„Für mich als Niederländer war und ist das Fahrrad schon immer ein wichtiges Fortbewegungsmittel gewesen und auch in Berlin bin ich fast ausschließlich auf dem Rad unterwegs – von Düppel bis nach Spandau. Ich freue mich, dass das Rad heute an immer mehr Orten in der Welt als nachhaltiges Verkehrsmittel wahrgenommen wird, das der Umwelt, der Gesundheit und dem Verkehrsfluss in den Städten nützt. Deshalb freut es mich auch besonders, dass wir mit dieser Ausstellung das Fahrrad in den Fokus nehmen und mit musuku einen Partner gefunden haben, der die Subkultur ins Märkische Museum bringt“, so Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin.
Radfahren als Lebensart und Protest
In verschiedenen Themenräumen erzählen beeindruckende Fotografien die Geschichten von Subkulturen und Gemeinschaften, die sich mit dem Rad die Welt erschließen. Die Bilder führen um die ganze Welt: zu einem jährlichen Festival der selbstgebauten Räder nach New York und zu einer jugendlichen Fahrradbewegung, die per „Wheelie“ – das Vorderrad in der Luft – London durchquert. In Mexiko-Stadt haben ehemalige Gangmitglieder ihre Liebe zu extravaganten Rädern entdeckt, und in Berlin kämpfen Punks auf Hochrädern bei einer Art Ritterturnier gegeneinander. Die Fotografien stammen u. a. von Tod Seelie, Julie Glassberg, Adam Corbett, Joeffrey Guillemard, Christophe Gateau und Denise Schmidt.
Ergänzt werden die Fotos um weitere Objekte und Installationen, die sich mit dem Fahrrad als Zukunftsträger und Lifestyle-Objekt beschäftigen. Dabei werden auch aktuelle Berlin-Bezüge hergestellt – beispielsweise mit geplanten Rad-Projekten wie der Radbahn Berlin, die den Stadtraum unter dem Hochbahn-Viadukt der U-Bahn-Linie U1 in einen attraktiven Ort mit überdachtem Radweg verwandeln will. Oder mit dem Berliner Verein Rückenwind, der gespendete Fahrräder sammelt, repariert und Geflüchteten zur Verfügung stellt. Die Gruppe FxD.BLN organisiert Fahrradrennen, aber auch Nachtfahrten, um die Stadt besser kennenzulernen. Hier treffen sich Sportbegeisterte und Fahrradkuriere, die die Leidenschaft fürs Rad in seiner einfachsten Form – ohne Bremse und Gangschaltung – teilen.
Radfahren ist nicht nur eine Form der Fortbewegung. Radkultur steht in ständiger Wechselwirkung mit Mode, Musik, Design, Politik, Stadtplanung und Verkehrskonzepten. „Radfahren ist Lebensart und Protest. Wenn viele mit dem Fahrrad fahren, werden Veränderungen angestoßen. Das Fahrrad hat das Potenzial, das Leben in der Stadt und am Ende sogar die Stadt selbst zu verändern“, sagt Kuratorin Anke Fesel von musuku. So zeigt beispielsweise die rollende Demonstration der weltweiten „Critical Mass“-Bewegung an jedem letzten Freitag des Monats in Berlin, wie die Stadt ohne Autos aussehen könnte.
Berlin jetzt! – Gegenwart sammeln für das Stadtmuseum der Zukunft
Die „Easy Rider Road Show“ zeigt, wohin das Fahrrad Menschen bringen kann. Begleitend zur Ausstellung sammelt das Stadtmuseum Berlin Fotografien, Objekte und Geschichten zum Fahrradfahren in Berlin. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welche Erfahrungen machen Sie mit dem Rad oder mit Radfahrenden im Straßenverkehr? Wo entdecken Sie schon jetzt den Radverkehr Zukunft, wo begegnen Ihnen Hindernisse? Und welche Bilder von heute sollten für die nächsten Generationen festgehalten werden? Mit dem Aufruf Berlin jetzt! bietet das Stadtmuseum Berlin eine öffentliche Plattform für alle Einsender:innen. Im Rahmen der Sammlung Online sowie in der Ausstellung selbst werden die Beiträge sichtbar.
Die Sonderausstellung wird zudem von einer Reihe an Veranstaltungen und Aktivitäten begleitet. Diese reichen von Gesprächsformaten bis hin zu einem umfangreichen Programm am eintrittsfreien Museumssonntag am 5. Dezember 2021.
Eine Kooperation zwischen musuku – Museum der Subkulturen und dem Stadtmuseum Berlin
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