Speziell ausgebildete Pflegefachkräfte, Ärztinnen und Ärzte kümmern sich 24 Stunden, 7 Tage die Woche in der Frauenklinik und auf der Kinderintensivstation um Kinder, falls deren Start
ins Leben anders als geplant verläuft oder viel zu früh beginnt.
Die Einhaltung von Corona-Regeln haben überall Auswirkungen auf Frühgeborene, Eltern und Geschwister. Wegen der Pandemie ist in vielen Ländern der Körperkontakt zwischen Eltern und ihren Babys eingeschränkt, das mahnt auch die WHO in Genf an.
Familie werden
„Ich habe mich einfach nicht komplett gefühlt – es hat immer was gefehlt,“ sagt Michelle Wunderlich. Die 37-jährige Krankenschwester aus Dinkelsbühl ist vor kurzem Mutter geworden und hat im November am Diak Klinikum in Schwäbisch Hall ihre Zwillinge Ella und Paul entbunden. Mit Hilfe des Kinderwunschzentrums konnte die Familie ihren Traum von Kindern verwirklichen. „Für uns war Familie immer wichtig – Kinder zu haben, das ist für uns das, was dem Leben Sinn gibt.“
Schwerer Start
Doch der Start ins Leben war für ihre Zwillinge nicht einfach. „Der errechnete Geburtstermin wäre Mitte Januar gewesen – dass die Kinder dann acht Wochen zu früh zur Welt kamen, war erst einmal ein Schock“, so Wunderlich. Eine diagnostizierte Schwangerschaftsvergiftung zwang die Ärzt*innen am Diak Klinikum, die Kinder deutlich früher per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen, als geplant. Bei einer Schwangerschaftsvergiftung, kommt es zu einer Anpassungsstörung des Körpers an die Veränderungen während der Schwangerschaft. Bluthochdruck, Wassereinlagerungen oder starke Krämpfe können Boten einer solchen Vergiftung sein.
Ab Anfang November wurde die Schwangere im Klinikum stationär Diak Klinikum betreut. „Die Ärzte, Hebammen und Pflegefachkräfte haben mich und die Kinder genau beobachtet und so konnte ich sie noch drei Wochen länger bei mir behalten, ehe sie durch Kaiserschnitt geholt werden mussten“, so Wunderlich. „Meine Kinder habe ich nach der Entbindung dann erst einmal gar nicht gesehen – sie kamen sofort auf die Kinderintensivstation. Es war ein schlimmes Gefühl – ich hatte große Angst um das Leben meiner Kinder“, gesteht die junge Mutter.
Seelsorge für junge Familien in der Kinderklinik
„Wenn sich das zu erwartende Baby zu früh auf den Weg ins Leben macht, überschlagen sich die Ereignisse, sodass die Eltern in den ersten Tagen meist nur funktionieren. Im Vordergrund steht selbstverständlich das neugeborene Kind und dessen Wohlergehen. Nach einigen Tagen äußern manche Mütter im Gespräch, dass die letzten Schwangerschaftswochen fehlen“, das sagt Christine Michael, Klinikseelsorgerin für die Kinderklinik in Schwäbisch Hall. Genau so ging es auch Michelle Wunderlich. „In der ersten Zeit nach dem Kaiserschnitt haben mir die Kinder in meinem Bauch richtig gefehlt. Es war irgendwie unnatürlich, dass sie plötzlich weg waren.“ Aber die zu frühe Geburt der Kinder hatte auch andere, weitaus pragmatischere Schwierigkeiten für die junge Familie. „Wir waren mit den Vorbereitungen auf die Zeit mit den Kindern noch gar nicht fertig – das Kinderzimmer, die Kleider… wir hatten eigentlich noch so viel zu tun.“ Christine Michael ergänzt: „In den letzten Wochen vor der Geburt wollen sich Eltern intensiv auf die Geburt vorbereiten. Die werdende Mutter beendet die Berufstätigkeit, das Zuhause wird eingerichtet, Kräfte werden gesammelt, ein spannendes Warten auf das Kind beginnt. Diese fehlende Vorbereitungszeit darf bei uns in der Seelsorge beklagt werden.“
Wärme fürs Wachstum
Professor Dr. Andreas Holzinger kennt solche Situationen gut. Der erfahrene Neonatologe und Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche ist Leiter der Neonatologie im Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe: „Die Geschwister sind rund einen Monat zu früh zur Welt gekommen. Im Inkubator bekommen die Kinder viel Wärme und ihr kleiner Körper kann sich so die Energie sparen um Wärme zu produzieren, sondern sich ganz aufs Wachsen konzentrieren. Das Ganze nennt sich Wärmehomöostase“, erklärt der Chefarzt.
Durch ein Kamerasystem Bindung aufbauen
Dass Frau Wunderlich zunächst ihre beiden Kinder nicht sehen konnte, ist Studien zu Folge nicht unproblematisch. „Es gibt viele wissenschaftliche Untersuchungen die zeigen, dass es Auswirkungen haben kann, wenn Mutter und Kinder nach der Geburt getrennt sind. Für Familie Wunderlich kam es daher gerade recht, dass wir seit wenigen Wochen die Babywatch-Kameratechnik auf der Kinderintensivstation eingeführt haben“, sagt Holzinger. Das Kamerasystem ist über dem Inkubator angebracht und überträgt Livebilder an die Eltern. Das stärkt den Aufbau der Bildung zwischen Eltern und Kind. „Wir wissen inzwischen auch durch Studien, dass es für Milchproduktion der Mutter enorm wichtig ist, das Kind sehen zu können“, weiß Prof. Holzinger.
Die Kameras ergänzen den Beziehungsaufbau, ersetzen ihn aber nicht. „Es war aber schön, unsere Kinder zu sehen und zu wissen, dass die Bewegung die in dem Moment über die Kameraübertragung zu sehen war, auch wirklich live ist. So haben mein Mann und ich viele Stunden damit verbracht, unsere Kinder einfach nur anzusehen,“ ist die junge Mutter dankbar.
Getrennte Weihnachten
Nach wenigen Tagen durfte Michelle Wunderlich mit ihrem Mann zu Ella und Paul. Mittels des sogenannten Känguruhens, also dem Auflegen der Kinder auf den Oberkörper der Eltern, schaffen die Eltern erste körperliche Kontakte zu ihren Babys. „Wir sehen anhand der Vitalwerte der Kinder, dass das Känguruhen wichtige und große Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder hat. Das Kind wird ruhiger, sein Herzschlag verbessert sich, der Sauerstoffgehalt im Blut steigt an. Genau das, was Frühgeborene dringend brauchen“, ergänzt er. Das Kind als erweitertes Ich zu sehen, erklärt Professor Holzinger, entsteht genau durch dieses Känguruhen, oder auch Bonding genannt. Paul geht es inzwischen so gut, dass er vor Weinachten schon nach Hause zu seinen Eltern durfte – seine Schwester Ella jedoch muss über die Feiertage noch im Krankenhaus bleiben. „Besonders in der Weihnachtszeit wünschen sich Eltern, dass Sie mit ihrem Kind zuhause die Feiertage erleben können, die Geschwister und Großeltern sollen das Kind kennenlernen“, sagt Klinikseelsorgerin Michael. Dass es bei den Wunderlichs anders läuft, ist schwierig für die junge Familie. Natürlich freuen wir uns und sind dankbar, dass unser Sohn mit uns nach Hause kommen kann. Aber das heißt eben auch, dass wir noch nicht komplett sind und mein Mann und ich weiterhin täglich zu Ella ins Krankenhaus fahren.“ Und dennoch: Die Familie weiß, dass Ella auf der Kinderintensivstation in den besten Händen ist. „Hier kann sie noch die für sie nötigen Entwicklungsschritte machen, ehe sie mit zu uns nach Hause kann. Es ist beruhigend zu wissen, dass sie hier gut aufgehoben ist“, sagt ihre Mutter.
Das gesamte Team der Klinik ist froh sich für das Kamerasystem entschieden zu haben, denn es passt zu einer familienorientierten Rundumversorgung.
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