Die Caritas appelliert deshalb an die Politik, endlich aktiv zu werden, um den drohenden Pflegekollaps zu verhindern. Dafür muss nach Ansicht des Wohlfahrtsverbands zum einen der Pflegeberuf aufgewertet werden, indem Pflegekräfte mehr eigenständige Kompetenzen ausüben können, zum Beispiel das Recht eine Pflegediagnose zu stellen, medizinische Maßnahmen, zum Beispiel eine Kompressionsbehandlung, zu verordnen und Pflegebedarfe zu erheben. Zum anderen muss aber auch ein „Systemwechsel“ im Blick auf eine auskömmliche Finanzierung der pflegerischen Infrastruktur in Betracht gezogen werden. Denn es ist fraglich, ob die bisherige Versorgungsstruktur über die beitragsfinanzierten Pflegekassen weiterhin aufrechterhalten werden kann, wenn die Zahlen von Pflegebedürftigen steigen und gleichzeitig die einzahlenden Erwerbstätigen weniger werden. „Es ist höchste Zeit, dass die Politik eine Diskussion darüber in Gang bringt, was eine verlässliche Pflege unserer Gesellschaft letztlich Wert ist“, so Holuscha-Uhlenbrock und Schaer.
Eine wesentliche Ursache für die sich aktuell zuspitzende Personalnot sieht die Caritas in einer Ungleichbehandlung der Pflege, wie sie besonders mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht in der Corona-Pandemie signifikant geworden ist, insbesondere, nachdem eine allgemeine Impfpflicht nicht gefolgt ist. Viele Pflegekräfte sind am Ende ihrer Kräfte und fühlen sich zudem in einer Sandwich-Position, weil sie ständig mit neuen Auflagen und Erwartungen konfrontiert werden, zugleich aber keine wirkliche Entlastung erfahren. Dies führt häufig dazu, dass engagierte Pflegekräfte dem Pflegeberuf den Rücken kehren. Zusätzlich bringen Fehlzeiten aufgrund von Corona und Quarantäne Pflegeeinrichtungen immer wieder an ihre Grenzen.
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