- Deutsche Bank beteiligt an 8 Milliarden Kredit an TotalEnergies
- Fortgesetzte Finanzierung für Öl- und Gasunternehmen
- Protestaktion zur Hauptversammlung am Donnerstag in Frankfurt am Main geplant
Vor der Hauptversammlung der Deutschen Bank am kommenden Donnerstag, dem 19. Mai, kritisieren die Umwelt- und Klimagerechtigkeitsorganisationen urgewald, 350.org, KoalaKollektiv sowie der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, dass die Bank trotz Nachhaltigkeitsrhetorik nach wie vor zu viel Geld an fossile Unternehmen vergibt. Das aktuellste Beispiel ist ein revolvierender Kredit über 8 Milliarden Euro an den Öl- und Gaskonzern TotalEnergies, den die Deutschen Bank in einem Konsortium mit elf anderen Banken vergeben hat (1).
TotalEnergies gehört weltweit zu den Öl- und Gasunternehmen mit den größten Expansionsplänen. Dazu zählen die East African Crude Oil Pipeline (EACOP), die Öl von Uganda nach Tanzania transportieren soll, sowie Flüssiggasprojekte in Mosambik, Gewinnung von Ölsanden aus Alberta in Kanada, Ölbohrungen vor Guyana und in der norwegischen Barentssee (2). „Dieser neue Kredit an TotalEnergies führt die Nachhaltigkeitsrhetorik der Deutschen Bank ad absurdum, egal wie sehr CEO Christian Sewing sie erneut in seiner Hauptversammlungsrede am Donnerstag bedienen wird. Die Deutsche Bank behauptet, dass sie Unternehmen bei der Transformation Richtung Netto-Null-Emissionen unterstützen will. Das müsste aber definitiv katgeorisch ausschließen, den Unternehmen Geld zu geben, die das Gegenteil tun und neue Öl- und Gasprojekte durchführen“, erklärt Regine Richter, Finanz-Kampaignerin bei urgewald.
„Die Erklärung gegenüber Reuters (3), dass die Deutsche Bank die direkte Finanzierung von EACOP ausschließt, ist ein erster Schritt und ein Beweis, dass der öffentliche Druck von Seiten der Zivilgesellschaft wirkt. Das hilft aber wenig, wenn gleichzeitig viel Geld an TotalEnergies vergeben wird“, urteilt Kate Cahoon, Kampaignerin von 350.org.
Die französische Organisation Reclaim Finance hatte den Kredit an TotalEnergies recherchiert. „Es handelt sich dabei um den größten Kredit für TotalEnergies seit 2016, dem Jahr der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens. Und der Kreditabschluss wird bei Bloomberg auf den 7. April und damit drei Tage nach der Veröffentlichung des letzten IPCC-Teilberichts datiert! Dieser mahnt noch einmal eindringlich, wie knapp die Zeit für Aktionen gegen die Klimakrise wird. Banken müssen endlich ihre Finanzentscheidungen an ihre Klimaversprechen anpassen und insbesondere aufhören, die Expansion im Öl- und Gasbereich zu finanzieren“, sagt Louis-Maxence Delaporte, Finanz-Kampaigner bei Reclaim.
Neun der am TotalEnergies-Kredit beteiligten Banken sind Mitglieder der Net Zero Banking Alliance (NZBA), einer UN-geführten Initiative für Klimaschutz im Bankenbereich. Auch die Deutsche Bank ist seit der Gründung der NZBA im April 2021 dabei. Dies hat sie allerdings nicht daran gehindert, im letzten Jahr weiter Öl- und Gasunternehmen zu finanzieren, die ihr klimaschädliches Geschäftsmodell trotz Warnungen der Wissenschaft ausbauen. Im Februar 2021 beteiligte sich die Deutsche Bank an der Ausgabe einer 2 Milliarden US-Dollar-Firmenanleihe für BP; im Mai 2021 an einem Kredit über 6 Milliarden US-Dollar für Equinor; im Juni 2021 an der Ausgabe einer 12,5 Milliarden US-Dollar-Firmenanleihe für QatarEnergy; im August 2021 an einem 10 Milliarden US-Dollar-Kredit für ExxonMobil (4).
Im März 2022 hat die Deutsche Bank erstmals Zahlen zu den von ihr durch Unternehmenskredite finanzierten CO2-Emissionen veröffentlicht. Die CO2-intensivsten Sektoren sind demnach Öl & Gas, Energieversorgung sowie Stahl, Metalle & Bergbau (5). „Der Öl- und Gas-Sektor macht mit 32% der finanzierten CO2-Emissionen den Löwenanteil bei der Deutschen Bank aus. Wenn die Bank ihr Netto-Null-Versprechen ernst nimmt und, wie behauptet, führend bei dem Thema Nachhaltigkeit werden will, muss sie dringend aufhören, Öl- und Gasunternehmen mit Expansionsplänen zu finanzieren“, so Richter.
Anlässlich der Hauptversammlung der Deutschen Bank plant das KoalaKollektiv am kommenden Donnerstag eine Aktion mit einer Wand aus Waschmaschinen, grünem Schaum und schmutziger Wäsche vor der Firmen-Zentrale in Frankfurt am Main. Damit soll vor Greenwashing-Versuchen der Deutschen Bank gewarnt werden.
„Wir fordern die Deutsche Bank auf, die Finanzierung lebensfeindlicher Industrien sofort zu stoppen! Statt schamlos Greenwashing zu betreiben, muss sie ihrer Verantwortung als größtes deutsches Geldinstitut gerecht werden und ihren Beitrag zur notwendigen sozial-ökologischen Wende leisten“, so Rika von Gierke, eine Sprecherin des KoalaKollektivs.
Hinweis
Den Gegenantrag des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre zur Hauptversammlung der Deutschen Bank finden Sie hier:
https://www.kritischeaktionaere.de/category/deutsche_bank/
Die Pressemitteilung des KoalaKollektivs über die Aktion am kommenden Donnerstag vor der Deutschen Bank-Zentrale finden Sie hier: Pressemitteilung vom 19.05.2022 – KoalaKollektiv
Anmerkungen
(1) Die 12 Banken sind Société Générale, BNP Paribas, und Crédit Agricole als Bookrunner sowie als mandatierte Arrangeure Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA), Banco Santander SA/France, Barclays Bank SA, BNP Paribas, Credit Agricole CIB, Deutsche Bank France, JP Morgan & Cie SA, Mizuho Bank Ltd/Paris, Natixis, RBC Dexia Investor Services Bank, Société Générale, Standard Chartered PLC. Das Geschäft wird im Bloombergterminal auf den 7. April datiert und erschien dort erstmalig am 11. Mai.
https://reclaimfinance.org/site/en/2022/05/12/breaking-12-banks-lend-8-billion-to-oil-and-gas-expansionist-totalenergies/
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