Insektenfördernde Region Bodensee: Zehn Demonstrationsbetriebe legen los

Zehn landwirtschaftliche Betriebe in den Landkreisen Konstanz und Bodenseekreis engagieren sich in den nächsten drei Jahren besonders stark für Wildbienen, Schmetterlinge und Heuschrecken. Gemeinsam mit der Bodensee-Stiftung werden sie besonders flächenwirksame und innovative Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt in die Bodenseelandschaft bringen. Im Fokus stehen Maßnahmen im Acker- und Futterbau, Grünland, Obst- und Weinbau und Maßnahmen zur Stärkung des Biotopverbunds.

Der Buchhaldehof in Rielasingen ist einer der zehn Demonstrationsbetriebe im Rahmen der Insektenfördernden Region Bodensee. "Ich bin dabei, um zu zeigen, was die Landwirtschaft mit einfachen und sinnvollen Methoden für den Erhalt unserer Insekten tun kann. Ich freue mich auf den Austausch über wichtige landwirtschaftliche Maßnahmen und über ein Monitoring um in Erfahrung zu bringen, ob die teilweise ohnehin schon durchgeführten Maßnahmen einen Effekt erzielen" erläutert Jonas Schlatter seine Motivation zur Teilnahme am Projekt. Damit künftig noch mehr Biodiversität auf seinen Flächen möglich ist, plant er einige Maßnahmen wie Untersaaten im Mais und Getreide, Altgrasstreifen oder mehrjährige Blühmischungen im Laufe des Projektes umzusetzen oder auszuweiten.

Das Staatsweingut Meersburg ist ein weiterer Demonstrationsbetrieb. Peter Adam, mitverantwortlich für die Weinberge in Meersburg, ist sehr motiviert mehr Biodiversität in den Weinberg zu bringen. Das Staatsweingut begrünt schon seit Jahren jede Fahrgasse. Die an den Weinberg angepasste artenreiche Wolff-Mischung ist in jeder 2. Fahrgasse angesät und wurde in 2021 nicht gemulcht. So entsteht ein gesteigertes Nahrungsangebot für die Insekten über den Sommer und den Frühherbst. Geplant ist dies z.B. auf jede Fahrgasse, bei der eine Neuansaat möglich ist, im Betrieb auszuweiten.

Insgesamt konnte die Bodensee-Stiftung zehn besonders ambitionierte Betriebe für ihr EU-LIFE-Projekt Insektenfördernde Regionen begeistern. Die Betriebe bilden die landwirtschaftlichen Verhältnisse am nördlichen Bodenseeufer ab: Tierhaltung (Futterbau, Grünland, Weidehaltung), Acker- und Gemüsebau sowie Obst- und Weinbau. Annekathrin Vogel von der Bodensee-Stiftung erläutert die Bedeutung der Demonstrationsbetriebe: "Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter sind wichtige Macher und Botschafter für die Insektenförderung. Sie zeigen im laufenden Betrieb, welche Möglichkeiten es gibt und testen besonders flächenwirksame und auch neue Maßnahmen auf ihren Flächen."

Das Projekt soll aber nicht bei zehn Betrieben stehen bleiben. Deshalb plant die Bodensee-Stiftung in den kommenden drei Jahren zahlreiche Veranstaltungen in den beiden Landkreisen, um den Erfahrungsaustausch und das Interesse für mehr Insektenschutz zu unterstützen. Nach Möglichkeit werden dabei die Demonstrationsbetriebe miteingebunden. "Praktische Anschauung ist einfach wichtig. Wir wollen eine ehrliche Diskussion über das, was möglich ist und wofür die Landwirtinnen und Landwirte mehr fachliche Unterstützung und bessere finanzielle Anreize brauchen.", sagt Patrick Trötschler, Projektleiter bei der Bodensee-Stiftung.

Die zehn Demonstrationsbetriebe sind gut verteilt in den beiden Landkreisen Bodenseekreis und Konstanz und repräsentieren die vielfältige Landwirtschaft am nördlichen Bodenseeufer und im Hegau. Neben klassischen Gemischtbetrieben mit Schwerpunkt Ackerbau oder Tierhaltung und Weidehaltung sind auch die Sonderkulturen Obst, Wein und Gemüse vertreten. Die Maßnahmen, die künftig umgesetzt werden, reichen von der artenreichen Fahrgassenbegrünung über mehrjährige Blüh- und Nützlingsstreifen und angepasstem Weidemanagement bis zu blühenden Untersaaten und Gemengeanbau. Weitere interessierte Landwirt*innen sind willkommen und können sich gerne bei der Bodensee-Stiftung melden.

Carolina Wackerhagen von der Bodensee-Stiftung zeigt auf, dass das Projekt nicht nur auf die Landwirtschaft zielt: "Unser Schwerpunkt liegt klar auf der Landwirtschaft. Aber wir werden auch versuchen, zum Beispiel Kommunen, Forstbetriebe oder Abbaustätten als aktive Umsetzungspartner für die Insektenfördernde Region Bodensee zu gewinnen. Denn auch auf diesen Flächen können und müssen künftig mehr Nahrung und Lebensräume für Insekten entstehen."

Die Insektenfördernde Region Bodensee ist eine von insgesamt sieben solcher Regionen, die von der Bodensee-Stiftung gemeinsam mit ihren Projektpartnern in ganz Deutschland entwickelt werden. Die Vorgehensweise in der Bodenseeregion wird eng abgestimmt mit einer Arbeitsgruppe, in der Fachleute aus Landwirtschaft, Lebensmittelwirtschaft und Naturschutz aus beiden Landkreisen mitarbeiten.

Die Bodensee-Stiftung hat das Projekt LIFE Insektenfördernde Regionen im September 2020 gestartet gemeinsam mit Partnern aus Naturschutz, Landwirtschaft und der Lebensmittelbranche. Das überge-ordnete Ziel besteht darin, stabile regionale Allianzen mit zahlreichen Landnutzer*innen zu etablieren und gemeinsam mit der Landwirtschaft und Lebensmittelbranche Insektenschutz mit höherer Flächenwirkung zu erreichen. Das Projekt LIFE Insektenfördernde Regionen wird im Rahmen des LIFE-Programms von der EU-Kommission gefördert. Weitere Förderer sind die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, der Landkreis Bodenseekreis, die landwirtschaftliche Rentenbank, die Stiftung Naturschutz in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bodensee und die Deutsche PostCode Lotterie.

Liste mit teilnehmenden Betrieben: Namen und Orte

▪ Berghof/ Gerhard Weber in Tengen
▪ Staatsweingut Meersburg
▪ Obsthof Arnold in Friedrichshafen
▪ Fuchshof in Konstanz
▪ Buchhaldehof/ Jonas Schlatter in Rielasingen
▪ Lauterbachhof/ Stefan Leichenauer in Tengen-Uttenhofen
▪ Gemüse Moosfeld GmbH/Jakob Mannherz in Singen-Bohlingen
▪ Altschorenhof/ Andreas Deyer in Mühlingen
▪ Beweidungsprojekt im Bodenseekreis
▪ ein weiterer Betrieb im Bodenseekreis

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