Seit ihren Corona-Tiefs im vergangenen Jahr haben die Aktienmärkte eine rasante Aufholjagd erlebt. Allein seit Januar stiegen der US-Index S&P 500, der deutsche Dax und der europäische Stoxx 600 um mehr als 20 Prozent. Obwohl die Unternehmensgewinne ebenfalls stark zugelegt haben, sind Aktien inzwischen relativ hoch bewertet. Dennoch sind sie attraktiver als die Alternativen:
Bei festverzinslichen Papieren wie Staatsanleihen sind die Renditen weiterhin minimal. Die zehnjährige Bundesanleihe rentiert weiter unter null Prozent, andere Euro-Länder bieten etwas mehr, in den USA liegt die Treasury-Rendite sogar wieder bei 1,5 Prozent. Vor dem Hintergrund der steigenden Inflationsraten jedoch bleiben die realen Anleihe-Erträge negativ und das dürfte vorerst auch so bleiben. Die niedrigen Renditen sind das Spiegelbild der hohen Preise, weitere Kursgewinne von Anleihen sind kaum zu erwarten, da die Notenbanken ihre ultralockere Geldpolitik langsam zurückfahren. Fazit: Mit ihrem begrenzten Risiko eignen sich kurzlaufende Rentenpapiere zwar als Liquiditätsreserve, aber nicht als Aktienalternative.
Die Inflation steigt, also erscheint eine Anlage in Gold attraktiv. Aber Vorsicht, das Edelmetall führt derzeit offenbar ein Eigenleben. Im September ging es mit dem Preis trotz hoher Inflationsraten abwärts, seit Anfang November steigt er wieder an, wobei die Unze allerdings noch immer billiger ist als vor einem Jahr. Belastend wirkt der starke Dollar sowie die Aussichten auf höhere Zinsen, insbesondere in den USA. Gold bleibt schwer berechenbar.
Interessanter als Gold erscheint für viele Anleger derzeit das Investment in Kryptowährungen. Mit Bitcoin, Dogecoin & Co. ließ sich in jüngster Zeit ein Vermögen machen. Das Problem bei dieser Anlage fängt jedoch schon beim Namen an: Es handelt sich bei Bitcoin und anderen mitnichten um „Währungen“. Die Kurssteigerungen beruhen zum großen Teil auf der bloßen Hoffnung, dass dereinst Währungen aus ihnen werden. Bislang sind die Kryptos bloß ein schönes Spielzeug für Trader, Zocker und Privatanleger mit unkalkulierbaren Risiken sowie der Drohung drastischer Regulation durch die Behörden, bis zum Verbot wie in China. „Für professionelle Anleger bleiben sie vorerst tabu“, sagt Gerlinger. „Denn wer Verantwortung für Kundengelder trägt, der spielt nicht.“
Wenn nicht Gold, dann vielleicht Betongold? Tatsächlich geht es mit den Immobilienpreisen seit Langem bergauf. Ein Grund sind die niedrigen Zinsen, der andere eine latente Übernachfrage nach Wohnraum. Doch dürfte diese Grundkonstellation nicht ewig halten. Nicht nur auf die Alterssicherungssysteme, auch auf den Immobilienmarkt kommt ein demografisches Problem zu, dass die Zuwanderung nicht ausgleichen wird. „Alterung, Bevölkerungsrückgang: Das bedeutet auf lange Sicht ein Überangebot an Häusern und damit fallende Preise“, so Gerlinger. Die Aussichten für Büroimmobilien waren auch schon besser: Wer als Arbeitgeber interessant bleiben will, bietet seinen Angestellten die Möglichkeit zum Homeoffice. Viele Unternehmen überlegen daher schon, ihre gemieteten Büroflächen zu verkleinern.
Private Equity wiederum ist eine feine Sache, die allerdings eher etwas für Profis ist. Der Markt ist für Privatanleger zum Teil sehr unübersichtlich und intransparent. Liquiditätsmangel kann dazu führen, dass kurzfristig der Ausstieg aus dem Investment kaum möglich oder sehr teuer ist.
Statt das Geld zu investieren, kann man es auch konsumieren. Gerade in Zeiten von negativen Renditen bringt das Ersparte oftmals mehr Spaß, wenn man sich schöne Dinge kauft und genießt. „Der Nutzen ist dann groß“, so Gerlinger, „der Nachteil ist jedoch: Das Geld ist weg.“
In der aktuellen Situation bleiben Aktien damit trotz hoher Bewertungen attraktiv – zum einen, weil sie gegen steigende Inflation schützen und zum anderen, weil die Anlagealternativen derzeit kaum vielversprechend sind.
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