen Abend. Da bleibt wenig Zeit und es fehlt manchmal auch einfach die Kraft für eine ausgiebige Erkundung.
Anreise mit der Bahn
Wenn die Radreise nicht vor der Haustür beginnt, bietet sich eine Anreise mit der Bahn an. Allerdings raten die ARAG Experten, sich vorher zu informieren, auf welchen Strecken Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Zudem kann es durch das Neun-Euro-Ticket, das noch bis Ende August im öffentlichen Personennahverkehr gilt, zu Platzmangel in den Zügen kommen; dann werden Räder nicht transportiert. Für das Rad müssen Urlauber eine Fahrradkarte lösen und bei einigen Zügen rechtzeitig einen Stellplatz im Abteil reservieren.
Radreisen im Ausland
Für Radreisen im Ausland sollte man sich vorher mit den jeweiligen Gegebenheiten im Zielland vertraut machen – beispielsweise über die Erfahrungen in Radlerforen. Hier verweisen die ARAG Experten etwa auf Venedig: Es ist nicht nur sehr mühsam, die kleinen Gassen mit den vielen Brücken und Treppen zu benutzen. Offiziell ist es bis auf einige Ausnahmen sogar verboten und wird mit einer Strafgebühr geahndet, sein Rad dort auch nur zu schieben. Auch sollte geprüft werden, ob eine Helmpflicht besteht. So müssen Radler beispielweise in Spanien außerhalb geschlossener Ortschaften einen Helm tragen. Kinder und Jugendliche müssen – mit unterschiedlichen Altersgrenzen – etwa in Estland, Litauen, Österreich, Tschechien, Kroatien, Schweden, Slowenien, Island und auch der Slowakei grundsätzlich mit Fahrradhelm radeln.
Ein wichtiges Urteil für schnelle Radler:
Während Fahrzeuge beim Überholen von Radfahrern einen Abstand von mindestens 1,5 Metern einhalten müssen, gibt es keinen Mindestabstand beim Überholvorgang unter Radlern. Daher raten die ARAG Experten Radfahrern zu besonderer Umsicht. In einem konkreten Fall kam es während eines Überholvorgangs unter Radlern zu einem Unfall, weil der unsicher fahrende Vordermann stark nach links ausschwenkte, als ihn ein schneller Radfahrer überholen wollte. Der Flitzer verletzte sich erheblich und klagte auf Schadensersatz und Schmerzensgeld. Während die erste Instanz die Klage des flotten Radlers mit der Begründung abwies, er habe nicht den erforderlichen Sicherheitsabstand eingehalten, kippte das Oberlandesgericht (OLG) das Urteil. Schließlich bekam er 3.500 Euro Schmerzensgeld und immerhin 50 Prozent Schadensersatz, weil er eine Mitschuld trug. Er hätte erkennen müssen, dass sein Vordermann unsicher fuhr und schlingerte (OLG Oldenburg, Az.: 2 U 121/21).
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