Über Funk hatte die Besatzung des von 1958 bis 1965 in Cuxhaven stationierten Seenotrettungskreuzers RUHR-STAHL gehört, dass in der Elbmündung ein Frachter aufgelaufen war. Es handelte sich um das Liberty-Schiff „Fides“. Die Frachtschiffe dieses Typs waren während des zweiten Weltkrieges in großer Zahl in den USA gebaut worden.
Die „Fides“ befand sich mit Erz auf dem Weg von den USA nach Polen. In Kenntnis des extrem gefährlichen Treibsandes auf dem Großen Vogelsand, der in kürzester Zeit in der Lage war, einen Havaristen bewegungsunfähig einzuspülen, machten sich außer den Seenotrettern der Cuxhavener Station auch Schlepper auf den Weg.
Jedoch lehnte der italienische Kapitän jede Hilfe ab. Mit dem Mittagshochwasser versuchte er, das Schiff bei stürmischem Südwest- bis Westwind mit sieben Beaufort (bis 61 km/h) durch kräftige Maschinenmanöver zu befreien.
Erst kurz nach 13 Uhr nahm er endlich Schlepperhilfe an. Die RUHR-STAHL war unterdessen längsseits und Rettungsmänner an Bord gegangen. Vier Schlepper versuchten nun, die „Fides“ freizuschleppen. Doch es war bereits zu spät. Die Seenotretter bemerkten schnell erste Risse im Stahl.
Die Abschleppversuche mussten aufgegeben werden. Bei ablaufendem Wasser wurde der schwer beladene Rumpf durch Unterspülungen mehr und mehr belastet. Unter lautem Krachen brach die „Fides“ um 16 Uhr auseinander.
Bei rauer See dauerte die Übernahme der 32 Italiener, des Lotsen und des Bergungsinspektors von 16.05 bis 16.45 Uhr. Zwei Besatzungsmitglieder der „Fides“ waren verletzt. Sie wurden, als der Seenotrettungskreuzer RUHR-STAHL mit den Schiffbrüchigen in Cuxhaven eintraf, ins Krankenhaus gebracht.
Das Wrack, das in unmittelbarer Nähe zur „Ondo“ lag, verschwand über die Monate gänzlich im Treibsand.
Jedes Jahr fahren die Seenotretter Einsätze auf den Sänden in der Elbmündung. Im September 2021 kenterte dort ein Fischkutter. Seinen fünf Besatzungsmitgliedern gelang es, in eine Rettungsinsel zu springen, sie wurden unverletzt von einem weiteren Fischkutter gerettet.
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