„Musik für Menschen, die handgemachte Musik und den Zeitgeist der 70er mögen“, nennt es Sitara. „Magie“ fasst es Rudi in ein Wort.
Obwohl Sitara und Rudi seit mehr als 15 Jahren gemeinsam Musik machen, veröffentlichen sie mit „Love and Share“ nun erstmals ein Album als das Duo Sit’n’Rudi. Zum einen liegt das daran, dass Sit neben weiteren musikalischen Projekten das eigene Label „electromantica“ betreibt und auch Rudi in eigene kreative Projekte eingebunden ist, zum anderen daran, dass die inzwischen über Jahre gereifte Zusammenarbeit erst jetzt ein Werk wie „Love and Share“ ermöglicht hat. „Wir haben lange gekocht, nun wird aufgetischt“, sagt Rudi über ein Album, das einen mit den ersten Klängen gefangen nimmt: eine zögerliche Bansuriflöte, die an Stärke gewinnt, eine erst zart, dann immer betonter gezupfte Akustikgitarre – „Geflüsterte Gedanken“ ist ein Instrumental, das die Intensität und das Verträumte, aber auch die Kraft und Versiertheit verbindet, die Sit’n’Rudi ausmachen.
Was oft ätherisch anmutet, thematisiert ganz irdische Dinge: „Help Me“ ist die konkrete Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortlichkeit angesichts der drohenden Klimakatastrophe, „King of Lions“ eine Hommage an Sitaras Kater Ginger, der vom Auto überfahren wurde und „Für Aleksandra“ ein Gitarrenstück, das Rudi seiner Lebensgefährtin gern zum Trost vorgespielt hat, bevor es sich zu einem Sit’n’Rudi-Song wandelte.
In ihren anderen Projekten bürsten Sitara und Rudi auch gerne mal etwas gegen den Strich, für „Love and Share“ haben sie auf ihre besondere musikalische Verbindung gesetzt, die von Vertrauen und Offenheit gegenüber dem Prozess des Musikmachens geprägt ist. Dazu gehört auch, dem Zufall eine Chance zu geben, wie wenn Sitara während der Aufnahme zu „Help Me“ spontan das Mikro aus dem Studiofenster hält, um den sanft fallenden Regen aufzuzeichnen.
Bei aller Liebe zur handgemachten Musik, ganz auf „Schnickschnack“ verzichten wollten die beiden Musiker*innen aber nicht: Vielschichtige Gitarrenarrangements, Keyboard oder Bass ergänzen die Songs genauso wie Atmos aus Regen, Ozeanrauschen oder in der Dose geschüttelte Erdnüsse, die in „Ein Stück Herbst“ wie Blätterrascheln im Hintergrund klingen.
Die audiophilen Möglichkeiten ihrer Musik sind Sit’n’Rudi besonders wichtig. Als Toningenieurin experimentiert Sitara mit Studiotechniken, den Song „King of Lions“ haben sie bereits als Single mit 3D-Effekt in Dolby Atmos veröffentlicht. Minutenlang kann Sitara über die klanglichen Möglichkeiten der Zukunft schwärmen und wie sie für eine 3D-Version anders mikrofoniert als sonst üblich. Und Rudi beschreibt, wie er sich als Autodidakt, der seine ersten Akkorde auf einer Gitarre aus dem Katalog übte, über Jahre hinweg anspruchsvolle Spieltechniken beigebracht hat.
Trotzdem ist „Love and Share“ keine Platte für Nerds, sondern für alle, die auch die Musik von Simon & Garfunkel, Crosby, Stills and Nash oder Angus & Julia Stone mögen. Oder wie Rudi es formuliert: „Wir haben ein Album für Menschen gemacht, die Sehnsucht nach Wärme und Harmonie haben. Und man muss nicht lange überlegen, um zu wissen, dass diese Sehnsucht viele haben.“
Geschrieben von Verena Reygers, Hamburg
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