Zwei Praktika absolvierte Valeria Sanfilippo während ihrer Schulzeit, eines in einer Grundschule, eines in ihrem heutigen Ausbildungsbetrieb. Das war in der achten Klasse. Mit der Berufsorientierung hatte sie schon deutlich früher, praktisch von klein auf begonnen, und zwar im elterlichen Elektrobetrieb. „Ich bin damit aufgewachsen und fand es spannend zu sehen, was mein Vater macht“, sagt Valeria, die Mathematik und vor allem Physik zur ihren Lieblingsfächern an der Schule zählte.
Mit Begeisterung erzählt sie von ihrem Ausbildungsalltag, in dem sie sich aktuell vor allem mit Sicherheitstechnik beschäftigt und mittlerweile auch Verteilerschränke mit aufbaut. „Mir gefällt, täglich Neues zu sehen und an anspruchsvollen Aufgaben zu arbeiten, bei denen man zu 100 Prozent bei der Sache sein muss.“
Mit ihrer Entscheidung für eine handwerkliche Lehre ist die Abiturientin zufrieden. Allerdings mussten erst einmal einige Bedenken in der Familie wegen der körperlichen Belastung und der Akzeptanz als Frau in einem männlich dominierten Umfeld zerstreut werden. Mit Rollenklischees hat sie tatsächlich immer mal wieder zu tun. Gleichaltrige machen da keine Ausnahme. Valeria nennt ein Beispiel aus der Berufsschule. Dort fragte ein Klassenkamerad am ersten Schultag, was sie denn hier mache. Ihr Platz sei doch am Herd in der Küche.
Solche Sprüche kennt sie, auch die verwunderten Blicke auf der Baustelle, wenn sich eine Frau an der Elektrik zu schaffen macht. Valeria will sich davon nicht abschrecken lassen. Sie weiß, was sie will, und sie will sich behaupten. „Ich kann alles, was Männer können. Und die meisten schweren Arbeiten schaffe ich auch alleine, weil mein Ehrgeiz geweckt wird“, sagt die junge Frau selbstbewusst.
Ihren Ausbildungsbetrieb hatte Valeria schon als Praktikantin überzeugt. Man sehe sich in vier Jahren bestimmt wieder, hieß es zum Abschied. „Valeria ist durch ihr sicheres Auftreten und ihre offene, ehrliche Art eine Bereicherung für unseren Betrieb“, charakterisiert Harald Walker, Technischer Leiter des Betriebs, seine Auszubildende. Valeria sei motiviert, überaus lernwillig und gehöre an der Schule und in der überbetrieblichen Ausbildung zu den Einser-Kandidatinnen.
Valeria hat einen genauen Plan für die nächsten Jahre. Nach der Ausbildung will sie ihre Meisterin und die Betriebswirtin im Handwerk machen und sich auf die Nachfolge im elterlichen Betrieb vorbereiten. „Ich kann mir gut vorstellen, unser Familienunternehmen weiterzuführen.“
Seit einiger Zeit ist die passionierte Fußballerin und Hobby-Cellistin ehrenamtlich für das Handwerk im Einsatz. Sie gehört zum Team der Ausbildungsbotschafter der Handwerkskammer, die Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Ausbildung geben. Für sie auch eine Gelegenheit, Mädchen zu ermutigen, sich an technische Berufe zu wagen. Mit der Einteilung in Männer- und Frauenberufe kann sie wenig anfangen. „Wir können alle das Gleiche schaffen, wenn wir es wollen.“
Die Elektro Kürner GmbH plant und realisiert gebäude- und elektrotechnische Installationen in allen Größenordnungen. Dazu zählen die Sicherheits- und Gebäudetechnik ebenso wie Datennetzwerke, Automatisierung und der Bereich Energie- und Klimatechnik, der jüngst um eine heizungs- und sanitärtechnische Abteilung erweitert wurde. Der Ingenieur- und Meisterbetrieb mit Sitz im Tübinger Handwerkerpark, der mit seinen Projekt weltweit tätig ist, bildet seit Jahren erfolgreich aus.
Zur Auszeichnung „Lehrling des Monats“
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Be-trieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Mit der Auszeichnung zum „Lehr-ling des Monats“ soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgeho-ben werden. Sie dient als Ansporn für andere, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbil-dung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13.500 Handwerksbetrieben zurzeit über 4.500 Lehrlinge ausgebildet.
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