Erzählen, forschen, informieren: Der Arbeitskreis des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche hat in den zurückliegenden Monaten intensive Gespräche geführt. Bei der Vollversammlung im April eingesetzt, ist es ihm wichtig, mit Betroffenen zusammenzuarbeiten, die Aufarbeitung in den Diözesen und Verbänden kritisch zu begleiten und sich ein umfassendes Bild von den spezifischen Ursachen des Missbrauchs in der katholischen Kirche, in den Orden und in katholischen Verbänden zu machen. Das wurde bei der Vollversammlung des ZdK am Samstag in Berlin sehr deutlich.
„Wir sind außerordentlich dankbar, dass die Sprecher*innen des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz ihre Bereitschaft erklärt haben, in diesem Kreis mitzuarbeiten“, sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises, ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose. „Neben den vier Sprecher*innen Johanna Beck, Johannes Norpoth – beide auch Mitglieder des ZdK –, Kai Christian Moritz und Jens Windel ist auch Matthias Katsch, Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Berater unseres Arbeitskreises.“
Johannes Norpoth sagte während der Vollversammlung: „Meine Erwartung an das Präsidium das ZdK ist, dass sich dieses Präsidium konsequent auf die Seiten der Opfer stellt. Ich möchte nie wieder hören, dass Aufarbeitung Aufgabe der Bischöfe sei.“ Die Präsidentin des ZdK, Irme Stetter-Karp, erklärte, das ZdK stehe an der Seite der Betroffenen. ZdK-Vizepräsident Thomas Söding sagte im Blick auf die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt: „Wir brauchen systemische Lösungen.“ Dies sei überdeutlich geworden.
Gespräche führte der Arbeitskreis des ZdK bereits mit Dr. Stefan Vesper zur Arbeit der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) und mit Schwester Agnesita Dobler, Generalsekretärin der Deutschen Ordensoberenkonferenz. Dabei sei deutlich geworden, so Klose im Gespräch, dass sowohl die Aufarbeitung als auch die Auszahlung von Anerkennungsleistungen nicht das Ende des erlittenen Leids markiere. „Viele Betroffene beschäftigt das ein Leben lang.“ Um ein umfassendes Bild von der Aufarbeitung in den deutschen Diözesen zu bekommen, habe der Arbeitskreis eine eigene Erhebung vorangetrieben, die noch nicht vollständig ausgewertet sei.
"Wer sexuellen Missbrauch aufarbeiten will, darf nicht nur juristisch fragen, sondern sollte einen breiten historischen Ansatz verfolgen“; sagt Prof. Birgit Aschmann, Sprecherin des Sachbereichs „Politische und ethische Grundfragen“ im ZdK und Mitglied im Arbeitskreis. Ein aktuelles Forschungsprojekt zum Bistum Münster sei ein gutes Beispiel dafür. Die beiden Zeithistoriker Prof. Thomas Großbölting und Prof. Klaus Große Kracht beleuchteten mit ihrem Team die spezifisch katholischen Ursachen des Missbrauchs: „Priesterliche Pastoralmacht auf Seiten der Täter, Klerikalismus auf Seiten der Vertuscher, eine rigide katholische Sexualmoral, die zu einer allgemeinen Tabuisierung von Sexualität geführt hat. All diese Faktoren ermöglichten den Missbrauch und begünstigten seine Vertuschung“, so Prof. Aschmann.
Großbölting und Große Kracht berichteten am Samstag während der Vollversammlung in Berlin aus der Forschungsarbeit in Münster. Das Bistum fördere das Forschungsprojekt, trete „aber nicht als Auftraggeber auf“, so Thomas Großbölting. Das Forschungsteam arbeite völlig autonom. In Verbindung von quantitativen und qualitativen Ansätzen versuche man, „ein möglichst umfassendes Bild des Ausmaßes sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen durch katholische Kleriker im Bistum Münster zu geben“ und die innerkirchliche Umgangsweise mit Beschuldigten und Betroffenen zu rekonstruieren.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Die Mitglieder fassen ihre Entschlüsse in eigener Verantwortung und sind dabei von Beschlüssen anderer Gremien unabhängig.
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