„Professor Roers leitet und koordiniert seit 2017 ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Forschungsnetzwerk zu sogenannten Typ-2-Immunantworten, die eine zentrale Rolle bei Allergien, Asthma und Neurodermitis spielen. Zudem war er Dresdner Standortsprecher des Transregio-Sonderforschungsbereichs „Nukleinsäure-Immunität". Mit seinen Forschungsthemen werden die bestehenden Heidelberger Schwerpunkte in der Onkologie und Infektiologie wesentlich gestärkt und neue Themen nach Heidelberg gebracht", freut sich Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät.
Virusdetektionssystem für die Tumorbekämpfung nutzen
Der Begriff „Nukleinsäure-Immunität" bezeichnet Mechanismen, mit deren Hilfe das Immunsystem nicht-körpereigenes Erbgut, das aus Nukleinsäuren in Form von DNA oder RNA besteht, von Krankheitserregern erkennt. Diese Fähigkeit ist speziell für die Virenabwehr unverzichtbar, denn diese bestehen häufig hauptsächlich aus DNA oder RNA. „Immunzellen tragen zwar spezielle Sensoren für Virenerbgut, aber die Unterscheidung des viralen Erbguts von körpereigener DNA oder RNA gelingt nicht immer", erläutert Roers. Wenn die Sensoren durch körpereigene Moleküle aktiviert werden, kann es zu einem Daueralarm im Immunsystem kommen. Die Folge sind dann schwere Autoimmunerkrankungen. Mit seiner Arbeitsgruppe untersucht er die zugrundeliegenden Mechanismen dieser fehlerhaften Aktivierung, ebenso wie eine Nutzung dieser Prinzipien in der Krebstherapie.
„Bösartige Tumorzellen schläfern systematisch das Immunsystem in ihrer Umgebung ein, um sich vor dem Zugriff der Immunzellen zu schützen. Eine gezielte Aktivierung der Virusdetektionssysteme im Tumorgewebe hat großes Potential als ein Weckruf für das lokale Immunsystem", so der Immunologe. Auch die Bestrahlung des Tumorgewebes kann solche Alarmsignale auslösen, weshalb Roers Arbeitsgruppe mögliche Wechselwirkungen der Strahlentherapie mit der zellulären Virusdetektion unter die Lupe nehmen will. Auch die Kombination mit einer weiteren modernen Therapiestrategie, der sogenannten Checkpoint-Inhibition, soll untersucht werden. „Gerade für die Forschung im Bereich der Tumorbiologie ist Heidelberg ein großartiger Standort mit beeindruckender Tradition und vielen hervorragenden Gruppen in Grundlagenforschung und klinischer Onkologie an Universitätsklinikum, Nationalem Centrum für Tumorerkrankungen und Deutschem Krebsforschungszentrum", freut sich der Forscher auf zukünftige Kooperationen.
Warum reagieren manche Menschen allergisch?
Ein weiterer Fokus ist die Erforschung allergischer Erkrankungen. Dabei interessiert Prof. Roers vor allem die Frage, warum das Immunsystem bei manchen Menschen auf harmlose Umweltsubstanzen allergisch reagiert. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Typ 2-Immunantworten, die mit der Ausschüttung bestimmter entzündungsfördernder Stoffe, der Interleukine 4, 5 und 13, einhergehen. Mit ihnen reagiert das Immunsystem z.B. auf Wurminfektionen, Zecken- oder Spinnenbisse, sie fördern die Wundheilung und Geweberegeneration. Geraten sie außer Kontrolle, sind sie die treibende Kraft bei Allergien, Asthma und Neurodermitis und spielen auch beim Krebswachstum eine Rolle. Die Regulation der Typ 2-Antworten ist nur unvollständig verstanden. In der nun von Heidelberg aus koordinierten DFG-Forschungsgruppe (FOR) 2599 ‚Tissue Type 2 Immunity’ haben sich führende Experten in diesem Bereich zusammengetan, um diese Fragen zu beantworten.
Zur Person
Axel Roers, 1967 in Bocholt geboren, studierte Humanmedizin in Freiburg und Dublin, Irland. Nach seiner Promotion an der Universität Freiburg in Virologie forschte er ab 1994 an den Instituten für Pathologie und für Genetik an der Universität zu Köln, wechselte 1999 zur Weiterbildung an die Kölner Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, wo er nach seiner Habilitation in Dermatologie ab 2006 als Oberarzt tätig war. 2008 folgte er dem Ruf an das Universitätsklinikum Dresden und leitete dort das Immunologische Institut als Geschäftsführender Direktor.
Weitere Informationen im Internet
Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 84.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 Patienten ambulant behandelt.
Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum-heidelberg.de
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