Deutsche Leberstiftung vergibt Freistellungs-Stipendium für klinisches hepatologisches Projekt

Mit ihrem Freistellungs-Stipendium fördert die Deutsche Leberstiftung die Initiierung und Planung von klinischen Projekten oder klinischen Studien im Bereich der Hepatologie. Für das Jahr 2022 beschloss das Gutachterkomitee die Förderung eines klinischen Projektes, das sich mit einer seltenen Lebererkrankung, dem Alpha-1-Antytrypsin-Mangel, beschäftigt.

Die Deutsche Leberstiftung setzt sich stark für die Verbesserung der Patienten-Versorgung im Bereich der Lebererkrankungen ein. Dafür hat besonders die klinische Forschung eine hohe Bedeutung. Daher fördert die Stiftung seit einigen Jahren klinische Projekte oder klinische Studien durch die Vergabe des Freistellungs-Stipendiums, das eingesetzt werden kann, um eine Freistellung von Ärzten für die Projekt- bzw. Studienplanung zu finanzieren. Es umfasst die Übernahme von Personalkosten für bis zu drei Monaten (maximal 20.000,- Euro).

Um das Stipendium haben sich Ärzte mit klinischen Studien und Projekten zu sehr unterschiedlichen Lebererkrankungen beworben. Die Prüfung und Begutachtung der Anträge erfolgte durch ein unabhängiges Gutachterkomitee, dessen Mitglieder Priv. Doz. Dr. Münevver Demir, Berlin, Prof. Dr. Jens U. Marquardt, Lübeck und Prof. Dr. Jonel Trebicka, Frankfurt, sind.

„Auch in diesem Jahr haben sich eine Vielzahl von sehr talentierten und zumeist jungen Wissenschaftlern aus der gesamten Bundesrepublik mit spannenden Projekten auf das Freistellungs-Stipendium der Deutschen Leberstiftung beworben. Thematisch deckten die Projekte ein breites hepatologisches Spektrum von der pädiatrischen Chirurgie über Mikrobiomveränderungen bei Spontaner Bakterieller Peritonitis (SBP) sowie Immunsuppression bei Transplantation bis hin zur Tumor-Immuntherapie beim Leberzellkrebs ab. Die außergewöhnlich hohe Qualität der Bewerber und Projekte zeigt eindrucksvoll die Akzeptanz und Bedeutung der Nachwuchsförderung der Deutschen Leberstiftung für klinisch tätige Wissenschaftler in Deutschland. Im Kontext der zunehmenden Belastung im klinischen Alltag kommt der Freistellung zur Initiierung eigenständiger Projekte eine Schlüsselrolle für die Karriereförderung von jungen Kollegen zu“, betont Prof. Dr. Jens Marquardt aus dem Gutachterkomitee die Bedeutung der Stipendien.

Die Gutachter beschlossen nach gründlicher Prüfung und Diskussion einstimmig die Unterstützung für ein Projekt, das sich inhaltlich mit den Unterschieden des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels bei Kindern und Erwachsenen beschäftigt.

Mit dem Freistellungs-Stipendium 2022 wird Dr. Malin Fromme vom Universitätsklinikum Aachen mit dem Projekt „Multizentrische Untersuchung des Leberphänotyps von adulten und pädiatrischen Individuen mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel vom Genotyp Pi*ZZ“ gefördert.

Prof. Dr. Jens Marquardt erläutert den Beschluss des Komitees: „Das geförderte Projekt von Frau Dr. Fromme beschäftigt sich inhaltlich mit Unterschieden von adulten und pädiatrischen Individuen mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel vom Genotyp Pi*ZZ. Dieser Genotyp wird in etwa 1:2.000 Kaukasiern gefunden und zeigt eine starke Prädisposition für die Entwicklung einer Leber- und Lungenerkrankung. Das Projekt setzt damit inhaltlich eine Reihe von wegweisenden Forschungsergebnissen der Arbeitsgruppe fort und baut die geleistete Pionierarbeit zur Etablierung eines Forschungsregisters in diesem Bereich der seltenen Lebererkrankungen aus. Grundlage des Projektes ist die Beobachtung, dass betroffene Individuen im Kindesalter in über 90 Prozent der Fälle asymptomatische Verläufe aufweisen, wohingegen im Erwachsenenalter bei bis zu einem Drittel der Individuen eine signifikante Leberfibrose entsteht. Der zugrundeliegende Mechanismus dieses zweigipfligen Phänotyps ist weitestgehend unverstanden. Mit Hilfe des etablierten Registers sollen nun detaillierte Analysen der klinischen und histologischen Befunde der betroffenen Individuen durchgeführt werden. Das Projekt kombiniert eine einzigartige Kollektion von klinischen Daten mit moderner digitaler Bildverarbeitung sowie funktionelle Charakterisierung der Phänotypen mit Hilfe von induziert-pluripotenten Stammzellen. Das Fernziel der Arbeit ist es zu entschlüsseln, inwiefern es sich bei einer beobachteten Leberveränderung um Residuen einer kindlichen Störung bzw. um eine eigenständige adulte Lebererkrankung handelt. Erste Versuche haben bereits vielversprechende Ergebnisse erbringen können. Das geförderte Projekt hat mit diesem Ansatz ein hohes translationales Potential und kann möglicherweise entscheidende präventive Ansätze für diese seltene, aber hoch-relevante Erkrankung liefern.“

Die mit einer Freistellung geförderte Stipendiatin wurde am 28. Januar 2022 im Rahmen der virtuellen Jahrestagung der GASL (German Association for the Study of the Liver) durch den Tagungspräsidenten, Prof. Dr. Steven Dooley, bekannt gegeben.

Über Deutsche Leberstiftung

Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Weitere Informationen zur Stiftung unter www.deutsche-leberstiftung.de.

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