Professor Dr. Stefan Meuer verabschiedet sich als Geschäftsführender Direktor des Instituts für Immunologie

Der erfolgreiche Forscher war insgesamt 17 Jahre Sprecher von zwei Sonderforschungsbereichen / Institut für Immunologie am Universitätsklinikum Heidelberg mit mehr als 200 Mitarbeitenden eine der größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland / Professor Meuer gründete die Heidelberger Blutspendezentrale „Institut für Klinische Transfusionstherapie und Zelltherapie (IKTZ)" gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz

Zum 31. Dezember 2021 hat sich mit Professor Dr. Stefan Meuer, seit 26 Jahren Geschäftsführender Direktor des Instituts für Immunologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), ein höchst umtriebiger und engagierter Mediziner in den Ruhestand verabschiedet. Die Liste seiner Ämter ist lang: Er war unter anderem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Senator der Leibniz Gemeinschaft, Mitglied mehrerer Ausschüsse des Wissenschaftsrats, der Gründungskommissionen des Deutschen Rheumaforschungszentrums und des Max-Delbrück-Centrums in Berlin sowie Vorstandsvorsitzender des Bio‐RN Network e.V., um nur einige zu nennen. „Stefan Meuer ist ein höchst erfolgreicher und leistungsfähiger Arzt, Wissenschaftler, Manager und `Networker´. Trotz der vielfältigen Verpflichtungen übernahm er auch am Universitätsklinikum Heidelberg Verantwortung in verschiedenen Gremien und bekleidete zwischen 2001 und 2004 das Amt des Stellvertretenden Leitenden Ärztlichen Direktors", sagt Professor Dr. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD. „Für diesen Einsatz dankt ihm der gesamte Vorstand herzlich."

Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät, ergänzt: „Als Prodekan von 2004 bis 2006 machte sich Professor Meuer für Lehre und Ausbildung stark, wie er sich auch in seinem Fachbereich stets für qualitativ hochwertige Lehre durch geschulte Dozenten einsetzte. Zu seinen größten wissenschaftlichen Verdiensten gehört zweifellos, dass es ihm mit seinem Team zweimal gelang, Sonderforschungsbereiche einzuwerben, die er insgesamt 17 Jahre leitete." Von 1997 bis 2009 war Professor Meuer Sprecher des DFG‐Sonderforschungsbereichs 405 „Immuntoleranz und ihre Störungen", der höchst erfolgreich vier Förderperioden bestand, sowie von 2011 bis 2015 Sprecher des DFG‐Sonderforschungsbereichs 938 „Milieuspezifische Kontrolle immunologischer Reaktivität". In beiden SFBs erforschten die interdisziplinären Teams unter seiner Leitung die zugrundeliegenden Mechanismen autoimmuner und chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen.

„Ein kluger unternehmerischer Schachzug von Professor Meuer war 2004 die Ausgründung der Heidelberger Blutbank in das „Institut für Klinische Transfusionstherapie und Zelltherapie" (IKTZ) mit dem Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuz als Partner", lobt die Kaufmännische Direktorin Katrin Erk. „Die Überführung dieses Dienstleistungsbereichs in eine gGmbH entlastete auf der einen Seite das Institut in seinen wissenschaftlichen und klinischen Aufgaben und erlaubte unternehmerisches Arbeiten auf der anderen Seite." Das IKTZ bedient das UKHD sowie Kliniken und Praxen im Rhein-Neckar-Kreis und darüber hinaus mit Blutprodukten und Diagnostik und steht konsiliarisch rund um die Uhr zur Verfügung. Zudem werden im Stammzelllabor des IKTZ Stammzellen für verschiedene Therapien am UKHD aufbereitet, geprüft und tiefgefroren gelagert.

Seine Nachfolge als Ärztlicher Direktor des Instituts hat zum 1. Januar 2022 Professor Dr. Axel Roers, bis dahin Ärztlicher Direktor des Instituts für Immunologie am Universitätsklinikum Dresden, übernommen.

Professor Meuers Forschungsergebnisse flossen in Therapien bei Krebs, chronisch‐entzündlichen Darmerkrankungen und nach Organtransplantation ein

Das Institut für Immunologie baute Meuer seit 1995 zu einer der größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland mit mehr als 200 Mitarbeitenden auf. Sein Anliegen war es, die Immunologie nicht als rein theoretisches, sondern vielmehr als medizinisch-angewandtes Fach zu etablieren. Heute ist das Team insbesondere in die Diagnostik im Bereich von Immundefekten und der Transplantationsimmunologie in die mittelbare Krankenversorgung eingebunden. Auch die Forschung ist eng an Fragestellungen aus der Klinik orientiert: „Mein Konzept war: weg von Tiermodellen, hin zur Arbeit mit menschlichen Immunzellen. Das war ein Alleinstellungsmerkmal, das uns schließlich die zwei Sonderforschungsbereiche beschert hat", berichtet er. Tragfähige Kooperationen seien dabei das A und O, denn „die Immunologie ist ein Querschnittsfach. Das Immunsystem spielt, wie man heute weiß, bei fast jeder Erkrankung eine Rolle." Mit Mitstreitern aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum förderte er die Etablierung von „Klinischen Kooperationseinheiten", gemeinsamen Forschungsgruppen von DKFZ und UKHD.

Sein Fach bezeichnet Meuer als „Gamechanger" der Medizin der letzten 30 Jahre: „Nirgendwo sonst gab es so große Fortschritte – von Rheumamedikamenten, über Immuntherapien in der Krebsbehandlung bis hin zu neuen Erkenntnissen in der Transplantationsmedizin."  Er selbst klärte mit auf, wie Abwehrzellen des Immunsystems, die T-Zellen, aktiviert werden und wie sie Antigene erkennen und binden. Diese Erkenntnisse flossen in neue Anwendungen bei Krebserkrankungen, chronisch‐entzündlichen Darmerkrankungen und Transplantatabstoßungen ein. Mit seinem Team und in Kooperation mit dem Nierenzentrum Heidelberg entwickelte er einen Test zur individuellen Anpassung der Immunsuppression nach Organtransplantationen. 

Zur Person

Stefan Meuer, geboren 1951, studierte Humanmedizin am Universitätsklinikum Mainz, wo er auch promovierte. Nach einem zweieinhalbjährigen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School, Boston, USA, kehrte er an seine Alma Mater zurück, wo er sich 1986 im Fach Klinische Immunologie habilitierte. Er ist Internist und Medizinischer Mikrobiologe. 1987 trat er eine Professur für Angewandte Immunologie der Universität Heidelberg am DKFZ an, wo er die neue Abteilung „Angewandte Immunologie" aufbaute.  Ab 1988 war er Stellvertreter des Wissenschaftlichen Stiftungsvorstands, Prof. Harald zu Hausen. 1995 wechselte er als Geschäftsführender Direktor des Instituts für Immunologie an das UKHD und leitet seit 2005 als Geschäftsführer das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Zelltherapie Heidelberg GmbH (IKTZ).

Er war Mitglied der Gründungskommissionen des Deutschen Rheumaforschungszentrums, Berlin (1985/86), dessen Beiratsvorsitzender er seit 2013 ist, sowie des Max‐Delbrück‐Centrums in Berlin (1990/91). Er war unter anderem 17 Jahre Mitglied verschiedener Ausschüsse des Wissenschaftsrats, sechs Jahre Mitglied im Board of Directors der internationalen „Federation of Clinical Immunology Societies" (FOCIS), 2007 bis 2008 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, 2006 bis 2013 Aufsichtsrat des Universitätsklinikums Köln sowie zwölf Jahre im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer. Regional engagierte er sich von 2001 bis 2017 als Vorstandsvorsitzender des Bio‐RN Network e.V.. Auf den Ruhestand freut er sich bereits, denn dann will er sich verstärkt Familie, Freundeskreis, kulturellen Interessen sowie Hobbys wie Golfspielen, Wandern und Kochen widmen. „Vermissen werde ich die gute „Chemie" unter den Kolleginnen und Kollegen. Intrigen sind immer Mittelmaß, das gab es hier so gut wie nie", sagt er.  

Weitere Informationen im Internet

Institut für Immunologie am UKHD

Lebenslauf Prof. Meuer 

Über Universitätsklinikum Heidelberg

Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 84.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 Patienten ambulant behandelt.

Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum-heidelberg.de

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