Mit dem Preis ehrt die Lothar-Späth-Award-Stiftung das fortschrittliche Wirken des Namensgebers und ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und Vorstandsvorsitzenden der Jenoptik AG. Späth gilt als Pionier in der erfolgreichen Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. An der Preisverleihung in der BW-Bank-Zentrale am Stuttgarter Schlossplatz nahmen über 80 prominente Gäste teil. Den festlichen Rahmen bildeten Musiker der Staatsoper Stuttgart und ein packendes Referat des weltweit aktiven Dirigenten Christian Gansch.
„Lassen Sie sich von niemandem aufhalten“
Einen flammenden Appell richtete Jury-Mitglied und Initiator des Lothar-Späth-Awards Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht, Gründer und Vorstandsvorsitzende der Herrenknecht AG, bei der Preisverleihung an die Preisträger: „Als bekennender Lothar Späth-Fan sage ich Ihnen: Lassen Sie sich mit Ihren Ideen von niemandem aufhalten, am wenigsten von der Politik!“ Nach 2018 wurde der Lothar-Späth-Award zum zweiten Mal vergeben.
Der erste, mit 50.000 Euro dotierte Preis ging an die NovaPump GmbH aus Jena für die Entwicklung einer perkutanen und katheterbasierten Herzpumpe. Diese wird im Katheterlabor durch die Beingefäße direkt zum schlagenden Herzen geschoben und sorgt dank eines selbstexpandierenden Nickel-Titan-Käfigs für eine deutlich bessere Blutversorgung des Herzens, als es so genannte Kurzzeitpumpen heute schon können. Das Verfahren mit dieser Pumpe gilt als deutlich schonender als die bislang verwendeten Methoden und kann die Überlebenschancen von Patienten voraussichtlich deutlich erhöhen. „Die Jury und mich beeindruckte insbesondere das Ineinandergreifen von medizinischem Wissen und Ingenieurskunst“, betonte der EU- Kommissar a. D. und Jury-Mitglied Günther Oettinger in seiner Laudatio. Kooperationspartner der NovaPump GmbH sind das Universitätsklinikum Jena und das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF).
„Bahnbrechende Innovation im Recycling“
Die ARCUS Greencycling Technologies GmbH wurde für ihre rohstoffliche Recyclinglösung mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Dabei gelang es dem Ludwigsburger Unternehmen im industriellen Maßstab gemischte und heute nicht recycelbare Kunststoffabfälle in den Kreislauf zurückzuführen. Bei Temperaturen von maximal 500 Grad Celsius entstehen Pyrolyseöle, die direkt in der chemischen Industrie genutzt werden können. Derzeit erfolgt der Bau der ersten industriellen Versuchsanlage im Industriepark Frankfurt Höchst. „Das von der Firma Arcus und dem Institut für Technische Chemie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelte Verfahren kann zweifellos als eine bahnbrechende Innovation bezeichnet werden“, sagte Lothar Späths Tochter und Jury-Mitglied Dr. Daniela Späth-Zöllner in ihrer Laudatio. Der zweite Preis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Die dieses Jahr zwei dritten Preise und jeweils 20.000 Euro erhalten die Glassomer GmbH und die Hensoldt Optronics GmbH. Hensoldt aus Oberkochen kooperiert seit fünf Jahren intensiv mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF) in Jena. „Die auszuzeichnende Kooperation verbindet die beiden Bundesländer Baden-Württemberg und Thüringen. Sie ist damit ein Paradebeispiel für den Lothar-Späth-Award“, sagte der Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Walter Rosenthal. Hensoldt produziert hochauflösende Kameras, Periskope, optische Systeme zur Zielerkennung, Sicherheitslösungen und Weltraumoptiken. Beispielhaft für metalloptische Instrumente wird das GALA-Sendeund Empfangsteleskop als hochspezialisierte metalloptische Systemlösung vorgestellt. Das GALA-Instrument wird in einer Entfernung von circa einer Milliarde Kilometern von der Erde eingesetzt. Es misst die Oberflächen-Topografie des Jupitermondes Ganymed mit einer Auflösung von weniger als 15 Zentimetern.
Die Glassomer GmbH aus Freiburg hat in Kooperation mit dem KIT und der AlbertLudwigs-Universität Freiburg Granulate entwickelt, mit denen im Spritzgussverfahren Glasbauteile produziert werden. Dieses Verfahren gilt unter Experten bereits heute als kostengünstig, präzise und sehr schnell. „Für die Jury stellt die Glassomer GmbH und ihre Innovation eine ideale Kombination aus Forschung und einer Ausgründung dar mit exzellenten Aussichten in den Riesenmärkten für optische Komponenten und Glasbauteile für vielfältigste Anwendungen“, betonte KIT-Präsident Prof. Dr. Holger Hanselka in seiner Laudatio.
Die Preisträger lassen für Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht den Geist Lothar Späths aufleben. Der 2016 im Alter von 78 Jahren verstorbene Lothar Späth galt Zeit seines Lebens als neugieriger, unideologischer und nimmermüder Geist, der seiner Zeit in vielen Bereichen voraus war. „Er war ein Vordenker, der die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft zum Kernthema seines Schaffens machte. Sein Credo `Man kann, was man will` muss uns in diesen Zeiten wachrütteln“, sagte Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht auf der Preisverleihung.
DIE JURY DES LOTHAR-SPÄTH-AWARDS
› Günther H. Oettinger, Mitglied der Europäischen Kommission a.D., Stv. Aufsichtsratsvorsitzender der
Herrenknecht AG
› Dr. h.c. Gerhard Schröder, Bundeskanzler a.D., Stv. Aufsichtsratsvorsitzender der Herrenknecht AG
› Rainer Neske, Vorstandsvorsitzender der LBBW
› Hans-Jörg Vetter, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Herrenknecht AG, Vorstandsvorsitzender der
Landesbank Baden-Württemberg i.R.
› Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des KIT
› Prof. Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena
› Dr. Stefan Traeger, Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG
› Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG
› Dr. Daniela Späth-Zöllner, Tochter von Lothar Späth und Vertreterin der Familie Späth
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