Özlem Türeci übernimmt in Mainz Professur für Personalisierte Immuntherapie

Die Immunologin, Krebsforscherin und Unternehmerin Özlem Türeci hat den Ruf auf die Professur für "Personalisierte Immuntherapie" an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem 2019 gegründeten Helmholtz-Institut "HI-TRON Mainz" angenommen. Im HI-TRON Mainz kooperieren das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die TRON gGmbH als eine Tochtergesellschaft der Universitätsmedizin Mainz, die Universitätsmedizin Mainz und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ziel der Partnerschaft ist es, wirksame Immuntherapien zu entwickeln und neue Biomarker für die Behandlung von Tumorerkrankungen zu identifizieren. Gestern wurde Özlem Türeci die Ernennungsurkunde überreicht.

Am HI-TRON Mainz wird Professorin Türeci die Entwicklung innovativer Immuntherapiekonzepte und deren präklinische Erforschung vorantreiben. Dazu zählen Präzisionsimmuntherapien wie individualisierte RNA-Vakzine und gentechnisch veränderte T-Zellen, die auf veränderte Proteine des Tumors, sogenannte Neoantigene, abzielen. "Mit meiner Abteilung am HI-TRON Mainz wollen wir dazu beitragen, das Immunsystem des Patienten mit personalisierten Ansätzen zu einer starken Waffe gegen den Krebs zu machen", sagt Prof. Dr. Özlem Türeci. "Besonders wichtig ist es mir, dass unsere Ergebnisse schnell bei den Patienten ankommen. Dazu werden wir unsere Forschung konsequent auf die Translation ausrichten."

"Wir sind stolz und glücklich, mit Özlem Türeci eine herausragende Immunologin und Krebsforscherin für das HI-TRON Mainz gewonnen zu haben. Ihre Expertise in der Entwicklung innovativer Krebs-Immuntherapien sucht weltweit ihresgleichen", sagt Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ. "HI-TRON Mainz und Patienten weltweit werden insbesondere von ihrer großen Erfahrung in der Translation von Laborergebnissen in die klinische Prüfung profitieren."

"Wir freuen uns sehr, mit Özlem Türeci eine exzellente Wissenschaftlerin für das Team der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gewonnen zu haben", so der Präsident der Universität, Prof. Dr. Georg Krausch. "Mit ihrem Engagement am HI-TRON stärkt sie die enge Zusammenarbeit zwischen Universität und Helmholtz-Gemeinschaft im Bemühen um die Entwicklung neuer Krebstherapien."

"Die Universitätsmedizin Mainz kann eine sehr lange immunologische Tradition vorweisen. Diese hat in fünf Jahrzehnten durch viele Sonderforschungsbereiche und Großforschungsprojekte eine herausragende Expertise auf dem Gebiet der Immunologie hervorgebracht. Auch dank der herausragenden Expertise von Özlem Türeci hat sich der Wissenschaftsstandort Mainz und das Rhein-Main-Gebiet zu einem international beachteten Innovationshub für Biotechnologie entwickelt", erläutert der Wissenschaftliche Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann.

"Mit der neuen Professur und ihrer exzellenten Besetzung, wird die Forschung sicher große Fortschritte darin machen, das Potenzial der Immuntherapie voll auszuschöpfen und die Behandlung an den individuellen Patienten anzupassen. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit HI-TRON und Özlem Türeci dieses zukunftsweisende Forschungsgebiet weiter vorantreiben zu können", betont der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer.

Im Helmholtz-Institut für Translationale Onkologie Mainz (HI-TRON Mainz) kooperiert das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) mit dem Forschungsinstitut für Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (TRON gGmbH), der Universitätsmedizin Mainz und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, um die international herausragende Expertise der Partner auf dem Gebiet der personalisierten Immuntherapie mit der translationsstarken Spitzenforschung im DKFZ zusammenzuführen. Die Mission von HI-TRON Mainz ist es, aufbauend auf der Expertise und dem Know-how der Partner, das Potenzial der individualisierten Immuntherapie zum Wohle krebskranker Menschen auszuschöpfen. Strategisches Ziel ist es außerdem, Deutschland in der international führenden Liga in diesem innovativen und relevanten Feld zu positionieren. Die Auswahl der Forschungsprojekte erfolgt unter dem strengen Gebot, dass der unmittelbare Wert für den Patienten oberste Priorität hat.

Neben der Entwicklung innovativer Krebs-Immuntherapien konzentriert sich die Forschung am HI-TRON Mainz auf die Entdeckung neuer therapeutischer Zielstrukturen und Biomarker für die personalisierte Krebsimmuntherapie. Mit neuartigen Modellsystemen soll außerdem erprobt werden, ob sich durch die Kombination verschiedener Immuntherapien synergistische Effekte erzielen lassen.

Grundlage dieser Forschung ist die umfassende molekulare Charakterisierung individueller Tumorprofile. Damit wollen die Forscher die Wechselbeziehung zwischen Tumorantigenen, der Tumormikroumgebung und der Immunantwort besser verstehen. Für die Auswertung und Interpretation dieser Daten aus den Hochdurchsatz-Ansätzen werden bioinformatische Lösungen entwickelt.

Um neue individualisierte Immuntherapie-Ansätze frühzeitig klinisch erproben zu können, wird am HI-TRON Mainz für Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen, die an der klinischen Forschung beteiligt sind, eine spezielle Kooperationsschnittstelle geschaffen. So soll gewährleistet werden, dass neuartige diagnostische und therapeutische Ansätze in klinischen Studien schneller umgesetzt und kontinuierlich verbessert werden können. Darüber hinaus stellen Technologieplattformen spezifisches technisches und methodisches Know-how für die HI-TRON-Projekte zur Verfügung. Erstes Beispiel ist die "T-Cell Discovery Platform", über die krebsspezifische T-Zell-Rezeptor-Kandidaten identifiziert, isoliert und funktionell charakterisiert werden.

Mit den Helmholtz-Instituten schafft die Helmholtz-Gemeinschaft die Grundlage für eine dauerhafte enge Zusammenarbeit eines Helmholtz-Zentrums, in diesem Fall das DKFZ, und einer Universität auf einem Forschungsfeld, das für beide Partner besonderes Gewicht hat.

Derzeit ist HI-TRON Mainz in einem Gebäude der Universitätsmedizin Mainz angesiedelt, wird aber voraussichtlich ab 2025 einen eigenen Labor-Neubau beziehen, für den das Land Rheinland-Pfalz 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. Nach Anschubfinanzierungen durch das Land Rheinland-Pfalz, die Universität Mainz und das DKFZ wird das HI-TRON Mainz seit diesem Jahr mit jährlich 5,5 Millionen Euro im Schlüssel 90:10 durch den Bund und das Land Rheinland-Pfalz finanziert. Auch die Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt sich an der Finanzierung von Özlem Türecis Abteilung am HI-TRON Mainz.

Über Özlem Türeci

Nach ihrem Medizinstudium und ersten Forschungserfahrungen an der Universität des Saarlandes in Homburg wechselte Özlem Türeci 2000 an die Universitätsmedizin Mainz, wo sie 2002 habilitiert wurde. Zunächst war sie Mitarbeiterin der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz und Arbeitsgruppenleiterin in einem immunologischen Sonderforschungsbereich. Seit ihrer Habilitation war sie als Privatdozentin an der Universitätsmedizin Mainz im Bereich der Krebsimmuntherapie tätig. Seit dem 1. Oktober 2021 hat Univ.-Prof. Dr. Özlem Türeci die von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Helmholtz Institut für Translationale Onkologie (HI-TRON) etablierte W3-Professur für Personalisierte Immuntherapie an der Universitätsmedizin Mainz inne.

2001 war Özlem Türeci an der Gründung der Ganymed Pharmaceuticals AG beteiligt, als deren Vorstandsvorsitzende sie bis zum Verkauf des Unternehmens 2016 wirkte. Seit 2011 ist sie Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des Ci3 Clusters of Individualized Immune Intervention in Mainz. Weltweite Prominenz erlangte Özlem Türeci in ihrer Position als Medizinischer Vorstand der BioNTech AG, an deren Gründung sie 2009 beteiligt war.
Univ.-Prof. Dr. Özlem Türeci wurde für ihre wissenschaftlichen Leistungen bereits mit einer Vielzahl von Preisen geehrt, darunter mit dem hoch renommierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2022 sowie jüngst mit dem vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier verliehenen Deutschen Zukunftspreis 2021.

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 300.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie mehr als 600 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.600 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.

Über Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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