Laut der Umfrage wirken sich die wirtschaftlichen Folgen von Lieferengpässen, hohen Beschaffungs- und Energiepreisen erst im Zeitverlauf voll auf die Geschäftstätigkeit der Betriebe aus. Trotzdem kämpft bereits jetzt jeder fünfte Betrieb mit finanziellen Engpässen. Der starke Anstieg der Öl- und Gaspreise sowie für Strom und Wärme führt bei 46 Prozent der Betriebe zu einer Verdoppelung der Energiekosten im Vergleich zum Vorjahresniveau. Das lässt die Gewinnmargen schrumpfen und die betriebliche Liquidität sinken. Kfz-Betriebe und Gesundheitshandwerker können ihre gestiegenen Energiekosten kaum bis gar nicht an Abnehmer weitergeben. Jeder fünfte Betrieb nutzt Erdgas, wobei eine kurzfristige Umstellung auf andere Energieträger mit extrem hohen Investitionskosten verbunden wäre. „Insbesondere bei der in Bäckereien oder bei Textilreinigern eingesetzten Energie gibt es bisher keine Alternative zum Gas,“ erläutert Friedrich.
Außerdem spüren 41 Prozent der Handwerksbetriebe die Kriegsfolgen in Form von sinkenden Umsätzen. Vor allem die Kfz-Betriebe (65 Prozent), Bauhandwerke (51 Prozent) und Handwerke für gewerblichen Bedarf (50 Prozent) sind betroffen. Jeder dritte Betrieb erleidet Auftragsstornierungen, weil die Kunden nicht in der Lage waren, die höhere Absatzpreise wegen der gestiegenen Beschaffungs- und Energiepreise zu akzeptieren. Vor allem die Bau-, Kfz- und Lebensmittelbranchen sind hiervon betroffen.
Bereits im letzten Jahr stiegen die Beschaffungspreise für viele Rohstoffe, Betriebsmittel und Vorprodukte aufgrund gestörter Lieferketten und Produktionsengpässe. Diese Preisdynamik hat sich infolge der Ukraine-Krise beschleunigt. Auch wenn das Handwerk insgesamt weniger stark von den unmittelbaren Folgen des Krieges betroffen ist, berichten Handwerksbetriebe beinahe flächendeckend (87 Prozent) von Problemen aufgrund gestiegener Beschaffungspreise. Dies führt dazu, dass bestehende Aufträge unwirtschaftlich werden. „Es macht uns große Sorgen, wenn 70 Prozent der befragten Unternehmer antworten, dass sie mit Aufträgen faktisch Verluste erzielen“, erläutert Kammerchef Peter Friedrich die Situation.
„Die wachsenden Schwierigkeiten im Baubereich beunruhigen uns, weil sich der Baubereich über die Pandemie hinweg stets als stabilisierender Konjunkturanker erwiesen hat. Daher begrüßen wir, dass für öffentliche Aufträge beim Bund bereits einheitliche Vorgaben für die Anwendung von Preisgleitklauseln bei Bauaufträgen gelten. So ist es möglich, gestiegene Einkaufspreise weitergeben zu können. Eine flexiblere Preis- und Liefergestaltung sollte daher auch in Baden-Württemberg und in den Kommunen eingeführt werden“, fordert Friedrich.
Um die Folgen der Krise abzufedern, soll ein KfW-Sonderprogramm Betriebe unterstützen, Umsatzrückgänge, Produktionsausfälle, Schließung von Produktionsstätten oder gestiegene Energiekosten abzufedern. Zwar sind die Zugangskriterien niederschwellig, laut Umfrage schätzen jedoch lediglich 17 Prozent der antwortenden Unternehmer eines der Kriterien zur Inanspruchnahme des Kredits zu erfüllen. Außerdem werde ein individueller, risikogerechter Zins beim KfW-Darlehen zugrunde gelegt. „Da die Betriebe aufgrund der vorangegangenen Coronakrise ohnehin belastet sind und das KfW-Programm als Unterstützungsmaßnahme dienen soll – auch bei schlechterer Bonität – wäre eine andere Bewertung für das Zinsniveau wünschenswert,“ so Friedrich.
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