Licht und Schatten

Optimal waren die Rahmenbedingungen im vergangenen Jahr keinesfalls: allgemeine Unsicherheiten, marktsegmentabhängige Auftragseinbrüche oder zusätzliche Aufwände für Coronaschutzmaßnahmen sind nur einige Aspekte, welche die Betriebe neben den ohnehin hohen Bürokratiekosten zusätzlich belastet haben. Dennoch blieben die Branchenkonjunkturdaten weiterhin auf einem hohen Niveau stabil und zementierten einen neuen Langzeitrekord. Wenngleich vereinzelt vor allem spezialisierte Tischlereien und Schreinereien aus dem Messe- und Ladenbau mit ihren Werten deutlich unter dem Durchschnitt lagen, bewiesen viele Betriebe beeindruckende Flexibilität, indem sie beispielsweise kurzerhand ihr Produktspektrum erweiterten. Unterm Strich zeigen die Daten dabei auch, dass Unternehmenserfolg kein automatisches Ergebnis günstiger konjunktureller Lagen sein muss. „Wer regelmäßig die eigenen Zahlen analysiert, vergleicht und sich bei Bedarf zum Beispiel von den Profis der Innungsorganisation beraten lässt, wenn es darum geht, Strukturen und Abläufe anzupassen, bleibt liquide, flexibel und handlungsfähig bei unerwarteten Ereignissen“, erklärt TSD-Hauptgeschäftsführer Martin Paukner. „Das ist der eigentliche Schlüssel zum Erfolg!“

Zentrale Ergebnisse

Das Tischler- und Schreinerhandwerk ist 2020 gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Das bestätigen die Durchschnittswerte des Bundesbetriebsvergleichs, die Erfolgskennzahlen bewegen sich über alle Betriebsgrößen hinweg auf einem zufriedenstellenden bis guten Niveau. Beim betriebswirtschaftlichen Ergebnis sind in den Größenklassen I und IV minimale Rückgänge zu verzeichnen. Ein positiveres Bild zeigen die Zahlen der Größenklassen II und III, sodass der Durchschnittswert insgesamt auf hohem Niveau liegt – was ein Ausdruck der zuletzt sehr starken Konjunktur ist.

Zugelegt hat auch der betriebliche Eigenkapitalanteil – der Maßstab für Stabilität, Sicherheit und Handlungsfreiheit der Betriebe. Im Gesamtdurchschnitt liegt er bei über 44 Prozent, was in Anbetracht des kapitalintensiven Tischler- und Schreinerhandwerks sehr zufriedenstellend ist. Und auch der Zuwachs bei der Wertschöpfung je Beschäftigten überzeugt: Mit über 73.500 Euro stieg diese um etwa vier Prozent. Zum Vergleich: In den vergangenen 20 Jahren lag der im Zweijahresrhythmus gemessene Zuwachs bei durchschnittlich 2,6 Prozent. Der im Gesamtdurchschnitt auf reiner Kostenbasis ermittelte Stundenverrechnungssatz ist indes auf 60,38 Euro pro Stunde angestiegen und liegt damit erstmals über 60 Euro. Wobei sich in diesem Wert die Kostensteigerungen der vergangenen Jahre widerspiegeln. So sind sowohl der Gemeinkostensatz (um 8,5 Prozentpunkte auf 266,4 Prozent) als auch der Mittellohn gegenüber 2018 deutlich gestiegen.

Ausblick – Zuversicht und offene Fragen

Auch wenn das Tischler- und Schreinerhandwerk ohne massive Betriebsschließungen durch die Corona-Pandemie gekommen ist, zeigen die Lieferengpässe und Materialpreissteigerungen der vergangenen Monate, dass sich die globalen Wirtschaftsprozesse längst nicht in den gewohnten Bahnen befinden. Die Rahmenbedingungen zukunftssicher zu gestalten ist dabei auch eine wirtschaftspolitische Aufgabe. „Wir haben in unseren Wahlforderungen an die Parteien deutlich gemacht, dass nur ein gestärkter und entlasteter Mittelstand in der Lage sein wird, Steuereinnahmen zu erwirtschaften, die Deutschlands Ziele für eine fortschrittliche und klimafreundliche Zukunft auf hohem Wohlstandsniveau finanzieren“, sagt Martin Paukner. Darüber hinaus könne jeder Betrieb aber auch selbst Vorkehrungen treffen, zum Beispiel mit dem richtigen Verständnis für die eigenen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, entweder mithilfe der aktuellen Ergebnisbroschüre des Bundesbetriebsvergleichs oder direkt – durch eine Teilnahme am nächsten Erhebungsverfahren.

Hintergrund

Der Bundesbetriebsvergleich von Tischler Schreiner Deutschland gibt einen detaillierten Einblick in die Kapital-, Leistungs- und Kostenstruktur des deutschen Tischler- und Schreinerhandwerks. Die Ergebnisbroschüre ist für alle Tischler und Schreiner das Instrument zur Einschätzung und Bewertung der eigenen betriebswirtschaftlichen Ergebnisdaten. Fakten, wie sie der Betriebsvergleich liefert, sind in der Betriebsführung unerlässlich, denn zur erfolgreichen Unternehmenssteuerung gehört es auch, regelmäßig die eigenen Zahlen zu analysieren, zu vergleichen, Potenziale zu erkennen und die betrieblichen Strukturen, Abläufe und Standards aktiv anzupassen.

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