Zur Historie
Ursprünglich eine romanische Kirche aus dem Jahr 1230 wurde die Liebfrauenkirche Wernigerode nach einem verheerenden Brand (1751) in den Jahren 1756 bis 1762 im Barockstil, finanziert durch das Dänische Königshaus und dem regierenden Grafen Ernst zu Stolberg-Wernigerode, wieder aufgebaut.
Nachdem die Kirche in den letzten Jahren aufgrund sinkendender Zahlen der Gemeindemitglieder kaum genutzt wurde, hat sich die Kirchgemeinde St. Sylvestri und Liebfrauen in Wernigerode bereit erklärt, die Kirche aufzugeben.
2019 ist die einstige Liebfrauenkirche in den Besitz der 2006 von Rainer Schulze gegründeten Kulturstiftung Wernigerode – eine selbständige Stiftung bürgerlichen Rechts zur Pflege und zur Beförderung der städtischen kulturellen Angebot in der Stadt Wernigerode – übergegangen.
Umbau in ein Konzerthaus
Bereits 2002 stand die Idee im Raum, die Kirche in ein Konzerthaus umzubauen. Es gab Pläne und ein Modell; das Vorhaben kam jedoch aus finanziellen Gründen damals nicht zustande. Im Jahre 2017 hat das Land Sachsen Anhalt einen durch die EU finanzierten Wettbewerb zur Sanierung von Kulturstätten ausgelobt, an dem sich die Kulturstiftung Wernigerode mit den Plänen von 2002 beteiligt hat. Unter etwa 50 Projekten wurde das Projekt „Umwidmung der Liebfrauenkirche“ als eines von 20 ausgewählt und erhielt die Zusage für Fördermittel in Höhe von rund 4 Millionen €.
Die Stadt Wernigerode beteiligt sich mit 480 T €, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung mit 284 T €, alle anderen Eigenmittel von 20% (bzw. 15% bei der Städtebauförderung) wurden durch Spenden aufgebracht.Die stadtgeschichtlich bedeutsame Kirche wird mithilfe von EU-Fördermitteln über das EFRE-Programm von Januar 2020 – Dezember 2021 in eine Proben- und Konzertstätte umgebaut und ist eine Konsequenz der reichen musikalischen Tradition in der Stadt Wernigerode.
Ein neuer Konzertsaal für Wernigerode
Durch ihre Bauweise eignet sich die Saalkirche ausgezeichnet als Konzertsaal: beste Sicht von den knapp 500 Plätzen im Parkett, auf den beiden Emporen und der Fürstenloge, eine auch für Snfonieorchester ausreichend große Bühne, eine exzellente Sauer-Orgel mit 1800 Orgelpfeifen in 30 Registern aus dem Jahr 1883 und einer Chor-Empore über der Bühne.
Der Saal verspricht, ein einmalig inspirierender Raum zu werden – zugleich großzügig und intim, zeitgemäß und in der Innenausstattung an die einstige Liebfrauenkirche erinnernd.
Mit hervorragender Akustik und markanter Architektur bildet das Haus die musikalische Mitte Wernigerodes, und bietet neben dem Fürstlichen Marstall für heimische Klangkörper und gastierende Künstler eine professionelle Bühne.
Dass ein so historisches und denkmalgeschütztes Gebäude der Musik gewidmet ist, ist gerade in heutiger Zeit ein hoffnungsgebendes Zeichen. Es ist ein Signal über die Grenzen des Harzes hinaus: so wird das Konzerthaus Liebfrauen die Ausstrahlungskraft der Musik- und Kulturstadt Wernigerode neben Rundfunk-Jugendchor Wernigerode, Schloss Wernigerode, dem Internationalen Johannes-Brahms-Chorfestival, „Neue Sterne“-Klavierwettbewerb, Wernigeröder Schlossfestspiele u.a. nachhaltig stärken.
Herausragende Akustik
„Die Akustik ist grandios, vergleichbar mit jener des Gewandhauses.“, so Bauherr und Kulturstiftungs-Vorsitzender Rainer Schulze. „Entsprechende Messungen vom für die Akustik zuständigen Büro Kurz & Fischer aus Halle haben Bestwerte für das Konzerthaus Liebfrauen ergeben.“
Die geradezu ideale Akustik des Konzerthauses hat ihren Ursprung in dem Zuschnitt des Hauses und in dem „Hölzernen Himmel“, einer gewölbten Decke ohne Stützen. Diese Decke ist „schwingend“, also ohne Berührung mit dem Dach, konstruiert und schwingt bei Musik wie ein großer Geigenkorpus. Dadurch entstehen sehr gute Nachhallzeiten, eine sehr ausgewogene Frequenzführung, ohne dabei die Tiefen zu sehr zu betonen.
„Eine frei schwingende Holzdecke überwölbt den Raum, so dass ein Gefühl entsteht, man befände sich im Inneren eines Instrumentes.“, so Margrit Hottenrott von der Villa Lila Architektengesellschaft mbH.
Um die herausragende Akustik auch für größere Orchester zu optimieren, wird zusätzlich ein circa 20 Zentner schweres Schallsegel über der Bühne installiert
Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode wird Residenzorchester
Als Residenzorchester des neuen Konzerthauses Liebfrauen Wernigerode findet das weit über den Harzkreis renommierte Philharmonische Kammerorchester Wernigerode hier zukünftig seine Heimat: erstmals in seiner über 70-jährigen Geschichte bekommt das Orchester einen eigenen Proben- und Konzertsaal.
Mit dem Umzug in diesen einmaligen Konzertsaal beginnt für das Orchester eine neue Ära: Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens wird das Konzerthaus Liebfrauen Wernigerode. Neben bereits bekannten Konzertformaten wagt das Orchester – zugleich in der Funktion als Veranstalter – ein Experiment und präsentiert gerade im ersten Jahr des neu eröffneten Konzerthauses ein vielseitiges Musikprogramm, das verschiedenste Sparten umfasst und schon in der Eröffnungssaison Weltklasse-Musiker wie Ragna Schirmer, Felix Klieser, Fazil Say, die Gaechinger Cantorey oder auch Amistat in die Harzstadt lockt.
Die Veranstaltungen reichen von klassischen Orchester-, Chor- und Kammermusik-Aufführungen über Jazz- und Weltmusikabenden bis hin zu Singer-Songwriter-Konzerten.
Informationen & Tickets: www.konzerthaus-wernigerode.de (ab 1.12.2021, bis dahin www.pkow.de)
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