Credendo beobachtet sinkende Stahlpreise

Als Schlüsselmaterial des verarbeitenden Gewerbes litt Stahl im Jahr 2020 kaum unter einem Nachfragerückgang wegen der Coronapandemie. Ende 2020 begannen die Preise sogar zu steigen und schossen 2021 in die Höhe. Der Kreditversicherer Credendo nennt als Gründe zum einen die geringere Produktion aufgrund pandemiebedingter Beschränkungen und zum anderen eine starke Nachfrage im verarbeitenden Gewerbe Chinas. Gestützt wurde die Entwicklung auch durch hohe Eisenerzpreise.

In den letzten Wochen hat sich der Trend aber umgekehrt, Credendo sieht sinkende Preise von -8 Prozent bis Ende November 2021. Der Eisenerzpreis hat nachgegeben, bleibt aber auf hohem Niveau über dem 3-Jahres-Durchschnittspreis. 

Die Stahlbranche ist nachfrageorientiert. Unerwartete Nachfrageschwankungen können erhebliche Preisbewegungen auslösen, während die Produktionsmengen stabil bleiben. Credendo sieht in China den wichtigsten Faktor der globalen Nachfrage, da das Land den Großteil des weltweit produzierten Stahls verbraucht. Die Abhängigkeit von chinesischer Nachfrage ist daher ein Hauptrisiko für die Stahlbranche. Der Bedarf Chinas wird von der Politik stark beeinflusst. Anfang Dezember kündigte Chinas Politbüro eine Lockerung im Immobiliensektor an, um einen Crash und sozioökonomische Instabilität zu verhindern. Der Kreditversicherer erwartet allenfalls moderate Impulse für den Immobilienmarkt, die sich aber in einer höheren Stahlnachfrage niederschlagen könnten. Auf dem Inlandsmarkt herrscht aktuell ein Überangebot. 

Weltweit geht Credendo in den kommenden Jahren von einer stetig zunehmenden Stahlnachfrage aus, getrieben durch Bau-, Maschinen- und Automobilbranche. Letztere ist die Branche mit dem zweithöchsten Stahlverbrauch und die Margen für die Stahlhersteller sind hier hoch. In Europa und Japan könnte es allerdings Jahre dauern, bis das Vor-Pandemie-Niveau erreicht ist. 

Laut der jüngsten Prognose der World Steel Association aus Oktober 2021 sollte die chinesische Stahlnachfrage im Jahr 2022 stabil bleiben oder leicht zunehmen. Auch die globale Nachfrage könnte leicht wachsen. Schließlich könnte auch der zunehmende Protektionismus eine Chance für inländische Stahlhersteller sein, auf der anderen Seite aber eine Gefahr für Länder mit einer positiven Handelsbilanz wie Japan, Russland oder Südkorea. Im Januar 2026 beispielsweise wird die Europäische Union die CO2-Grenzsteuer vollständig umsetzen, die zu einem Rückgang der Stahlimporte in die EU führen kann, sofern nicht hohe Einfuhrsteuern gezahlt werden. 

Auch auf der Produktionsseite ist China die wesentliche Kraft mit 56,5 % der Weltproduktion im Jahr 2020. Sogar im herausfordernden laufenden Jahr steigerten chinesische Hersteller die Produktion um 5,2 %, während sie beispielsweise in Indien um 10,6 % und in Japan sogar um 16,2 % zurückging. Credendo erwartet für das Jahr 2022 wieder eine globale Produktion auf Vorkrisenniveau. 

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