Nachwuchs mit «Jö»-Effekt

Die Mufflons spüren den Frühling. Drei Lämmer sind im Zoo Basel zur Welt gekommen. Sie springen auf der Anlage umher und erkunden neugierig die Umgebung. Ihren Vater erkennt man gut an den imposanten Hörnern. Mufflons sind eine Art wilder Schafe, die ursprünglich nur auf Sardinien und Korsika vorkamen. Erst durch den Menschen wurden sie weiter verbreitet.

Zwischen dem 30. März und 17. April sind drei junge Mufflons im Zolli zur Welt gekommen. Sie erkunden zurzeit die Anlage, springen umher, klettern über Felsen und balancieren auf Baumstämmen. Die Mütter lecken die Lämmer unmittelbar nach der Geburt trocken. Kurze Zeit danach stehen die Jungtiere oft noch etwas wackelig und mit Hilfe der Muttertiere auf. Später werden sie aufgefordert mit der Herde mitzulaufen, bleiben aber im engen Kontakt zu ihren Müttern. Vater ist der dreijährige Mufflon-Widder. Man erkennt ihn gut an seinen imposanten gewundenen Hörnern.

Leben in der Herde im Gebirge

Mufflons sind hervorragend an ihren ursprünglichen Lebensraum, den trockenen, steinigen Böden im Gebirge, angepasst. Sie können mit ihren harten Hufen ausgezeichnet klettern und springen auch in Felswänden in Höhen von bis zu 4’000 Metern. Sie leben in grossen, gemischten Herden, angeführt von einem erfahrenen Leitschaf. Im Sommer sondern sich die Männchen einzeln oder in Gruppen ab. Mufflons verfügen über ausgezeichnete Sinnesorgane; Gehör-, Geruchs- und Sehsinn sind scharf ausgeprägt. Die stark seitlich am Kopf angeordneten Augen ergeben ein vergrössertes Gesichtsfeld, wobei auch die horizontal gestellten, länglichen Pupillen helfen. So können die Tiere einen potentiellen Feind frühzeitig erspähen. Bei Gefahr stösst vor allem das Leitschaf einen Warnpfiff aus, der oft durch ein kurzes Aufstampfen mit dem Vorderhuf unterstützt wird. Auf diese Warnung hin flüchtet das ganze Rudel sofort im Galopp oder in eleganten Sprüngen. Die Flucht erfolgt meist nur über kurze Distanzen, da sich die Art im ursprünglichen Verbreitungsgebiet im Gebirge in Sicherheit bringen kann.

Hörner wie eine Schnecke

Die Hörner der Widder werden vom Jäger wegen ihrer Form auch Schnecken genannt. Sie bestehen aus einem mit einer Hornschicht überzogenen Knochenzapfen. Die Hörner wachsen ein Leben lang. Jeweils ab November/Dezember gibt es jedoch eine mehrwöchige Wachstumspause. Diese zeigt sich in einer ringsum laufenden, deutlichen Einschnürung im Horn, welche zur Altersbestimmung der Tiere herangezogen wird. Mit den Hörnern tragen die Männchen in der Brunft Revier- und Rangkämpfe aus. Dabei nehmen sie Anlauf und stossen mit lautem Krachen aufeinander. Schon die jungen Männchen üben diese Kämpfe im Spiel. Weibchen tragen keine oder kaum Hörner und sind auch etwas kleiner.

Von Korsika und Sardinien ans Festland

Bei den Mufflons handelt es sich um eine Gruppe mehrerer Wildschafformen, die vom Kaukasus über den Iran, Irak und die Türkei bis hin zum Balkan vorkommen. Dabei ist umstritten, ob es sich wirklich um ein echtes Wildschaf oder um Nachfahren einer sehr ursprünglichen Hausschafrasse handelt. Der Zoo Basel zeigt Europäische Mufflons, deren Verbreitung vermutlich über Jahrtausende auf die Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien beschränkt war. Von dort brachte sie der Mensch auf das europäische Festland. Ab dem 19. Jahrhundert wurden sie zur Jagd in der Wildbahn angesiedelt, beispielsweise in Norditalien, aber auch in Deutschland oder Tschechien. Anfang der 1980-er Jahre wanderten sie von Frankreich ins Wallis ein, wo heute zwei Kolonien mit rund 200 Mufflons leben. Im Zoo Basel besteht die Herde aktuell aus sieben ausgewachsenen Tieren und drei Lämmern.

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