Präsidentschaftswahl in Frankreich: Risiko für die Stabilität in Europa?

Die Märkte verfolgten die französische Präsidentschaftswahl 2017 aufmerksam, da Marine Le Pen, eine der wahrscheinlichen Kandidatinnen im zweiten Wahlgang, den EU-Austritt Frankreichs in ihrem Wahlkampf propagierte. In diesem Jahr wird der zweite Wahlgang höchstwahrscheinlich wieder zwischen Präsident Macron und Marine Le Pen ausgetragen – mit Macron als voraussichtlichem Sieger. Obwohl Le Pen keine „Frexit“-Kampagne mehr führt, ist der Ausgang der Wahlen dennoch von großer Bedeutung für die Zukunft Europas. Le Pen will den Einfluss der EU auf die französische Politik beschränken. Macron hingegen will die europäische Integration weiter voranzutreiben. 

Um die Bedeutung dieser unterschiedlichen Standpunkte einordnen zu können, sollte man bedenken, dass sich Europa an einem Scheideweg befindet. Wir haben es vor allem mit zwei Herausforderungen zu tun. Zum einen fehlt der Währungsunion immer noch eine vollständige institutionelle Struktur. Zum anderen die Deglobalisierung: Europa wird sich in verschiedenen Bereichen selbst behaupten müssen, dazu gehören Geopolitik, Verteidigung, High-Tech-Industrien und (grüner) Energieversorgung.

Beide Aspekte erfordern offensichtlich eine verstärkte Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Dabei werden in naher Zukunft zwei Themen wichtig sein. Erstens die Reform der Fiskalregeln der Wirtschafts- und Währungsunion, um mehr Möglichkeiten für öffentliche Investitionen zu schaffen. Zweitens die Frage, inwieweit die gemeinsame Kreditaufnahme, die Bestandteil der NGEU ist, zu einer dauerhafteren Regelung werden kann. 

Betrachtet man die potenziellen Auswirkungen auf die Aktienmärkte, so wird ein Sieg Macrons wahrscheinlich ein Non-Event sein, da dies weitgehend das erwartete Ergebnis ist. Er kann zu einer kurzfristigen Erleichterung führen, wird aber das Gesamtbild nicht grundlegend verändern. Ein Sieg eines rechts- oder linksextremen Kandidaten würde jedoch nicht nur für Frankreich, sondern für den gesamten europäischen Aktienmarkt erheblichen Druck bedeuten. 

Kurzfristig könnte es an den Rentenmärkten zu einer gewissen Spread-Ausweitung zwischen den 10-jährigen französischen und deutschen Renditen kommen, was auf ein höheres politisches Risiko zurückzuführen ist. Erhöhte Unsicherheit bezüglich des Wahlausgangs wird generell zu einer Ausweitung der Spreads führen. Ein Sieg Macrons dürfte keine großen Auswirkungen auf die französischen Spreads haben, und der positive Spillover-Effekt auf die Peripherieländer dürfte nur sehr gering sein. Sollte jedoch ein rechtsextremer Kandidat gewinnen oder die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs steigen, könnte dies zu einer deutlichen Neubewertung der französischen, aber auch der peripheren Spreads führen, da das Risiko einer europäischen Fragmentierung wieder aufkommen könnte.

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