Standards und nachhaltige Strukturen für technologiebasierte Gründungen

„Dass wir durch mehr Standardisierung Prozesse beschleunigen und damit eine höhere Wertschöpfung aus der Forschung generieren können, hat unsere Jahreskonferenz mit vielen Best-Practice-Beispielen aus internationalen, erfolgreichen Wissenschaftseinrichtungen gezeigt“, resümiert Axel Koch, neuer Vorstandsvorsitzender der TransferAllianz die diesjährige TA-Konferenz. Rund 200 Transferexpertinnen und -experten aus dem In- und Ausland diskutieren zwei Tage lang vor Ort in Berlin sowie digital zugeschaltet, wie Anzahl und Wachstum von Gründungen aus der Wissenschaft nachhaltig gesteigert werden können. „Der zentrale Ansatzpunkt ist dabei die Schnittstelle zur Forschung. Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen an den Hochschulen sowie einen Mentalitätswandel – das erzeugt Gründungsdynamik“, ergänzt Koch. Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger betont in ihrem Grußwort die Dringlichkeit einer umfassenden Transformation: „Dazu zählt zugleich, in der Lage zu sein, Schlüsseltechnologien zu verstehen, zu entwickeln und möglichst schnell in die Anwendung zu bringen. Wir brauchen gute und schnelle Transferwege.“

Die Transfer-Community ist sich einig: Damit Deutschland zum Gründungsstandort wird und sich unsere Startups nachhaltig und erfolgreich am Markt etablieren können, müssen wir als erstes geeignete Rahmenbedingungen etablieren und Unterstützungsstrukturen an den Wissenschaftseinrichtungen ausbauen. Forderungen dazu gibt es sowohl von den GründungsberaterInnen und Hochschulleitungen als auch von den anwesenden Venture Capitalists, Business Angels, Inkubatoren und Acceleratoren: Es bedürfe eines „Hochschulpaktes Transfer“ des Bundes im Schulterschluss mit den Ländern, welche für die Finanzierung der Universitäten zuständig sind. Der Transfer als dritte Mission müsse in den Hochschulhaushalten als eigenständiges Element neben Lehre und Forschung mit einer nachhaltigen Finanzierung ausgestattet werden. In Anlehnung an die bewährte Praxis transferstarker Länder wird dazu konkret ein fester Prozentwert der institutionellen Zuwendung oder der Gemeinkostenpauschalen vorgeschlagen.

Ziel der vorgestellten Ansätze ist ein förderliches Gründungsklima, bestehend aus Wertschätzung für Entrepreneurship, einem attraktiven Anreizsystem an den Forschungseinrichtungen, transparenten Prozessen und Zugangsbedingungen für Geistiges Eigentum, gepaart mit kompetenter Beratung zu Gründungsthemen und Zugang zu Expertennetzwerken. Viele Fachleute betonen zudem die Bedeutung einer ausreichenden Finanzierung in der Translationsphase sowie kaufmännischer Kompetenzen in den Gründungsteams.

Neben einer Unterstützung durch die Wissenschaftseinrichtungen bedarf es standardisierter, transparenter Konditionen, um die Entstehung wachstumsorientierter Startups voranzutreiben. Hierzu gibt es etablierte internationale Erfolgsbeispiele, die die Interessen von Ausgründenden, Wissenschaftseinrichtungen und Kapitalgebern gleichermaßen berücksichtigen. So hat beispielsweise eine Gruppe amerikanischer Elite-Universitäten zusammen mit Kapitalgebern ein Modell aus Beteiligung und Lizenzerlösen mit festen Werteparametern erarbeitet.

In Deutschland muss daneben vor allem der Kulturwandel in der Wissenschaft voranschreiten; das derzeitige Leistungssystem sollte neben Publikationen auch Transfererfolge honorieren. „Solange Transfererfolge keine Bedeutung für die akademische Karriere haben, werden Förderprogramme für Entrepreneure verpuffen.“, gibt Christian Stein, scheidender Vorstandsvorsitzender der TransferAllianz, zu bedenken. Die bloße Zahl der Patente sei dabei kein Erfolgsfaktor, sondern nur die daraus resultierenden Innovationen. Um Transfererfolge zu bewerten, müssten eindeutige und übergreifend gültige Kennzahlen festgelegt werden, die z. B. bei Ausgründungen insbesondere qualitative Aspekte wie Lebensdauer, Arbeitsplätze oder eingeworbenes Kapital erfassen sollten.

Als Fazit der gut besuchten und hochkarätig besetzten Jahreskonferenz der TransferAllianz lässt sich festhalten: Deutschland hat das Potenzial Gründungsland zu werden. Es bedarf allerdings noch einer stärkeren Gründungskultur an den Wissenschaftseinrichtungen, einer nachhaltigen Finanzierung zum Aufbau professioneller Transfer- und Gründungsbüros, der Standardisierung von Prozessen und einer praxistauglichen sowie zielgerichteten Transferindikatorik zur Messung des Erfolges und zum Monitoring der Transfer- und Gründungsaktivitäten in Deutschland. Die TransferAllianz setzt sich für ihre Mitglieder und die Transfer-Community bereits mit diversen Austausch- und Weiterbildungsformaten, der Beteiligung an Projekten zur Entwicklung neuer Leistungsangebote sowie ihrer jährlichen Abfrage geeigneter Transferkennzahlen für die erforderliche Professionalisierung im Transfer ein. „Um die Gründungsdynamik aus der Wissenschaft zu steigern, brauchen wir ein konstruktives Miteinander aller Akteure im Gründungsökosystem. Mit unserer Konferenz haben wir den ersten Aufschlag gemacht und die Akteure an einen Tisch geholt. Wir werden die fruchtbaren Diskussionen in der Folge vertiefen“, verspricht Axel Koch in seinem Ausblick am Ende der Veranstaltung.

Weitere Informationen zu der TA-Konferenz und Angeboten der TransferAllianz unter TransferAllianz e.V. – TA-Konferenz 2022

Über den TransferAllianz e.V.

Die TransferAllianz e.V. ist der Deutsche Verband für Wissens- und Technologietransfer (WTT). Er vereinigt Hochschulen, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Patentverwertungsagenturen und weitere Transferdienstleister zu einem bundesweiten, wachsenden Netzwerk. Über ihre rund 90 Mitglieder hat die TransferAllianz Zugang zu Erfahrungen und Forschungsergebnissen von über 250.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der öffentlichen Forschung. Ziel ist es, den Wissens- und Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft und in die Gesellschaft strukturell und nachhaltig zu fördern und damit den Innovationsstandort Deutschland zu stärken.

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