Federführend bei dem Forschungsprojekt unter dem Titel "Molekulare Charakterisierung der Querschnittlähmung zur Entwicklung innovativer Konzepte personalisierter Patientenbehandlung" sind Tagungspräsident PD Dr. Thomas Meiners, Chefarzt des Zentrums für Rückenmarkverletzte und der Molekularbiologe und Dr. rer. nat. Georg Brunner, wissenschaftlicher Leiter am Zentrum für Rückenmarkverletzte in Bad Wildungen.
Molekularbiologische Methoden werden in der modernen biomedizinischen Forschung angewandt, um beispielsweise Genmutationen in Zusammenhang mit Tumorerkrankungen zu analysieren. Gleichzeitig können mit der molekularen Medizin auch Krankheitsdiagnosen und Risikoverläufe individuell präzisiert sowie neue und moderne Arzneistoffe entwickelt und zielgerichteter angewendet werden.
Ziel von Dr. Meiners und Dr. Brunner ist es, die Behandlung von Querschnittgelähmten, die unter dem sogenannten Dekubitus (auch Druckgeschwür genannt) leiden, besser, individueller und damit noch effektiver gestalten zu können. Es sei eine der häufigsten Komplikationen, so Dr. Meiners. Sie wollen aufklären, warum es Querschnittgelähmte gibt, die häufiger unter Druckgeschwüren leiden als andere – und wie ihnen geholfen werden kann.
Wie kommt es überhaupt zu einem Druckgeschwür? Was passiert unter der Haut? Wer ständig liegt oder sitzt, ohne sich zu bewegen, belastet bestimmte Körperstellen mit viel Druck. Das Hautgewebe wird gequetscht und kann absterben, wodurch schmerzhafte und schwer heilbare Wunden entstehen. Zudem wurde in einem Forschungsprojekt der Werner Wicker Klinik herausgefunden, dass das Bindegewebe in der Haut von Querschnittgelähmten geschwächt und dadurch besonders empfindlich ist. Durch die dauerhafte Druckbelastung werden außerdem die Blutgefäße komprimiert, sodass die Zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden und Blutplasma ins Gewebe austritt. Das führt zu einer Entzündungsreaktion, die auf der Haut zunächst als Rötung sichtbar wird.
Die Druckbelastung ist aber nicht alleinige Ursache für Dekubitus. Dr. Meiners und Dr. Brunner gehen bei den Betroffenen von einer gestörten Nervenaktivität und demzufolge einem veränderten Genaktivitätsmuster in gelähmter Haut aus, dem eine genetische Prädisposition für Dekubitus zugrunde liegen könnte.
"Die Haut ist in ständiger Alarmbereitschaft, sodass es eher zur Ausbildung von Wunden kommt", erläutert Dr. Brunner. Mit dem Einverständnis der querschnittgelähmten Patienten werden seit 2020 Gewebsproben entnommen, untersucht und ausgewertet. Durch Blutuntersuchungen sollen auch individuelle Risikofaktoren aufgespürt werden.
Bis Ende 2022 will das Projektteam um ihn und Dr. Meiners die Ergebnisse weiter belegen und auf andere Gewebe erweitern. Ziel ist es auch, individuelle Risikofaktoren im Blutbild aufzuspüren. Anhand solcher molekularer Signaturen in der Haut und im Blut könnte, so die Ansicht von Dr. Meiners und Dr. Brunner, das Dekubitus-Risiko von Patienten klassifiziert, eine Prognose erstellt und eine vorbeugende Therapie geplant werden.
25.06., 10:30 – 12:30 Uhr Dekubitus und Molekularbiologie
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